Blicken Sie hinter die Fassaden und Sie werden erstaunt sein, wie Libyen, dieses Land im angstgeplagten Afrika, seit Jahren in einem Netz aus politischer Zersplitterung gefangen ist. Seit dem Sturz von Muammar al-Gaddafi 2011 gibt es niemanden, der eine nachhaltige Stabilität besitzt. Stattdessen existieren rivalisierende Gruppen, die um die Macht kämpfen – und das worüber man nicht spricht: die modernen Kolonialmächte, die mit ihren wirtschaftlichen Interessen keinen Frieden wollen.
Zunächst zu den Fakten: Libyen ist heute ein Flickenteppich aus Regionen, die die historischen Provinzen Tripolitanien, Kyrenaika und Fessan umfassen. Diese Gebiete haben ihre eigenen Identitäten und politischen Loyalitäten. Die Hauptstadt Tripolis liegt im Westen und ist von der Staatengruppe Government of National Unity (GNU) kontrolliert. Im Osten hingegen liegt Bengasi, kontrolliert von der Libyan National Army (LNA) unter dem Kommando von Khalifa Haftar. Der Süden, das Fessan-Gebiet, ist ein heiß umkämpftes Territorium, in dem verschiedene Milizen um die Vormachtstellung ringen.
Libyen wurde nach der Unabhängigkeit 1951 als föderales Königreich gegründet, und obwohl es anfänglich in historischen Regionen unterteilt wurde, zeigt die aktuelle Situation, dass sich diese alten Bruchlinien nie vollständig schließen ließen. Die Probleme des Landes sind für viele, besonders diejenigen, die die Realitäten des kulturellen und historischen Erbes nicht respektieren, einfach ein Märchen aus 1001 Nacht. Politische Zersplitterung, Stammesrivalitäten und externe Einmischungen sind der alltägliche Stoff, aus dem Libyens Verdruss besteht.
Lassen wir uns nichts vormachen: Diese Komplexität ist nicht allein Libyens eigene Schuld. Wer die Karten auf den Tisch legt, erkennt, dass vor allem internationale Akteure wie die Türkei, Russland und Frankreich das Land mehr interessieren, als es uns die Nachrichten vermitteln wollen. Diese Länder haben ihre Hände tief in den libyschen Honigtopf gesteckt und spielen ihre Rolle in den konfliktreichen Unterteilungen, in der Hoffnung, Einfluss zu gewinnen und profitabel daraus hervorzugehen. Das ist bei weitem nicht die friedliche Übergangssituation, die viele Neckerei-Liberalen prophezeien.
Die Entscheidung, Gaddafi zu stürzen, öffnete die Tore zur Hölle. Es ist eine Lektion darüber, was passiert, wenn man stark zentralisierte Regierungsstrukturen durch hastig improvisierte Lösungen ersetzt, ohne den nötigen Respekt für die sozialen und kulturellen Gegebenheiten vor Ort. Die Sicherheitslage ist alarmierend, und niemand scheint eine Schlussfolgerung daraus ziehen zu wollen, dass das Fehlen einer zentralisierten Autorität zur Zersplitterung und Blüte der regionalen Mächte führte.
Die Frage der späten Stunde: Warum hat es niemand geschafft, Libyen wieder zu einen? Es gibt einfach zu viele Interessen, die es verhindern. Erdölreserven, strategischer Standort und politische Macht sind die Belohnung an der langen Leine der internationalen Verhandlungen. Auch wenn versucht wird, die Maßnahmen Libyens mit UN-Abkommen zu stützen, bleibt es ein Land, das letztlich von externen Mächten dominiert wird.
Die globalen Führer, die sich als die wahren Könige der Diplomatie verkaufen, verstehen oft nicht die Realitäten der lokalen Bevölkerung, die nichts vom westlich inspirierten großen Blumenpflücken namens Demokratie wissen wollen. Alles, was sie erleben, sind gebrochene Versprechen und ein oft nie erfüllter Traum von Freiheit.
Wollen wir wirklich glauben, dass diese diplomatischen Missgeschicke und Einmischungen zur Stabilität des Landes beitragen? Nein, die Antwort liegt darin, endlich die Augen zu öffnen und zu erkennen, dass regionale Eigenständigkeit und Selbstverwaltung der Schlüssel sind. Libyen wird hoffentlich eines Tages ein Staat sein, der von innen heraus wächst – aber dafür gilt es endlich die Strukturen abzubauen, die dies bis heute verhindern.