Zwischen Burgunder und Bordeaux: Warum Wein Teilen Beziehungsproblemata Verkörpert

Zwischen Burgunder und Bordeaux: Warum Wein Teilen Beziehungsproblemata Verkörpert

Wein ist nicht nur Getränk, sondern ein Instrument gesellschaftlicher Statements. Das Teilen eines edlen Tropfens kann mehr über die Gesellschaft verraten, als viele wahrhaben wollen.

Vince Vanguard

Vince Vanguard

Wein - das berühmte Hobby der Elite, wurde im Laufe der Jahre zum neuen sozialen Schmiermittel unserer Gesellschaft. Von einem Abend bei Kerzenschein bis hin zu politischen Treffen, Wein ist der stille Begleiter, der die Zunge lockert und die Sinne schärft. Doch bei "Teilen Sie diesen Wein" handelt es sich nicht nur um eine flüssige Güterverteilung, sondern um ein politisches Statement. Wenn in München ein neuer Weinkeller eröffnet oder in Berlin ein Winzer seine Türen öffnet, stellt sich die Frage: Wer sollte an diesem edlen Tropfen teilhaben?

Da hat man also den 2010er Bordeaux, mit samtig-weicher Textur und einem Hauch von Schwarzkirsche, und die brennende soziale Frage ist, ob dieser dekadente Genuss nun der Masse oder der Klasse gehört. Gerade in einer Zeit, in der Luxusgüter zum Thumbnail der sozialen Medien avancieren, stellt sich die Frage: Ist Wein noch ein Genussmittel oder längst ein Symbol des Standes? Upset might be the new wealthy, wie man im Englischen sagen würde. Her mit den Korken, her mit dem sozialen Gefüge, mag ein konservativer Zugriff auf symbolische Macht lauten.

Apropos Ohnmacht: Abseits vom simplen Gläserklingen steht der Wein schon seit jeher für den feinen Seufzer der Rebellion und des Dünkels. Ob in einer starren Hierarchie oder den flatterhaften Gruppierungsversuchen linker Randerscheinungen, Wein steht stellvertretend für den Riss zwischen der Elitenverachtenden und der materialistenschätzenden Riege. Und während unser Geist in die Elektrofunk-Stücke von John Williams eintaucht, erhellt der Wein eben nicht nur den Gaumen, sondern wirft eine eherhelige Frage auf: Wieso teilt man überhaupt?

Wenn man dann so beisammen sitzt und das Glas gegen das Licht hebt, merkt man schnell, dass das Teilen eines 2010er Bordeaux ein soziales Ritual auslöst. Wir konstruieren zwangsläufig eine Diskussion, in der wir elegant zwischen Historie und Gesellschaftsdiskurs springen. Das unvorhersehbare Schlaglicht auf den Champagner von 1785 inmitten gefährlicherer Zeiten geworfen? Was sagt das über uns und unsere begierige Distanz zu Ewiggestrigem und Aufbruch aus?

Nun, der gemeine Weinteilnehmer ist sich selten bewusst, dass das Aufschneiden einer Käseplatte weit weniger ausschlaggebend ist als der verdorbene Weinring, welcher jedes Treffen hinterlässt. Dieses banale und doch komplexe Ritual demonstriert den Werteverfall, wenn Flaschenbesitzer über Inhalte als Massenmittel zu Gesprächsanfängen und -Enden verführen. Erneut wird klar: Wein ist weniger Getränk als Bedeutungsträger.

Wie wird etwas so Subtiles wie das Teilen eines Weins zu einem sozialen Indikator? Warum symbolisiert das Entziehen des Korkens die innere Saat der gesellschaftlichen Kluft? Sicherlich sind diese Fragen brisanter und explosiver als der explosive Korken eines billigen Champagners. Es ist nicht nur eine Frage des "Teilen um des Teilens willen", sondern des "Teilen, um zu polarisieren".

In einer Welt, die zunehmend von Trendwellen definiert wird, tut der Austausch über Wein mehr als bloß den Rauschzustand beschwingen. Denn was wäre das Gespräch über einen Rotwein-Merlot ohne es auch zu teilen? In stilvollen Kreisen gibt es nichts Ähnliches; somit wird der Wein nicht einfach als Getränk betrachtet, sondern als ein Zeugnis von Empathie ebenso wie Elitismus. Die Vorstellung, dass ein Glas Wein Vereinzelung auflösen könnte, verrät, dass in jedem Tasting-Room ein Hauch von Renaissance liegt—sofern die richtige Denkweise diese subtile Kunst kultiviert.

An dieser Stelle wird die Diskussion hitziger, wenn darüber debattiert wird, wie die Weinlese des Besten von Rechts und Links einmal wieder aussehen könnte; oder warum die jahrhundertealte Praxis des Vesperns in die Spaziergänge einfließt. Während die einen stets am gesellschaftlichen Gedanken der Inklusion verzweifeln, fragen sich andere, wann das nächste Glas auf ungeteilter Ebene erhoben wird. Denn eines bleibt sicher: Wein ist sowohl Minenfeld als auch Stiftung, Antagonist und Bot. Und so wird „Teilen Sie diesen Wein“ nicht bloß zum Motto, sondern zur polaren Schnittstelle.

Tatsächlich gibt es angesichts der klassischen Bilder, die entstehen, wenn der Champagner beim Neujahrsfest an die Wand prallt, weitaus mehr zu bedenken, als wie man den besten Jahrgang erwischt. Wird das Teilen des Weins erneut zur Schranke zwischen denen, die Eichenholzlieferungen schätzen, und denen, deren Genuss selbst in Gläsern beschränkt bleibt, während der Wein in den Laboren der Geschichte als Blutkonserve des Genusses betrachtet wird? So entstellten die Wogen den Krisenwert.

Aus Richtung Mainz bis hin zu den holperigen, tief verzweigten Weinbergen andernorts, zieht der Sprühregen von Diskussion, der an einem geselligen Abend entsteht, seine Kreise. Wahrlich, geteilter Wein ist mehr als Glanz und Randbemerkung. Keine Frage, das Lärmen in der Ferne bleibt bestehen; querend durch den unendlichen Dunst hebt sich das klare Ei ab vom Biohof genauso wie der entkorkte Duft alten Weines ein Abbild unserer kommenden Erinnerungen bleibt.