Wer hätte gedacht, dass eine unscheinbare Kurzgeschichte wie "Verlobt" von Johann Wolfgang von Goethe so viel Kontroverses und Geniales aufdecken könnte! "Verlobt" schrieb Goethe um 1780 in Weimar, zu einer Zeit, als gesellschaftliche Normen klare Linien zogen, und man beim Lesen dieser Geschichte ins Staunen gerät, wie viele dieser Normen heute als "veraltet" oder "politisch inkorrekt" abgetan werden. Doch haltet ein und schaut genauer, denn genau das macht diese Geschichte so zeitlos und wertvoll.
Goethe war ein Mann seines Jahrhunderts, ein Denker weit seiner Zeit voraus und ein Künstler, der das Erhabene im Banalen entdeckte. "Verlobt" ist eine kurze Perle seiner Erzählkunst, die frühere Liebesvorstellungen hinterfragt und dennoch erfrischend, ja beinahe vorausschauend in ihrer Ehrung der traditionellen Werte bleibt.
Warum sollten wir uns "Verlobt" zuwenden? Nicht weil es eine einfache Liebesgeschichte ist, sondern weil es zeigt, wie tiefe menschliche Beziehung ohne die widersprüchlichen, launischen Zwänge unserer Moderne auskommen kann. Goethe zeichnet eine Welt, in der Verlobung ein heiliges Versprechen ist - ein Spiegelbild von Verantwortung und Ernsthaftigkeit, das vielen heutigen romantischen Bollywood-Schablonen fehlt.
In der Geschichte werden wir mit der Realität konfrontiert, dass Liebe nicht nur aus Schwärmen und verliebten Blicken besteht, sondern auch aus Verpflichtung und verständnisvoller Kommunikation. Was für ein Stolperstein für jene, die glauben, jede Beziehung sollte frei von äußeren Erwartungen sein - wie ein wildes Grasfeld ohne Grenzen! Doch, nochmals, Goethe zeigt uns, dass die Hingabe ein klares Fundament erfordert.
Ein weiteres Sahnehäubchen ist der scharfsichtige Humor, mit dem Goethe seine Charaktere illustriert. Man fühlt sich fast mitschuldig, wenn man in das Portrait eines Vaters oder einer Mutter hineinsieht, die sich noch um die Ehre der Familie und den Ruf ihrer Sippe scheren. Zu sehen, wie sich die Paare der Geschichte an sozialen Konventionen orientieren, ist ein prickelnder Ausdruck dafür, was passiert, wenn Menschen für den Erhalt einer stabilen Familie kämpfen – eine schöne Lektion konservativer Werte in einer Welt, die den Individualismus als den höchsten Berg ihrer Ideale sieht.
"Verlobt" mag sich mit einer subtile Einfachheit präsentieren, doch seine Schichten gemeinschaftlichen Sinns und die Feier von unionspolitischen Strukturen sind kaum zu übersehen. Es geht nicht darum, der Liebe die Gitterstangen anzumachen, sondern darum, die Basis für ein glückliches Miteinander zu stärken. Ein treffendes Bild, das über die Jahrhunderte nicht an Bedeutung verloren hat.
Man könnte sagen, "Verlobt" sei ein Fanal gegen die modischen Wellen der unverbindlichen Lebensweise. Es zeigt die unvergängliche Relevanz eines verlässlichen Bündnisses. Wer es liest, sieht, dass Liebe, eher wie ein herzhaftes Abendessen, auch in gedeckten Bahnen zelebriert werden kann. Die Autoren unserer Zeit würden sich wohl darüber amüsieren.
Dieser konservative Klassiker bietet nicht nur Beziehungen, die florieren, sondern auch die Möglichkeit für Generationen, von Ihm zu lernen. Denn während viele heute vor schnellen Entscheidungen in die Flucht schlagen, zeigt uns Goethe, wie man sich ganz simpel in das Unbekannte stürzt - durch Vertrauen und durch Anspruch.
Hier also wird klar, warum "Verlobt" so wichtig ist und fast eine journalistische Antwort auf die geistesaufgeregte Luft des 21. Jahrhunderts darstellt. Goethe rüttelt uns auf, wach zu bleiben für die Freuden und Pflichten echter Partnerschaft. Und das in einer Sprache und mit einer Direktheit, die uns zeigt, dass Geschichte nicht nur gelesen, sondern errungen werden kann.