Waconda: Der verschwundene See, den man nicht vermisst

Waconda: Der verschwundene See, den man nicht vermisst

Wussten Sie, dass es in den Vereinigten Staaten einen See gibt, der wie ein Geist aus der Prärie auftauchte, um bald wieder zu verschwinden? Ja, es gab einmal einen geheimnisvollen See namens Waconda in Kansas, der heute so gut wie unbekannt ist.

Vince Vanguard

Vince Vanguard

Wussten Sie, dass es in den Vereinigten Staaten einen See gibt, der wie ein Geist aus der Prärie auftauchte, um bald wieder zu verschwinden? Ja, es gab einmal einen geheimnisvollen See namens Waconda in Kansas, der heute so gut wie unbekannt ist. Stellen Sie sich vor, wir sprechen über eine Wasserfläche, die einst den amerikanischen Ureinwohnern heilig war – und das mitten in Kansas, einem sonst so unspektakulären Bundesstaat, in dem man mehr Traktoren als Vergnügungsparks sieht.

Waconda, oder der “Große Heiliger See”, wie ihn die Indianer nannten, befand sich nahe dem heutigen Glen Elder State Park. Die Legenden besagen, dass hier die Great Spirit Spring, eine mineralische Heilquelle, war, die den Einheimischen für ihre rituellen Zwecke diente. Heute schimmern diese „heiligen Gewässer“ nur noch in den Geschichtsbüchern. Mitte des 20. Jahrhunderts, genauer gesagt im Jahr 1964, wurde der Waconda-See durch den Bau des Glen Elder-Staudamms geflutet. Das Opfer für unsere Zivilisation war ein weiteres Meisterwerk der Menschwerdung.

Man könnte denken, Waconda sei unbedeutend, aber für die westliche Zivilisation war es von großem Interesse, da es Mineralien und Heilkräfte versprach. Natürlich haben wirtschaftliche Interessen den Kulturdenkmälern oberhand gegeben. Der Bau des Staudamms war ein Triumph für die sogenannte Fortschrittlichkeit – da blieb kein Platz für die pietätvolle Retrospektion oder den Respekt vor der Geschichte. Ist es nicht typisch, wie die moderne Menschheit die Vergangenheit löscht, um Platz für ihre monumentalen Bauten zu schaffen?

Aber hey, warum sollten wir unsere Kühe oder unser Brot riskieren, nur weil ein paar antike Mythen uns einreden wollen, dass dieser See ‘heilig’ war? Die Lektion aus Waconda scheint einfach: Fortschritt oder Heidentum. Ihre Wahl. Wäre es nicht spannend, wenn mehr Menschen von dieser historischen Erbschaft wüssten? Nun, das ist wohl ein Denkanstoß. Der „Fortschritt“ ist eben das Mantra unserer Zeit.

Der See Waconda war ohne Zweifel ein grundlegend kultureller Mittelpunkt für die dort lebenden Völker. Doch als in den 1960er Jahren der Eifer der Regierungsbeamten nach Billigung eines neuen Staudammprojekts entfachte, konnte Waconda dem mit Geld gestützten Willen nicht standhalten. Liberale, die sich allzu oft um vermeintliche kulturelle Respektlosigkeiten sorgen, haben diesen Fall vielleicht übersehen – oder finden ihn unwichtig gegenüber ihren modischen Protestbewegungen.

Vielleicht sollten wir uns bei der Diskussion über die Bewahrung von Kultur auf die vergrabenen Schätze vor unserer Haustür konzentrieren, bevor wir über andere Kontinente richten. Waconda bietet einen lehrreichen Blick auf das Zusammenspiel von Tradition, Kapitalismus und dem unnachgiebigen Drang zur Modernisierung. Ein Dritte-Welt-Land haben die Amerikaner aus ihrer Midwest-Errungenschaft gemacht.

Man fragt sich, ob es jemals einen wirklichen Plan zur Rettung des Waconda-Sees gab oder ob die Autoritäten schon einmal die kulturelle Bedeutung gewichteten. Doch am Ende des Tages wird das wieder ein Hypothetikum bleiben; das unvermeidliche Fortschreiten der Zeit duldet keinen Widerstand, keine Mikrofone für die Totengerichte.

In der Welt von heute, in der Bewahrung von Kulturerbe oft im Rampenlicht steht (solange es nicht hier ist), ist der Waconda-See ein leuchtendes Beispiel dafür, wie schnell wir über Geschichte hinwegtrampeln, gerade wenn es um die vorwiegend unsichtbaren Wunder des Landlebens geht. Wer braucht schon eine mit Geschichte beladene Quelle, wenn frisches Trinkwasser aus dem Wasserhahn rinnt?

So bleibt Waconda ein verlorener Gigant. Eine verschwundene Erinnerung, die heute keiner vermisst. Oder fehlt uns der Blick für die Vergangenheit im Angesicht unserer Zeit? Vielleicht sollte da jemand mal einen Stein ins Rollen bringen.