Manchmal fühlt sich das Leben wie ein Theaterstück aus Absurditäten an. So etwa beim Thema "Vaterliebe Verweigert" von Jutta Reichelt, einem Werk, das 2018 die deutsche Literaturszene aufwirbelte. Es war Frankfurt, und die Buchmesse fand inmitten einer politisch aufgewühlten Landschaft statt, in der die traditionellen Rollenbilder der Familie stark in Frage gestellt wurden. Reichelt erzählt die Geschichte eines Vaters, der seine tiefe Zuneigung zu seinem Kind nicht ausdrücken kann, gefangen in einem Netz aus gesellschaftlichen Erwartungen und inneren Konflikten. Diese Erzählung spricht Bände darüber, warum Väter heutzutage oftmals als die großen Unsichtbaren im Familienkosmos gesehen werden.
Man fragt sich, wann genau Väter beschlossen, sich dem liberalen Ansturm zu beugen, der ihnen vorschreibt, sie sollten wie unsichtbare Statuen nebenher existieren, ohne ihre Bedeutung als Erzieher und Versorger zu betonen. Warum? Weil es angeblich die Frauenkleider enger schnürt, wenn Männer traditionell stark und präsent sind? Selbst der Gedanke, dass Väter wichtiger Bestandteil der Familie sind, scheint heutzutage als rückständig abgestempelt zu werden. Jutta Reichelt nutzt ihren Protagonisten, um genau dieses Problem aufzuzeigen: Die Entwertung der Väterrolle führt zu emotionalen Lücken, die mit keiner Anzahl von Ratgeberbüchern gefüllt werden können.
Diese Ignoranz überträgt sich dann auf die alltägliche Sprache, die Väter oft nur als Nebenbeierscheinung darstellt. Der Vater in Reichelts Buch ist ein Mann, der die Herausforderung annimmt, sich in eine Welt zu integrieren, die ihn am liebsten an den Rand verbannt sehen will. Eine Welt, die ihn als bedrohliches Relikt einer archaischen Weltordnung behandelt, während sie insgeheim das Leid und den Verlust beklagt, den seine Abwesenheit hinterlässt.
Dabei hat diese Vergessenheit handfeste Konsequenzen. Eine Gesellschaft, die dem Vater seine natürliche Rolle verweigert, produziert Generationen von heranwachsenden Menschen, die an emotionaler Orientierungslosigkeit leiden. Dies ist keine einfache Aufgabe, die Väter übernehmen. Mögen sie auch noch so politisch inkorrekt angesehen werden, ihre Anwesenheit und ihre Liebe sind in einer gesunden Familie unumgänglich. Väter sind oft die wahren Helden des Alltags, ob das nun in Frage gestellt wird oder nicht.
Manchmal scheint die Welt vergessen zu haben, dass Väter nicht nur durch ihre biologische Bindung, sondern durch ihre aktive Teilnahme am Leben ihrer Kinder wichtig sind. Reichelts Geschichte wirft die Frage auf: Was geschieht mit unseren Kindern, wenn wir Väter, die vor Herausforderungen nicht zurückschrecken und ihre Rolle als Vorbilder ernst nehmen, nicht in den Vordergrund stellen?
Reichelt drängt uns, darüber nachzudenken, ob die vermeintlich modernen gesellschaftlichen Erwartungen an die Vaterschaft wirklich so fortschrittlich sind, wie sie zu sein scheinen. Indem sie die emotionale Reise eines Mannes beschreibt, der zwischen seiner Sehnsucht nach väterlicher Zuneigung und der kalten Realität hin- und hergerissen ist, zeigt sie, wie wichtig es ist, den Vätern ihren gebührenden Platz zurückzugeben.
Spätestens here, die harten Realitäten, mit denen Väter im Jahr 2018 konfrontiert wurden. Doch hier ist der Clou: Das Stück scheint heute aktueller denn je, da die fortlaufende Erosion traditioneller Familienwerte den Blick auf das Wesentliche verstellt. Aber vielleicht ist das auch gut so. Denn wer sagt, dass die Vergangenheit immer ein schlechter Ratgeber ist? Vielleicht sollten wir öfter sowohl auf die Geschichten der Väter schauen, die uns Gevatter Zeit übermittelt hat, als auch auf die, die fiktive Figuren wie Reichelts Vater verkörpern.
Sich die Rolle des Vaters wieder zurückzuerobern, mag zwar wie ein romantisches Ideal erscheinen, aber es ist eine notwendige Notwendigkeit, die wir nicht ignorieren dürfen. Das Buch "Vaterliebe Verweigert" bringt uns dazu, die grundsätzliche Frage zu stellen: Sind wir wirklich bereit, die grundlegendsten sozialen Strukturen zu opfern, nur um den Zeitgeist zu befriedigen? Mit jeder Seite, die man umblättert, lehrt uns Jutta Reichelt, dass wir vielleicht etwas Wesentliches übersehen, wenn wir nicht aufpassen. Es ist an der Zeit, den Wert der Vaterschaft neu zu erkennen.