Warum 'Zardoz' mehr Realität als Science-Fiction ist

Warum 'Zardoz' mehr Realität als Science-Fiction ist

'Zardoz', ein provokanter Science-Fiction-Film von John Boorman aus dem Jahr 1974, gestaltet eine dystopische Zukunft, die heute überraschend real erscheint.

Vince Vanguard

Vince Vanguard

Vergesst die Märchenerzählungen von Hollywood – 'Zardoz' ist ein Film, der gleichzeitig verstört und fasziniert. Gedreht im Jahr 1974, unter der Regie von John Boorman und mit Sean Connery in der Hauptrolle, versetzt er den Zuschauer in eine zukünftige, dystopische Welt. Es ist ein Ort, an dem die sogenannte Elite ein utopisches Leben führt, während der Rest der Menschheit, zum Leben in primitivem Chaos verdammt ist. Was als Science-Fiction-Klassiker angepriesen wurde, fühlt sich heute erschreckend aktuell an. 'Zardoz' ist eine kraftvolle Allegorie auf die zunehmende Kluft zwischen den Eliten und dem einfachen Volk. Der Film überspitzt die Realität der sich verstärkenden sozialen Spaltung auf radikale Weise.

Ihr wisst, wie sehr der übergroße Kopf des titelgebenden „Zardoz“ in die Popkultur eingegangen ist. Es stellt sich jedoch die Frage: Ist 'Zardoz' wirklich Science-Fiction oder eher eine treffende Darstellung dessen, wohin sich Teile unserer Gesellschaft entwickeln könnten? Nehmen wir zum Beispiel die gepflegten, hedonistischen Elitären im Film, die in ihren eigenen abgeschotteten Kommunen leben – eine Metapher für die selbsternannte Moralität und Intelligenz einer gesellschaftlichen Gruppe, die von nichts anderem leben als übergroßen Selbstbildern und sich wiederholendem Geschwätz. Schaut man sich die heutige Kultur genauer an, die stets auf Bestätigung und Selbstdarstellung aus ist, erkennt man schnell, dass 'Zardoz' doch eher prophetisch ist.

Sean Connery, der die Rolle der schießwütigen und leicht bekleideten Exekutive Zed spielt, verkörpert den Aufstand des Einzelnen gegen das System. Sein Charakter symbolisiert die alltägliche Person, die vom gesellschaftlichen Mainstream enttäuscht ist und danach strebt, die Wahrheit herauszufinden, auch wenn er dabei das bestehende System zerschlagen muss. Boormans Provokation liegt darin, dass der Film keine Lösungen gibt, sondern uns zwingt, die unbequemen Fragen zu stellen: Wollen wir akzeptieren, was uns vorgesetzt wird? Akzeptieren wir die leuchtenden Bildschirme, die uns in eine illusionäre Parallelwelt führen, während die wahre Welt unter einem Vorhang aus Ignoranz bröckelt?

Im Kern von 'Zardoz' liegt eine ausdrucksstarke Kritik an jenen, die glauben, sie wären die Hüter der Zukunft und des Wissens, während sie in Wirklichkeit in einer Welt leben, die sie selbst geschaffen haben und die niemandem gut tut. John Boorman hat hier auf meisterhafte Weise den Zorn und Frustration greifbar gemacht, die viele heute fühlen würden. Es ist ein Film, der uns trotz seines surrealen und bizarren Charmes eine harte Wahrheit ins Gesicht schleudert: Moral predigen und elitäre Träume manifestieren ist oft eine Farce, die Ignoranz fördert und das Trennende nicht heilt, sondern verstärkt.

Darüber hinaus macht der Film klare Anspielungen auf den Missbrauch von Macht, als die Elitären das gewöhnliche Volk manipulieren, um es in einem Zustand der Unterlegenheit zu halten. Wenn wir uns die heutige Welt ansehen, in der Tech-Giganten und mega-reiche Oligarchen zunehmend Kontrolle über die sozialen und politischen Narrative übernehmen, kann man leicht Verbindungen ziehen. Aber wer wagt es, aufzustehen und 'Zardoz' den Spiegel vorzuhalten? Wenige. Denn was 'Zardoz' letztlich tut, ist, den Schleier jener festgefahrenen Utopie auszuräuchern, welche die Eliten den Bürgern gern unterjubeln möchten.

'Zardoz' ist nicht nur ein Film, sondern vielmehr ein Weckruf. Es geht um die wachsende Erkenntnis, dass man, entweder mit dem Strom schwimmt und in die Falle der Selbstzufriedenheit tappt oder den Mut aufbringt, Fragen zu stellen, Konventionen zu brechen und gegen den Strom zu schwimmen. Hollywood hat vielleicht gedacht, es mache Fiktion, aber heute zeigt uns 'Zardoz', dass die Linie zwischen Fantasie und Realität dünner ist, als wir glauben.