Wie Lettland die Freiheit verkaufte: Der Vertrag der Unabhängigkeit kostete

Wie Lettland die Freiheit verkaufte: Der Vertrag der Unabhängigkeit kostete

Der Vertrag über gegenseitige Unterstützung zwischen der Sowjetunion und Lettland von 1939 war nichts geringeres als ein trojanisches Pferd. Diese scheinbar harmlose Vereinbarung resultierte in Truppenstationierungen und sowjetischer Kontrolle, mit weitreichenden Folgen für Lettlands Unabhängigkeit.

Vince Vanguard

Vince Vanguard

In der Welt der internationalen Politik gibt es keinen Vertrag, der so hanebüchen sein könnte wie der Vertrag über gegenseitige Unterstützung zwischen der Sowjetunion und Lettland. Eine Geschichte, die in die Geschichtsbücher eingeht, wie ein Land seine Unabhängigkeit zum Schnäppchenpreis hergab. Im Jahr 1939, mitten im brodelnden Kessel Europas, unterschrieben Lettland und die Sowjetunion ein Abkommen: eine vermeintliche 'psychologische' Sicherheitsdecke für die Letten und eine willkommene Gelegenheit für die Sowjets, ihren Einfluss auszudehnen. Nachdem die Sowjetunion sich bereits Estland und Litauen als 'Partner' gesichert hatte, zog es Lettland, der letzte Puzzlestein im Baltikum, in diese diplomatische Falle. Der damalige lettische Präsident Kārlis Ulmanis sah den Deal als unausweichlich an, wohlwissend, dass es die bittere Pille bedeutete, die eigenen Ambitionen und Freiheiten zu verraten.

Lettland dachte, es könne einer Einmischung der Sowjetwirtschaft und -militär entkommen, wenn es dem russischen Bären nur eine leise Möglichkeit der 'Unterstützung' gäbe. Wie naiv! Der Vertrag bedeutete letztlich, dass sowjetische Militärstützpunkte auf lettischem Boden errichtet wurden. In vertraulicher Weise versprach die Sowjetunion dem kleinen Staat in baltischen Gefilden Schutz gegen vermeintliche Nazi-Aggressionen. Eine Farce! Diese 'Freundschaftserklärung' war nichts weiter als ein einziges, dreistes Manöver zur Ausweitung der sowjetischen Dominanz.

Man stelle sich die Ironie vor: Während viele glauben, dass Verträge der Fairness und des Gleichgewichts dienen, markierte dieser Vertrag einen direkten Angriff auf die Souveränität eines unabhängigen Staates. Die Konsequenzen waren nicht weniger als katastrophal. Im Juni 1940, weniger als ein Jahr danach, erloschen Lettlands Hoffnungen auf Freiheit, als die Rote Armee einmarschierte. Lettland wurde Opfer der sowjetischen Expansionsgelüste, und dieser Vertrag entpuppte sich als blanker Fassadenstaat der politischen Machtspiele.

Lettland war eine marxistische Landnahme der Superlative. Wenn einmal jemand nach einem lehrbuchartigen Beispiel suchen sollte, wie man seine Souveränität an den Henkerstift der Geschichte nagelt, dann ist dieser Vertrag das Paradebeispiel. Der Vertrag von 1939 erinnerte einmal mehr daran, dass die Sowjetunion kein Samariter war. Wie einst Großbritannien im 18. Jahrhundert Kolonien wie Indien mit dem Zuckerbrot-und-Peitsche-Prinzip überrumpelte, zementierten die Sowjets ihre Präsenz durch einen pseudodiplomatischen Diskurs.

Man könnte behaupten, dass Lettland sich mit diesem so genannten 'Hilfeversprechen' ins eigene Fleisch geschnitten hat. Ein Narkotikumsvertrag, der mit der Spritze sowjetischen Kontrolle gefüllt war. Damit besiegelte die Sowjetunion nicht nur ihre Starrheit, sondern zugleich die düstere Zukunft eines ganzen Landes. Lettland musste den Preis für das Trauerspiel des politischen Pragmatismus zahlen. Ein Deal, der statt einer winzigen Flüchtigkeit von Freiheit, mehr Szenario eines willkommenen Puppenspiels war.

Wer denkt, Verträge werden zu Treueschwüren zwischen Nationen, der wurde in diesem Fall eines Besseren belehrt. Das sogenannte Schutzbündnis entblößte Lettlands naive Vorstellungen eines stabilen Miteinanders mit einem totalitären Regime. Die Sowjetunion verstand es, Schlupflöcher zu nutzen. Ein vertrauensvoller diplomatischer Handschlag mündete in den Fängen einer politischen Hydra, die wenig mehr als pure Instrumentalität versprach.

Im Laufe der Geschichte sehnte sich Lettland nach Unabhängigkeit und dem Bruch aus den Ketten der Vergangenheit. Doch dieser Vertrag bleibt ein Mahnmal der Fatalität. Lettland hatte seine Ideale und Träume an einen Vertrag verkauft, dessen Fußnoten bis heute wie ein faules Ei nachhallen. Ein Erbe der Ernüchterung und der Krieg, der in den Köpfen der Letten bis heute tobt.

Einmal mehr zeigt sich: in der internationalen Arena gibt es wenige Freunde – viele Wölfe, die darauf lauern bei nächster Business-Gelegenheit zuzuschlagen. Eine Beschreibung, die liberalen Denkweisen wohl kaum gefallen dürfte. Mit dem Vertrag über gegenseitige Unterstützung zwischen der Sowjetunion und Lettland zeigt die Geschichte, dass es nicht nur um geopolitischen Einfluss geht, sondern auch um den Preis der Freiheit und den Willen, den waghalsigen Versuch der Unabhängigkeit immer wieder neu zu wagen.