Wenn Politik ein Theaterstück ist, dann war die Wahl zum Metropolitan Borough Council von St Helens 2011 sicherlich eine tragikomische Inszenierung. Am 5. Mai 2011, genau zu dem Zeitpunkt, als der Frühling so langsam die Kontrolle über das regnerische englische Wetter gewinnen sollte, entschieden die Wähler in St Helens über die Zukunft ihrer Kommune. Die gesamte politische Elite war dabei und bot eine perfekte Bühne für kalkulierte Schaukämpfe um Macht, Einfluss und die Zukunft der Stadt im Nordwesten Englands. Tatsächlich ging es bei dieser Wahl um mehr als nur um ein paar Sitze im lokalen Rat. Es war ein Wunder, wie die Bürger von St Helens zwischen den allseits bekannten Parteien und ihren immer wieder gleichen Versprechen entscheiden sollten.
Der St Helens Borough Council, bekannt für seinen Ausflug in den ständigen Wechsel von Mehrheitsverhältnissen, war das Zentrum der Aufmerksamkeit. Und das nicht ohne Grund. Die Konservativen (Tories), die Labour-Partei und die Liberaldemokraten lieferten sich einen erbitterten Wahlkampf, der zeitweise an einen Boxkampf im wahrsten Sinne des Wortes erinnern mochte. Die politische Komödie erreichte ihren Höhepunkt, als sich Labour als Held der Arbeiterklasse darstellte und die Konservativen als Retter der mittleren Klasse. In ihrer gewohnten Art und Weise versuchten die Liberaldemokraten, die neuen Wohlstandsträger zu sein. Es war ein brillantes Schauspiel mit altbekannten Akteuren.
Am Ende des Wahlkampfes sicherte sich Labour erwartungsgemäß die Mehrheit der Sitze. Das soll jetzt wirklich überraschen? Sie gewannen insgesamt 40 Sitze und zeigten damit der Welt, dass das Setzen auf große Versprechungen und die Ausnutzung von Emotionen in politischen Kampagnen nach wie vor eine sichere Handlungsmethode ist. Die Konservativen hielten mutig ihre Stellung mit sechs Sitzen und die Liberaldemokraten, die glaubten, dass die Welt noch nicht auf ihren großen Durchbruch vorbereitet war, erlangten ganze drei Sitze.
Kritiker mögen sagen, dass eine hohe Wahlbeteiligung notwendig ist, um ein gesundes demokratisches System zu wahren. Doch wer braucht Demokratie in einer kleinen Stadt, wo ohnehin alles in einer Mischung aus politischem Lustspiel und Sturheit untergeht? Die Wahlbeteiligung lag bei schwachen 40 %. Das zeigt ein offensichtliches Misstrauen gegenüber der Politik auf, aber auch eine diplomatische Bequemlichkeit seitens der Bürger. Man könnte sagen, die Bürger von St Helens genießen es mit einer gewissen Ruhe, weit entfernt vom Schlamassel der großen Politik.
Natürlich darf man den Einfluss nationaler Politik auf lokale Wahlen nicht unterschätzen. Die Austeritätspolitik der konservativen Regierung unter David Cameron war frisch eingeführt worden und dies schlug sich nieder auf das Vertrauen der Bürger, besonders in identitätsgeprägten Wahlkreisen wie St Helens. Labour nutzte die Unzufriedenheit geschickt aus und packte das politische Zepter wieder fest in die eigene Hand.
Diese Wahlen zeigten, wie wichtig es ist, die Kontrolle über lokale Themen zu bewahren, während man sich gleichzeitig einem nationalen Schlafenlegen verweigert. Der starke Einfluss lokaler Gewerkschaften, die eiserne Sparpolitik und der Wille, einen Wechsel zu demonstrieren, bestimmten den Kurs und den Ausgang der Wahl. Die Probleme der Austerität erforderten echte Lösungen, nicht schöne Worte. Doch die Bürger wussten trotzig, dass, egal wer gewinnt, sich am Ende nicht viel ändern würde.
Ein ironisches Lächeln könnte einem aufs Gesicht huschen, wenn man bedenkt, dass viele Wähler einfach bleiben, wo sie immer waren: skeptisch gegenüber jedem, der mehr Macht will. Doch das ist verständlich in einem System, das so wenig Varianz zulässt. Ob Labour oder Konservative, es scheint, als ob der wahre Gewinner in St Helens der bleibt, der sich am besten an das ungeschriebene politische Drehbuch hält. Doch in einer Stadt, die stolz auf ihre karge Unabhängigkeit ist, könnte gerade dieser Status quo das ultimative Widerstandszeichen gegen übermäßige politische Kehrtwenden sein.
Während die kommenden Jahre weiter voranschreiten, bleibt St Helens wahrscheinlich ein Paradies für politische Satiriker und Zyniker – ein Ort, wo alles anders bleibt. So bleibt eben alles, wie es ist.