Ein König, der den Glanz seiner Krone verliert, ist oft selbst daran schuld; doch die moderne Gesellschaft scheint diesen Schachzug besonders zu zelebrieren. Der „Zerstörter König“ ist eine Metapher für den Untergang traditioneller Werte durch die Verklärung von überholten Idealen. Während die Welt in den letzten zwei Jahrzehnten einen Wandel erlebte, ertrinken wir leider in einem Meer von falschen Versprechen und verwässerter Moral. Die Fragestellungen, die sich nun stellen, sind, ob dies wirklich der Fortschritt ist, den wir wollen und ob diese Dominosteine uns tatsächlich den erhofften Gewinn bringen.
Woher kommt dieser Trend, Könige und etablierte Orte der Macht zu zerstören? Beginnen wir bei den sozialen Medien, die sich zur neuen Stimme und Plattform der Masse aufgeschwungen haben. Sie stellen die vermeintlich natürlichste Umgebung dar, um Autoritäten in unzähligen kleinen Schachzügen zu demontieren. Die politische Korrektheit auf Abruf ermöglicht es jedem, seinen Frust abzuberechnen, gelenkt durch die unermüdlichen Algorithmen des Silicon Valley, die einzige Könige anerkennen – den Profit.
Dann gibt es noch die Umwälzungen in der Politik. Der Aufstieg der unzähligen „Revolutionsbewegungen“ zeichnet ein Bild der erneuerten Kraft des Volkes gegen die „Tyrannei“ der Institutionen. Aber die Frage ist: Sind wir in einer besseren Welt erwacht? Die voranschreitende Dämonisierung alles Traditionellen verkauft sich gut in den modernen Medien, bleibt jedoch meist so oberflächlich wie der gepriesene Wandel selbst. Wenn Kritiker der Meinung sind, dass der neue Kurs gerecht ist, haben sie sicherlich übersehen, wie sich manche Regionen in den Abgrund stürzen.
Und natürlich dürfen wir die Popkultur nicht vergessen. Filme, Serien und Musik, die im Grunde genommen nichts anderes sind als die Spiegelung einer sich verabschiedenden Ära von Werten und Wurzeln. Sie präsentieren uns die Zerstörung des Königs als etwas Bewundernswertes, als Zeichen modischen Denkens. Der König, einst standhaft und unantastbar, wird degradiert zu einem Artefakt für den Konsumdurst des Publikums.
Ein wesentlicher Akteur in diesem Spiel ist natürlich die Bildung. Das akademische Umfeld hat sich verändert, angetrieben durch verzerrte Ziele und Prioritäten. Universitäten, einst Schreine des Wissens und der Übermittlung konventioneller Weisheiten, kehren sich ab von bewährten Grundlagen. Der Weg der 'Entkönigung' führt über Curricula, die den Status quo infrage stellen, ohne die Konsequenzen zu bedenken. In welchem Paralleluniversum führt dies zu besserer Bildung?
Sehen wir uns die Wirtschaft an und wie sie ihre eigenen Zerstörer hervorgebracht hat. Es ist ein globales Phänomen, dass kleinere Einheiten den Riesen trotzen wollen und tatsächlich einige errungene Handelsriesen vom Sockel gestoßen haben. Monarchen der Industrie haben es zu spät erkannt, dass das Pfeifen auf kulturelle Traditionen den besten Weg darstellt, um kurzfristige Gewinne zu maximieren. Sie hofieren nun die Klänge des unaufhaltsamen Fortschritts und verlieren gleichzeitig ihre Identität.
Für die Hochburgen der Religion gilt Ähnliches, ein Königreich, das nun bröckelt. Der spirituelle Rückhalt, den viele Menschen in den Institutionen der Religion einst fanden, verliert entschlossen seine Wirkung. Zerstörter König, in Form von entweihten Heiligengräbern, die für den massentauglichen Geist umgeschrieben werden. Wieviel Substanz bleibt, wenn die Konsumgesellschaft auch hier Einzug hält?
Zudem noch der zerfleischte Stolz der Nationen. Der Nationalstaat, die einstige Einheit und das Symbol für Autonomie und Solidarität, wird durch den Schleier der Globalisierung ersetzt. Nationen, die einst souverän handelten, lassen sich in den Bann von überstaatlichen Organisationen ziehen, die mehr Interessen beseitigen, als sie Lösungen erarbeiten.
Der moderne König ist also mehr ein Mythos als ein greifbares Taumelstück. Es ist die Geschichte einer zerstörten Ordnung, in der die Kräfte der Manipulation regieren. Was bleibt, ist ein Wrack an überteuerten Prinzipien, die zum Scheitern verurteilt sind. Wenn ein König keine Krone mehr hat, das Zepter aus der Hand gegeben und der Thron von anderer Herrschaft eingenommen wurde, was ist dann noch übrig?
Das Zeitalter der zerstörten Könige mag uns als leuchtendes Paradebeispiel für Pragmatismus verkauft werden, doch es verdeutlicht außergewöhnlich gut, wie patriotische Werte zur Randnotiz der Geschichte werden. Der Schachzug, die Könige zu zerstören, ist nichts für das Brettspiel der Zukunft, sondern eine Spielerei mit den Grundpfeilern unserer Gesellschaft.