Hollywood hat es wieder einmal geschafft, einen Film auf die Leinwand zu bringen, der die Nerven der Zuschauer kitzelt und gleichzeitig eine klare Botschaft vermittelt. Ziehende Fäden (Originaltitel Phantom Thread), ein Film aus dem Jahr 2017 unter der Regie von Paul Thomas Anderson, spielt im London der 1950er Jahre und handelt von dem berühmten und bahnbrechenden Modedesigner Reynolds Woodcock, gespielt von Daniel Day-Lewis. Er ist ein Künstler, der sich der Mode verschrieben hat und in der britischen High Society der Nachkriegszeit eine zentrale Rolle spielt. Doch in diesem vermeintlichen Paradies lugt das Drama aus jedem Nadelöhr.
Dieser Film ist viel mehr als nur eine Ode an die Modewelt. Ziehende Fäden ist ein detailreicher Einblick in die Psyche eines von Perfektionismus getriebenen Menschen und bietet gleichzeitig einen Blick auf die gesellschaftlichen Schönheitsideale der damaligen Zeit. Es ist ein Werk, das unter anderem den Konflikt beleuchtet, der zwischen kreativer Inspiration und den Restriktionen einer überregulierten Gesellschaft entsteht. Manche Zuschauer mögen die Beziehung zwischen Woodcock und seiner Muse Alma als toxisch ansehen, aber für andere ist sie ein notwendiger Katalysator für seine Kreativität, die man im liberalen Hollywood wohl nicht immer gerne sieht.
Als Politisch Konservative in der heutigen Welt, wo jeder vermeintliche Skandal zu einem öffentlichen Feuerwerk der Empörung führt, ist es erfrischend zu sehen, wie Woodcock sich weigert, sich dem politischen Druck zu beugen. Während Menschen der heutigen Zeit in Blogs, auf Social Media und durch andere Medienformen ihre Empörung zur Schau stellen, bleibt Woodcock entschlossen seinen kreativen Weg zu gehen.
Der Film wurde, wie man es erwartet, hochgelobt und erhielt sechs Oscar-Nominierungen. Doch es ist nicht nur die faszinierende Handlung und die exquisiten Kostüme, sondern eine viel tiefere Auseinandersetzung mit der menschlichen Natur und den immerwährenden Kämpfen zwischen dem Ich und der Gesellschaft, die diesen Film sehenswert machen. Anderson setzt die Beziehung zwischen Alma und Woodcock brillant um und zeigt eine Dynamik, die an einen Tanz grenzt – voller Spannung, Leidenschaft und gelegentlicher Bosheit. Dabei handelt es sich um eine ausgeklügelte Erzählung, die sich durch subtile Gestaltung und eindrucksvolle Darstellungen entfaltet.
Ein Film für die Ewigkeit: Ziehende Fäden ist keiner dieser Filme, die man einmal sieht und dann vergisst. Er hinterlässt einen nachhaltigen Eindruck, weil er die Bedingungen hinterfragt, unter denen wahre Kunst entstehen kann.
Komplett unbeeindruckt von Sozialkonformität: Während andere sich anstrengen, jedem Trend zu folgen und dabei in der Masse untergehen, steht Reynolds Woodcock für einzigartige Kreativität.
Modediktat und Gesellschaftsdrama: Der Film greift tiefer, indem er die Frage stellt, wann Mode nur noch ein Spiegel der Gesellschaft ist und wann sie zur revolutionären Kunstform wird.
Eine meisterhafte Darbietung: Daniel Day-Lewis liefert mit Woodcock eine Darstellung ab, die von vielen als seine beste angesehen wird. Ein Mann, der von seiner Leidenschaft verschlungen wird.
Eine Muse für den Meister: Ohne Alma, gespielt von Vicky Krieps, wäre Woodcocks Leben nicht nur eine einsame Symphonie aus Seide und Schnitten. Sie ist der X-Faktor, den er nicht zähmen kann und auch nicht will.
Die Beharrlichkeit der Traditionen: In einer Welt, die von Schnelllebigkeit und ständigen Veränderungen geprägt ist, zeigt Woodcock, dass es manchmal eine rebellische Seele braucht, um den Wert von Handwerk und Tradition zu bewahren.
Gegen den Strom: Wer sich nicht anpasst, der fällt auf – im positiven Sinne. Woodcock ist ein Champion der Individualität in einer geglätteten Welt, in der alles gleich sein soll.
Ein visuelles Meisterwerk: Die Kulissen, Kostüme und Kameraführung sorgen dafür, dass Ziehende Fäden nicht nur ein inhaltliches, sondern auch ein ästhetisches Vergnügen ist.
Musik als Seele des Films: Der Soundtrack von Jonny Greenwood begleitet die Handlung perfekt und fängt die Atmosphären zwischen künstlerischer Hochstimmung und existenzieller Krise ein.
Kunst trotz Widerständen: Ein weiteres, wichtiges Thema ist, dass wahre Kreativität oft in Konfrontation mit der Gesellschaft entsteht. Woodcock gibt dem Drang nach sozialer Anpassung einen Korb, im Streben nach Perfektion und Authentizität.
Für einen Film, der auf den ersten Blick nur eine historische Romanze zu sein scheint, bietet Ziehende Fäden mehr als genug Stoff zum Nachdenken. Es ist ein Beispiel dafür, wie man seinen eigenen Weg gehen kann, auch wenn die liberalen Stimmen einer Zeit, in der jede Tradition hinterfragt wird, immer lauter werden.