Warum das Verfassungsreferendum der Amerikanischen Jungferninseln 1981 mehr als ein Rohrkrepierer war

Warum das Verfassungsreferendum der Amerikanischen Jungferninseln 1981 mehr als ein Rohrkrepierer war

1981 bot die US-Jungferninseln die geballte Mischung aus tropischer Sonne und politischem Drama. Mitten in einer schwülen Sommerbrise scheiterte der Versuch, eine neue Verfassung zu verabschieden.

Vince Vanguard

Vince Vanguard

Die Amerikanischen Jungferninseln 1981 – wo die Luftfeuchtigkeit und die politischen Ambitionen gleichermaßen hoch sind. In diesem Jahr verabschiedete sich die Bevölkerung der US-Jungferninseln, unterstützt von einem politischen Spektakel der besonderen Art, von der Chance, eine neue Verfassung zu verabschieden. Das Referendum vom 30. Juni 1981 (ja, mitten im Sommer, um die Vereinten Nationen zu beeindrucken) sollte den Bewohnern die Möglichkeit geben, ihre eigene Verfassung zu formen – ein Juwel der Demokratie, das viele geschenkt bekommen, aber die US-Jungferninseln irgendwie nicht so recht auspacken wollten.

Warum scheiterte diese Chance, fragt man sich. Es könnte an zu vielen Köchen gelegen haben, die den Brei verdarben. Eine eigens eingerichtete Verfassungskommission hatte sich in einem wahren Marathon an Sitzungen auf das stattliche Dokument geeinigt. Doch trotz dieser epischen Bemühungen lehnte die Bevölkerung das Ergebnis ab. Die vorgeschlagene Verfassung wurde mit 8.833 zu 6.911 Stimmen abgelehnt. Vielleicht lag es daran, dass man die wahren Bedürfnisse der Menschen nicht richtig eingefangen hatte. Oder daran, dass man dachte, die Wähler würden alles per se gutheißen, was ihnen auf schönem Papier präsentiert wird.

Ein weiterer Grund für das Scheitern könnte die Tatsache sein, dass die Verfassung als zu umfassend und komplex wahrgenommen wurde. Es fehlte an einer geschickten Vermarktung und an einem klaren Bild darüber, wie dieses monströse Stück Papier das tägliche Leben verbessern könnte. Viele Bürger der Amerikanischen Jungferninseln fühlten sich möglicherweise von dem Umfang eingeschüchtert. Ja, der Gedanke, die Regeln im Garten Eden des amerikanischen Territoriums eigenhändig neu zu definieren, könnte beängstigend sein.

Und natürlich spielt auch die schöne politische Dynamik eine Rolle. Führungskräfte sind oft mehr mit PR beschäftigt als mit den eigentlichen Anliegen ihrer Wähler. Die Regierung wollte zwar die Errungenschaften des Projekts stolz zur Schau stellen, ließ jedoch das überzeugende Argument vermissen, warum genau diese Verfassung notwendig war. Eine gesetzgeberische Eitelkeit, die man leider zu oft sieht, wobei der Stolz oft schwerer wiegt als der Wunsch nach echtem Fortschritt.

Im Rückblick muss man auch sagen, dass die Verfassung eine grandiose 'Chimäre' war, weil sie in erster Linie eine größere Autonomie von den USA durchsetzen wollte. Das brachte eindeutig eine unverkennbare politische Würze in das Thema. Die politische Elite der Inseln träumte von größerer Unabhängigkeit, während einige klügere Köpfe vermutlich die Hitzewelle der Karibik schuld gaben.

Doch die ganze Misere von 1981 war nicht umsonst. Man sagt, dass Misserfolge wichtige Lektionen enthalten, die, wenn auch bitter, dazu dienen können, künftige Entwicklungen zu verbessern. Eine Lektion war vielleicht, dass allzu ambitionierte politische Erfahrungsexperimente eine solide Bodenhaftung brauchen. Die politische Sohle muss gut genäht sein, damit der Wandel reibungslos geht.

Spülen wir also politisches Zuckerwerk und echte Veränderungen nicht einfach die Karibik hinunter. Auf den nächsten Versuch. Die Amerikanischen Jungferninseln kamen wieder 2009 mit einem Verfassungsentwurf – ein halbstarker Versuch. Doch das ist eine andere Geschichte. Und die moralische aller Lektionen? Die politische Beharrlichkeit sollte nicht unterschätzt werden, insbesondere nicht auf tropischen Inseln, wo die Luft genauso dicht ist wie die politischen Manöver.