Wenn ein Buch die Gemüter erhitzt, dann ist es zweifelsohne "Todesröcheln Sing für Mich" von Malte Enna. Ein unverblümter Krimi, der 2023 die Menschen in Deutschland polarisiert – und das nicht nur wegen seiner schockierenden Handlung. Die Geschichte entfaltet sich in der düsteren Kulisse Berlins, wo Moritz, ein zynischer Ermittler, auf eine Mordserie stößt, die ihn in die tiefsten Abgründe des menschlichen Daseins führt. Die Frage ist: Warum scheint dieses Buch wie ein rotes Tuch auf die linke Kulturszene zu wirken?
Zunächst muss man verstehen, dass Malte Enna keine Angst davor hat, auf tradierte moralische Vorstellungen zu pfeifen und stattdessen die unangenehmen Wahrheiten unserer Gesellschaft zu beleuchten. Hier wird der Finger gezielt in die Wunde des verlogenen Gutmenschentums gelegt. Enna verwendet den dampfenden Asphalt Berlins als Metapher für den schwelenden Unmut im Volk. Die Mordopfer, die der Ermittler Moritz findet, sind nämlich nicht zufällig gewählt. Sie spiegeln den moralischen Verfall wider, den Enna mit beißendem Sarkasmus bloßstellt. Die Handlung mag brutal sein, aber sie fordert auch dazu auf, über die Dekadenz nachzudenken, die von der modernen Gesellschaft als Fortschritt getarnt wird.
Eine weitere Kontroverse dreht sich um Ennassy Abrechnung mit den etablierten sozialen Normen. Während das linke Lager in seiner Blase aus Genderneutralität und cancel culture versinkt, bringt "Todesröcheln Sing für Mich" den Leser im alten zum Nachdenken anregenden Stil auf den harten Boden der Tatsachen zurück. Die Charaktere in diesem Buch handeln nicht in Schemen, die allzu oft in politisch korrekten Narrativen erstickt werden. Enna versteht es, den allgegenwärtigen Narrativ des westlichen Verfalls mit schockierender Klarheit zu sezieren.
Kommen wir zum Protagonisten Moritz. Ein Mann, der die Nase voll hat vom moralischen Bankrott der Gesellschaft. Keine Stereotypen, sondern reine, unangenehme Wahrheit. Wie Stevenson’s Dr. Jekyll ohne ein Mr. Hyde, ist Moritz selbst ein Mikro-Chaos, definiert nicht durch gesellschaftliche Normen, sondern durch seine Menschlichkeit. Ein unbequemes Abziehbild des modernen Mannes, der wedelt nicht mit der Regenbogenfahne, sondern beobachtet mit Argwohn, wie linke Trivialitäten Realität verkommen lassen. So wie der gefleckte Rambo der deutschen Kriminalliteratur schreitet Moritz durch diese moralische Wüste und bedrängt den Leser indirekt, sich mit der unverschämten Realität auseinanderzusetzen.
Ein weiterer Grund, warum „Todesröcheln Sing für Mich“ provoziert, ist Ennagene Blick auf den Werteverfall in unserer Gesellschaft. Wo einst Tradition und Familie als Grundpfeiler galten, zeigt Enna den rapiden Abstieg gen zügelloser Individualismus, der wenig Raum für das Wir als Gesellschaft lässt. Seine scharfen Beobachtungen und die knallharte Analyse kultureller Umbrüche geben Denkanstöße, die über Satire hinausgehen. Es ist ein Spiegel, den die Leser nicht nur hinhalten, sondern auch zerschmettern wollen, weil ihnen nicht gefällt, was sie da sehen.
Wenn wir über Politik sprechen, dann tun wir das mit einem gesunden Maß an Realitätssinn. Während die Medienlandschaft davon spricht, wie diese Geschichte die Realität vielleicht überspitzt darstellt, trifft Enna oft ins Schwarze. Darum ist das vornehmlich als Krimi getarnte Werk ein vormaskierter sozialer Kommentar. Vorsicht, „Todesröcheln Sing für Mich“ ist keine Lobhudelei für den Zeitgeist, sondern ein Rückzugsort für kritische Gedanken.
Das ironische Stadtbild von Berlin in „Todesröcheln Sing für Mich“ scheint fast heraufragen nach moralischen Batoden von Politikern: ein subtiler Hinweis, dass die Stadt, die einst als progressives Zentrum galt, nur Fassade für einen weitaus tieferliegenden Zerfall ist. Wenn Moritz durch die verschmutzten Straßen Berlins läuft, spukt er in einer Zwischenwelt aus dysfunktionaler Verwaltung und kulturellem Satiremelodrama. Der Krimi erinnert an die Schönheit der Aufrichtigkeit inmitten all der leeren Phrasen.
„Todesröcheln Sing für Mich“ ist unverfälscht, kompromisslos und vielleicht eine Erinnerung daran, dass Wahrheiten unbequem sind und nicht immer von den lautesten Stimmen der Gegenwart vertreten werden. Was Enna geformt hat, ist eine epische Streitfrage, eine Kritik am wehrlosen Rationalismus und er bietet eine Hose voll Inhalt für den befreiten Einzelgänger.
Vielleicht sind es genau diese harten, provokanten Fragen und die nüchterne Betrachtungsweise, die das linke Spektrum mit seinem ewig-humanistischen Weltbild erzürnen. Sie wollen, dass wir glauben, die Welt sei im Wandel zum Besseren – Enna fragt, ob sie im Freien Fall enden wird. Der Krimi ist mehr als Unterhaltung: Er ist ein Schlagabtausch wider die Apologeten und eine Ermahnung an uns alle, kritisch zu hinterfragen, was von jenen propagiert wird, die sich im Muss einer selbstgerechten Ideologie vollziehen.