Vanity Fair 1998: Ein Sittengemälde der Gesellschaft und ein Festmahl für Kritiker

Vanity Fair 1998: Ein Sittengemälde der Gesellschaft und ein Festmahl für Kritiker

Man stelle sich eine Welt vor, in der Ehrgeiz und soziale Kletterei das Leben bestimmen: Willkommen in der Welt von *Vanity Fair* 1998.

Vince Vanguard

Vince Vanguard

Man stelle sich eine Welt vor, in der Ehrgeiz, soziale Kletterei und der Kampf um gesellschaftlichen Aufstieg die treibenden Kräfte des Lebens sind. Das ist die Welt von Vanity Fair, einer britischen TV-Serie aus dem Jahr 1998. Basierend auf dem gleichnamigen Roman von William Makepeace Thackeray, führt uns diese TV-Adaption in eine gesellschaftliche Landschaft, die kühner und spannender nicht sein könnte. Mit der Narbe der Napoleonischen Kriege als Hintergrund, jagt Beck Sharp - die Antiheldin schlechthin - unaufhörlich den Erfolg und die Anerkennung in einer Gesellschaft, die von Eitelkeit und Oberflächlichkeit geprägt ist. Die Serie, die in Großbritannien für Furore sorgte, zeigt, wie vermeintliche Tugenden wie Moral und Integrität immer wieder auf den Prüfstand gestellt werden. Es wurde 1998 auf dem britischen Sender BBC One ausgestrahlt und hob sich durch seine starke Dramatisierung der Gesellschaft heraus.

  1. Die Heldin, die keine ist: Rebecca "Becky" Sharp tanzt geschickt auf dem sozialen Parkett und nutzt jede sich ihr bietende Gelegenheit, um aufzusteigen. Ihre skrupellose Art sorgt dafür, dass sie sich schnell Freunde und Feinde macht, sowohl auf als auch abseits des Bildschirms. Ihre Darstellung im TV ist genauso brillant wie polarisierend.

  2. Ein Spiegel der Gesellschaft: Was einst zur Belle-Epoque der englischen Literatur gezählt wurde, hat sich im TV der 90er Jahre als meisterhafte Nachstellung gezeigt. Man könnte fast meinen, die Serie sei ein Vorschlaghammer, der die fehlerhaften Strukturen der Gesellschaft zerschlägt und das Übel der Kategorisierung und Oberflächlichkeit auf den Punkt bringt.

  3. Ein Klassiker der Literatur klug adaptiert: Die 1998er Ausstrahlung von Vanity Fair bewies, dass die Literaturadaptionen der BBC nicht in den staubigen Regalen der Bibliotheken zu finden sein müssen. Sie sind lebendig, modern und geschickt inszeniert, ohne die Essenz des ursprünglichen Textes zu verlieren.

  4. Visuell berauschend: Die Kostüme, das Setting, die sorgfältig ausgewählten Requisiten - jedes Detail ist makellos und ein absoluter Augenschmaus. Die Serie hält den Zuschauer visuell gefesselt und schafft es so, die eigentlichen Themen umso wirksamer zu präsentieren.

  5. Die falschen Werte der sogenannten Höflichkeit: Die Serie legt den Finger auf die Wunde der „guten“ Gesellschaft. Es entlarvt die Fassade der Anstandsdame, der wohltätigen Gesellschaft und des Ehrenmanns. Vanity Fair erschüttert den brüchigen Sandstein gesellschaftlicher Vorstellungen und zeigt, wie falsch und verlogen diese sein können.

  6. Grandiose Darstellerleistungen: Natasha Little als Becky Sharp stiehlt die Show. Ihre Darstellung der gewieften Ariadne des sozialen Spinnennetzes ist absolut elektrisierend. Auch die restliche Besetzung spielt nicht einfach nur ihre Rolle, sondern haucht den Charakteren Leben ein.

  7. Menschen wie Spielfiguren: Was bedeutet es, in einem Spiel gefangen zu sein, dessen Regeln andere bestimmen? Vanity Fair schildert meisterhaft die Strategien und Intrigen, die Stücke auf einem Schachbrett gleich, in Bewegung setzen.

  8. Ein Fest für Kritiker: Die Serie mag wohl der Albtraum für einige sein – doch sie ist definitiv Nahrung für kritische Geister. Sie nimmt keinen Blatt vor den Mund, was die Scheinheiligkeit des sozialen Status betrifft.

  9. Thematisierung von Klasse ohne Scheuklappen: Noch bevor das Wort „Gleichheit“ in aller Munde war, thematisierte die Serie die epochalen Unterschiede zwischen Arm und Reich - intelligenter und eingängiger, als so mancher heutiger Diskurs.

  10. Abseits des Mainstreams: Vanity Fair war kein Massenerfolg, was wohl auch an der Ehrlichkeit und dem schonungslosen Spiegel lag, den sie der damaligen und aktuellen Gesellschaft vorhielt.

Vanity Fair von 1998 ist eine Sittenschau der besonderen Art und gerade deshalb so sehenswert. Jenseits von moralischer Anbiederung setzt die Serie auf Ehrlichkeit und eine unnachgiebige Beschreibung der menschlichen Natur.