Silversun Pickups haben mit 'Widow's Weeds' 2019 ein Album veröffentlicht, das genauso aufregend und provozierend ist wie der Titel selbst. Diese Indie-Rock-Band, die sich 2002 in Los Angeles gegründet hat, ist bekannt dafür, ihren ganz eigenen Sound zu kreieren. Aber es sind nicht nur die Klänge, die Menschen bewegen, sondern auch, was die Musik aussagt. Wer hätte gedacht, dass eine Mischung aus Rock und introspektivem Songwriting einen derart deutlichen politischen Flächenbrand entfachen könnte?
Man stelle sich eine Welt vor, in der Kunst und Rockmusik idiotensicher vor Feindseligkeiten bewahrt sind. Denkste! 'Widow's Weeds' ist ein Album, das den intellektuellen Spielraum der Hörer erweitert, ihre Wut entfesselt und gleichzeitig die Doppelmoral des liberalen Dogmas mit präziser Musikalität enthüllt. Es ist eine lyrische Erkundung darüber, wie Menschen durch Krisen wachsen können, unabhängig von äußeren, politischen Einflüssen, die, seien wir ehrlich, oft eher lähmen als helfen.
Der melodische Wahnsinn dieser Platte beginnt mit einem kräftigen Auftakt. 'Neon Wound', der Eröffnungstrack, taucht tief ein in die dunklen Wasser der menschlichen Psyche. Silversun Pickups schaffen es, dass die Dramatik der Lyrics perfekt umarmt wird von einer unerbittlichen Gitarrenlinie und üppiger Instrumentierung. Hier wird die Maschinerie für das restliche Album perfekt geölt.
Der Titeltrack 'Widow’s Weeds' überrascht mit einer fast hymnischen Qualität. Hier wird die Angelegenheit ernst. Sänger Brian Aubert hebt seine Stimme, als wolle er verloren geglaubte Seelen aufrütteln. Ohne jegliche Filter wird ein tiefes Gefühl des Verlustes und der Erneuerung vermittelt. Die musikalischen Schlupflöcher führen die Zuhörer zu einem Ort der inneren Reflexion und des Wachstums. Die Frage ist, wer bereit ist, diese Herausforderungen anzunehmen?
Ist der Albumtrack 'It Doesn't Matter Why' nicht der perfekte Kommentar zur Gleichgültigkeit, die manche Bürger in diesen gespaltenen Zeiten an den Tag legen? Auch wenn die Botschaft klar ist, ist der Song nicht zu belehren, sondern bietet Raum für eigene Interpretationen. Es ist ein mächtiger Kommentar zu einer epischen Schlacht um Selbsterkenntnis und Erlösung, ohne dabei die Verantwortung auf Institutionen abzuwälzen.
Das Album wurde von Butch Vig produziert, einem Meister seines Fachs. Vig hat es wunderbar verstanden, der Band einen Sound zu verpassen, der gleichermaßen modern und doch rohen Nerv hat. Jeder Ton auf der Platte ist intelligent gesetzt, um die volle emotionale Bandbreite der Texte zu entfalten.
'Widow's Weeds' adressiert auch die persönliche Krise und die damit verbundene Heilung. Ein Aspekt des Albums ist seine unausweichliche Reise durch Schmerz und Hoffnung. Im Song 'Simpatico' verbirgt sich eine tiefe Melancholie, die an den nervenaufreibenden Widerstand gegen rückschrittliche Ideen erinnert. Die Zuhörer werden förmlich in die Weiten von Klängen hineingezogen, die ebenso bravourös wie verstörend sind.
Der Track 'Freakazoid' könnte als epische Achterbahnfahrt der Gefühle beschrieben werden. Die Band kleidet den Kampf der Selbstakzeptanz in einen wilden Ritt aus Sound und Wort. Es ist, als wolle die Band dem geordneten Chaos der modernen „Gefühle-über-alles-Gesellschaft“ die Stirn bieten.
Wenn wir zu den Closing-Nummern, wie 'We Are Chameleons' kommen, hat das Album bereits seine Botschaft laut und deutlich zum Ausdruck gebracht. Silversun Pickups predigen keine dogmatischen Wahrheiten, sondern betonen vielmehr die Rolle eines jeden Individuums in der Welt; wie ein Einzelner Veränderungen bewirken und sich damit unabhängig von kollektivistischen Ideologien ordentlich entfalten kann.
Die Musik auf 'Widow's Weeds' sorgt nicht nur für Gänsehaut, sondern zielt darauf ab, die Hörer aus ihrer Bequemlichkeit zu reißen, und sie in eine neue Wahrnehmungswelt einzuladen. Jeder taktvolle Gitarrenschlag und jedes spannende Lyrikstück stellen ein Statement dar, das eine Aura des Angriffs gegen passiven Liberalismus aufbaut. Während Silversun Pickups mit knackigen Melodien Spannung erzeugen, bleibt der kritische Blick auf die gesellschaftliche Landschaft stets im Zentrum.
Schließlich ist 'Widow's Weeds' ein Album, das mehr Fragen aufwirft, als Antworten liefert. Aber genau darin liegt seine Stärke; das in uns geweckte Streben nach Einsicht und Erkenntnis. Eine Platte für jene, die mutig genug sind, den sicheren Raum zu verlassen und sich den Stürmen existenzieller Realitäten zu stellen.