Wenn es einen Schauspieler gibt, der Hollywood sein ungezähmtes Talent aufzwang, dann wohl Vittorio Gassman. Geboren am 1. September 1922 in Genua, Italien, war er ein Mann mit unvergleichlicher Bühnenpräsenz und einer Filmografie, die sich über ein halbes Jahrhundert erstreckt. Von den glorreichen Leinwänden Italiens bis hin zu den verführerischen Sirenengesängen Hollywoods war Gassman ein Name fernab der politischen Korrektheitsorgien, die man heute in der Filmwelt an jeder Ecke trifft.
Sein Einstieg in die Schauspielerei begann in den 1940er Jahren in Rom, in der sogenannten Cinecittà, dem Herzstück des italienischen Kinos. Dies wurde zu seiner Heimat. Hier legte er nicht nur den Grundstein für eine bemerkenswerte Karriere, sondern formte auch sein Image als unerschütterlicher Mann von Prinzipien. Während andere sich anpassten, um in Hollywoods Glanz zu gedeihen, blieb Gassman entschlossen, seinen eigenen Weg zu gehen.
Werfen wir einen Blick auf seine Werke, und es wird schnell klar, warum er nicht nur in Italien, sondern weltweit als einer der größten Schauspieler seiner Zeit gefeiert wurde. Filme wie 'I soliti ignoti' (1958) oder 'Il Sorpasso' (1962) sind mehr als bloße Streifen Zelluloid. Sie sind Meisterwerke, die sich mit Witz und Ironie gegen den Mainstream stellten. Herrlich unverfrorene Werke, die eine Nation zum Lachen und Nachdenken brachten. Es war diese Fähigkeit, sowohl Tragik als auch Komödie mit scheinbar kindlicher Leichtigkeit zu verkörpern, die ihm einen Platz im Pantheon der Filmgrößen sicherte.
Was Gassmans Karriere wirklich bemerkenswert machte, war seine Fähigkeit, mit Puristen des Kinos zu kooperieren, ohne je seinen eigenen ideologischen Boden zu verlassen. Trotz vieler Versuche der amerikanischen Traumfabrik, ihn zu einem weiteren Zahnrad in ihrer massenproduzierten Maschinerie zu machen, blieb Gassman dem italienischen Film treu und war stolz darauf, seine Karriere nicht an oberflächliche Hollywood-Manipulationen zu verkaufen.
Natürlich war er ein Blitzableiter für Kontroversen. Während so mancher Schauspieler sich schamlos anbiederte, um in den USA Fuß zu fassen, wählte Gassman den entgegengesetzten Weg. Seine entschiedene Weigerung, sich den politisch korrekten Gepflogenheiten des etablierten Filmwesens zu beugen, machte ihn nicht gerade zum Liebling jener, die gerne die Fahne nach dem Wind richten.
Aber was bleibt, ist nicht die Kontroverse, sondern das Erbe. Ein Schauspieler, der mit Schärfe und Tiefe spielte, und dessen Werke das Publikum auf eine Art und Weise erreichten, die heute kaum noch zu finden ist. Er stand für das Ideal, dass ein Künstler sich nicht selbst verraten muss, um Erfolg zu haben.
Sein Charme und seine Vielseitigkeit erstreckten sich natürlich auch auf das persönliche Leben. Gesehen als der Don Juan und Casanova der Filmwelt, waren seine romantischen Verwicklungen kaum weniger dramatisch als seine Filmkarriere. Diese Verbindungen sprachen von einem Mann, der nach seinen eigenen Regeln lebte und dabei wenig Rücksicht auf Normen nahm, die ihm auferlegt wurden.
Zum Schluss und trotz aller Umstände – oder vielleicht gerade wegen dieser – bleibt Vittorio Gassman eine Figur, die außerhalb der Grenzen des liberalen Hollywood-Dogmas stand. Ein Schauspieler der alten Schule, der mehr als ein glänzender Stern am Filmhimmel war, sondern ein Komet, dessen Aufstieg in die Unendlichkeit noch lange nachleuchtet.