T. H. Green: Der unterschätzte Denker, der Linke nervös macht

T. H. Green: Der unterschätzte Denker, der Linke nervös macht

Thomas Hill Green, ein britischer Philosoph, der den neuen Liberalismus formte, liefert konservativen Denkern heute frische Perspektiven, während er gleichzeitig linke Gemüter erhitzt.

Vince Vanguard

Vince Vanguard

Thomas Hill Green, dieser britische Philosoph und politische Theoretiker, der am Ende des 19. Jahrhunderts lebte, ist ein wahrer Geheimtipp in konservativen Kreisen. Geboren 1836 in Birkenbury, England, leitete er den 'neuen Liberalismus' ein und entfaltete seinen Einfluss an der Universität Oxford. In einer Zeit des sozialen und wirtschaftlichen Umbruchs forderte er den Staat auf, mehr Verantwortung zu übernehmen, um die moralische und soziale Entwicklung der Individuen zu fördern. Eine weitaus provokativere Haltung, wenn man bedenkt, dass das linke Establishment heutzutage ähnlich verlangt, aber aus völlig anderen Beweggründen.

Green war es leid, dass die damalige Politik oft blind gegenüber den sozialen Realitäten war. Er glaubte an den positiven Einfluss des Staates, aber nicht in der Art von Bevormundung und Einschränkung, wie sie von heutigen Bürokraten betrieben wird. Stattdessen sah Green den Staat als einen Katalysator für individuelle Selbstverwirklichung und moralische Erziehung. Er wollte, dass der Staat die Voraussetzungen schafft, unter denen sich moralische Tugenden entwickeln können, und nicht, dass er die Bürger in ein enges Korsett von Vorschriften zwängt.

Interessanterweise sehen Konservative in Green einen Denker, der die Bedeutung der Gemeinschaft erkennt, ohne die individuelle Freiheit zu opfern. Die Idee, dass der Staat als moralische Macht handeln sollte, widerspricht heutigen liberalen Auffassungen, die den Staat oft als alles beherrschenden Spieler sehen. Green erkannte die Bedeutung der Gemeinschaft, aber er glaubte fest daran, dass der eigene Wille und die individuelle Verantwortung immer an erster Stelle kommen sollten.

Ein weiterer Punkt, der Green von vielen seiner heutigen intellektuellen „Nachfolger“ unterscheidet, ist seine Überzeugung, dass Freiheit nicht nur die Abwesenheit von Zwang ist, sondern die Fähigkeit zur Selbstverwirklichung und Selbstkontrolle. Er definierte Freiheit als etwas Positives – nicht einfach nur die Freiheit von externen Zwängen, sondern die Möglichkeit, ein erfülltes und moralisch verantwortliches Leben zu führen.

Natürlich stößt diese Art des Denkens auf Widerstand, besonders bei denen, die jeden staatlichen Eingriff als gerechtfertigt ansehen, solange er nur der Gleichheit dient. Doch während Gleichheit ein edles Ziel ist, darf sie nicht auf Kosten der Freiheit erreicht werden. Die Freiheit, die Green propagierte, fördert das Streben nach Glück und macht den Einzelnen zum Architekten seines eigenen Schicksals.

Green's Einfluss auf die britische Politik besteht fort, obwohl er nicht die Popularität anderer Philosophen wie Karl Marx oder John Stuart Mill erreicht hat. Trotzdem hat er in der akademischen Welt erheblichen Einfluss ausgeübt und vielleicht sogar mehr zum Diskurs um die Rolle des Staates in der Gesellschaft beigetragen als viele der lauteren Stimmen dieser Zeit.

Seine Schriften, vor allem 'Prolegomena zu Ethik', sind ein Meilenstein für alle, die nicht nur den Staat, sondern auch die persönliche Verantwortung als wesentliche Eckpfeiler einer funktionierenden Gesellschaft sehen. Hier wird klar, dass Freiheit ohne Verantwortung schnell zum Chaos führt. Eine Gesellschaft, die darauf basiert, dass jeder nur für sein eigenes Wohl sorgt, ohne die Gesamtheit im Blick zu haben, kann schnell auseinanderbrechen.

Es wäre ein Fehler, Green auf sein Streben nach einer größeren staatlichen Rolle zu reduzieren. Vielmehr wollte er, dass der Staat die Bedingungen verbessert, unter denen Menschen ihre natürlichen Fähigkeiten und moralischen Vorstellungen verwirklichen können. Ein Standpunkt, der in der heutigen Zeit häufig missverstanden wird, wo staatliche Eingriffe oft als unnötige Bevormundung wahrgenommen werden.

Es ist höchste Zeit, dass wir uns erneut mit den Lehren von T. H. Green befassen, nicht zuletzt deshalb, weil sie mehr mit modernen konservativen Werten gemein haben, als manch einer zugeben möchte. Diese Verbindung zu traditionellen Werten könnte dazu beitragen, dass die Debatte um Freiheit und Verantwortung in der Politik eine dringend benötigte Renaissance erfährt und über die Oberflächlichkeiten hinausgeht, die häufig die aktuellen politischen Diskurse dominieren.

Thomas Hill Green bleibt ein unterschätzter Philosoph, dessen Ideen zeitlos sind. Vielleicht ist es gerade seine Fähigkeit, kontroverse Themen von Staat und Freiheit zusammenzuführen, was ihn zu einem unbequemen Denker für das heutige linke Establishment macht. Doch genau das macht ihn relevanter denn je.