Victor Bernau, der Mann, dessen Name ein Raunen in den glanzvollen Hallen der Theatergeschichte Norwegens hinterlässt, ist keine gewöhnliche Gestalt. Geboren im Jahr 1890 in Oslo, machte er sich als Schauspieler und Regisseur einen Ruf, der nicht nur durch seine professionelle Brillanz bestach, sondern auch durch seine kontroverse politische Haltung. Zu einer Zeit, als individuelle Strahlkraft häufig durch die kollektiven Wellen des Zeitgeists unterdrückt wurde, entschied sich Bernau dafür, seinen eigenen Weg zu gehen. Freilich wurde er nicht von jedem geliebt, aber wer auf allseitige Zustimmung wartet, wird nie mehr als ein Schatten im Rampenlicht sein.
Bernau begann seine Karriere in einer blühenden Phase norwegischen Theaters, als sich das Land in einer kulturellen Renaissance befand. Seine Anfänge reichen zurück auf Bühnen in Oslo, wo er bald durch sein herausragendes Talent auffiel. Und während die Welt um ihn herum immer ein Stück politischer zu werden schien, hielt Bernau sich fest an seinen eigenen Überzeugungen, die alles andere als konformistisch waren. Man stelle sich vor, was es bedeutet, im Theaterviertel eine völlig konträre Meinung zu vertreten, während die künstlerische Elite gegen vermeintlich ungerechte Systeme wetterte.
Diese Meinungsstärke machte Bernau nicht nur außergewöhnlich erfolgreich, sondern auch höchst unbeliebt bei jenen, die ihre Agenda auf bunte Plakate und Protestschilder geschrieben hatten. Und dennoch wusste Bernau, dass wahre Kunst nicht im Mainstream verfällt, sondern sich durch Unverkennbarkeit und Widerständigkeit auszeichnet. Das verstanden nicht viele zu der Zeit, und es versteht auch heute noch nicht jeder.
Lässt man den Vorhang seiner Karriere Revue passieren, so bleibt eines unstrittig: Bernau war nicht einfach nur ein Schauspieler. Er war ein Mann, der für seine Ideen einstand und dem Theater durch seine Eigenständigkeit eine unvergessliche Stimme gab. Theaterstücke wie „Une Saison en Enfer“ zeigten, dass er auch ein außergewöhnlicher Regisseur war. Seine Interpretation von Arthur Rimbauds Werk gab dem Publikum nicht nur neue Perspektiven, sondern stellte das menschliche Dasein gewagt in Frage. Diese Art der Provokation ist es, die Kunst aus der Zeitlosigkeit heraushebt und sie kraftvoll in den Zeitgeist eingraviert.
Was Bernau so besonders machte, war also nicht nur seine Begabung auf der Bühne, sondern sein unerschütterlicher Glaube an die Freiheit des Individuums. Wo andere floskelnhaft auf Gleichheit und Gerechtigkeit pochten, setzte Bernau auf den einzigartigen Ausdruck jedes Einzelnen, dessen Farbe nicht in ein graues Kollektiv getaucht werden sollte. Vielleicht war es genau diese Einstellung, die ihn für viele Liberale zu einem Schandfleck machte. Doch Kunst braucht Konflikt; sie braucht Divergenzen, um ihren wahren Wert entfalten zu können.
Bernau starb 1939, aber sein Erbe prägt die norwegische Theaterwelt bis heute – nicht immer zur Freude aller Teilnehmer dieses kulturellen Trubels. Seine Stücke wurden sowohl vom Publikum als auch von der Kritik gefeiert. Und genau deshalb bleibt sein Name auch in den heutigen Theaterkreisen unvergessen. Die Welt von Victor Bernau war eine, in der das Individuum gegen ein pathetisches Kollektiv ansagen musste, um schließlich in wahrer Größe aufzublühen.
Von all den Dingen, die Bernau in seinem Leben erreichte, bleibt eines besonders hervorstechend: der unbeugsame Wille, sich nie den Erwartungen anderer zu beugen. Sein Eigensinn mag ihm einige Feinde eingebracht haben, aber letztlich war es genau diese Hartnäckigkeit, die ihn von der Masse abhob. Augustinische Kunstgeschichte lehrt uns, dass Bernaus Vermächtnis als Schauspieler und Regisseur, der sich um nichts anderes als die eigene Integrität scherte, nicht spurlos verschwand. Nein, es ist eine Art von Unsterblichkeit, die selbst Jahre nach seinem Ableben noch hell leuchtet. Und was könnten die Liberalen mehr fürchten als einen strahlenden Stern im dunklen Himmel ihrer Konformität?
Mit dem unbeirrbaren Victor Bernau erhielt Norwegen einen kulturellen Helden, der unermüdlich daran arbeitete, das Theater zu dem zu machen, was es wirklich sein sollte: Ein Bollwerk des freien Geistes.