Der Soundtrack von 'Thor: Ragnarok' schlägt ein wie ein Blitz aus heiterem Himmel – aber immerhin ein konservatives Donnerwetter. Niemand geringeres als Mark Mothersbaugh, das Mastermind hinter DEVO, hat die Musik komponiert. Wer hätte gedacht, dass ein ehemaliger Punk-Musiker den tönenden Hintergrund für einen Marvel-Film liefern würde? Doch 2017 in den blühenden Marvel Studios von Disney in Burbank, Kalifornien – einem Ort, den man mit ein wenig Ironie als liberales Mekka bezeichnen könnte – geschah genau das. Die Entscheidung für Mothersbaugh war kühn und stach tatsächlich aus dem sonst sehr stimmigen Hintergrund von orchestralen Kompositionen hervor.
Jetzt könnte man sagen, dass die Wahl eines Musikers mit einer derart rebellischen Vergangenheit nicht gerade im Einklang mit traditionellen Werten steht. Aber genau das ist der Punkt: Das Marvel-Universum hat immer wieder mit solchen Überraschungen aufgetrumpft, die auf den ersten Blick die „Nein danke“-Box der Konservativen ausfüllen würden. Doch es zeigt sich, dass selbst rebellische Kunst im großen Rahmen der Entertainment-Welt konform gehen kann.
Die Tracks wie 'Thor: Ragnarok' Hauptthema und 'The Revolution Has Begun' vereinen Synthesizer-Klänge mit orchestraler Grandezza, um die thematische Zweideutigkeit des Films zu spiegeln. Denn, seien wir ehrlich, Thor selbst steht in diesem Film für eine Mischung aus Tradition und Rebellion, was durch den experimentellen Soundtrack unterstrichen wird. Mothersbaughs Musik schafft es, die Spannung zwischen Altem und Neuem zu modulieren, sodass sowohl konservative als auch junggebliebene Herzen erhört werden können – vorausgesetzt, man ist offen gegenüber der wummernden Synthie-Magie.
Doch es geht weiter. Der Soundtrack ist mehr als nur Musik, er ist ein Kommentar. Ein Statement. Ein lauter Ruf gegen Monotonie. 'Grandmaster Jam Session', einer der herausragendsten Tracks, versetzt den Hörer auf eine verrückte Reise durch das bunte Chaos von Sakaar. Es ist, als hätte man den musikalischen Joker aus dem Deck gezogen – verrückt, verspielt, unberechenbar. Ein Hauch von Reggae, gewürzt mit elektronischer Musik: es ist der perfekte Cocktail, um die wild alternativen, fast anarchischen Facetten von „Thor: Ragnarok“ zu unterstreichen.
Man könnte sogar sagen, der Soundtrack sei ein Meisterwerk der Synthese – nicht nur der Soundeffekte, sondern auch der Ideologien. Apropos Synthese, auch der prominente Einsatz von Led Zeppelins 'Immigrant Song' zeigt, dass altehrwürdige Rock Klassiker immer noch gegen den Einheitsbrei der modernen Kinohits ankommen können. Man sagt, Klassiker sterben nie – eine Melodie, die Jugendrevolten der 70er heraufbeschwört, hält auch in der Blockbuster-Ära der 2010er stand. Es ist, als ob die machthungrigen Studio-Bosse mit einem Augenzwinkern zugeben, dass guter Rock nicht immer tot ist, sondern manchmal nur ein bisschen Ruhe braucht, bis er zurückkehren kann.
Die meisterliche Mischung aus analogem Rock und digitalem Score gibt selbst den kritischsten Stimmen von rechts Anlass zu Lob. Die Ohrwürmer des Films ergänzen die visuellen Elemente perfekt. Sie bieten eine mehrdimensionale Erfahrung, die weit über die Grenzen der bloßen Betrachtung hinausgeht. Die taktische Entscheidung, Mothersbaughs einzigartigen Stil als Soundtrack zu verwenden, könnte für Burbanks große Kinostudios ein Geniestreich gewesen sein. Der freche, doch orchestrale Rhythmus der Musik zieht den Hörer in eine Welt, in der der Donner nie aufhört zu rollen.
Es ist schwer zu leugnen, dass die wahre Magie des Thor-Ragnarok-Soundtracks darin liegt, buchstäblich aus dem Rahmen zu fallen. Die unerwartete, und dennoch so passende musikalische Untermalung zeigt, dass konservative Werte nicht immer an starre Konventionen gebunden sein müssen. Manchmal kann auch ein lauter, wummernder Beat konservative Ohren erobern. Es ist die klassische Symbiose von Altem und Neuem, die die stärksten Argumente gegen Eintönigkeit liefert und beweist, dass man selbst im Popcorn-Kino nicht auf Tiefe und Ernsthaftigkeit verzichten muss. Egal, was die Liberalen da draußen sagen mögen: Dieser Soundtrack könnte zurückblickend als einer der gewagtesten Züge im Marvel-Universum gelten, der die Popkultur im Sturm erobert hat.