Stuart MacBride packt uns an den Kragen, wie ein hartgesottener Detektiv einen kleinkriminellen Dieb. Dieser schottische Autor, geboren 1969 in einem kleinen Dorf in Schottland, ist bekannt für seine unglaublich packenden und oft düsteren Kriminalromane, die die Leser förmlich an die Seiten fesseln. Seine bekannteste Serie dreht sich um den Detektiv-Sergeant Logan McRae und spielt in der grauen, aber faszinierenden Stadt Aberdeen.
MacBride ist seit 2005 mit dem Buch „Die dunklen Wasser von Aberdeen“ („Cold Granite“) auf dem Radar der Krimiliebhaber. Seitdem hat er eine erfrischende und manchmal erschreckend realistische Stimme in die sonst oft glatte Krimiwelt eingebracht. Der Mann hat eine Art, Städte lebendig werden zu lassen - nicht schillernd, sondern in all ihrer abgenutzten Pracht und brutalem Realismus.
Was ihn von anderen unterscheidet? MacBride mischt gekonnt Humor mit Herzschmerz und Gewalt. Er wagt es, seine Protagonisten menschlich und gleichzeitig dramatisch schroff zu gestalten. Leser werden von MacBride nicht wie naive Touristen behandelt, die durch seine Geschichten streifen, sondern wie erfahrene Ermittler, die sich in der zwielichtigen Welt von Aberdeen zurechtfinden müssen.
MacBrides Bücher entfalten ihre Handlung in einem düsteren, oft regengetränkten Ambiente - etwas, das sicherlich keine gebrechlichen Nerven anlockt. Diese realistische Darstellung zieht Leute an, die bereit sind, sich der rauen Wirklichkeit zu stellen, anstatt die rosarote Brille aufzusetzen. Die Welt ist kein Märchenbuch, und das ist in MacBrides Geschichten kristallklar. Kein Wunder, dass die 'Logan McRae' Serie solch eine eigenwillige und treue Fangemeinde hat.
Seine Schreibe ist kompromisslos direkt, nicht unähnlich einem schottischen Winter – hart und unbarmherzig. Leser wissen, dass sie bei ihm keine politisch korrekten Beschönigungen finden. Nein, hier geht es um die echte, oft unansehnliche Realität. Genau das kann manche irritieren, da es nicht der allgemeinen Erwartung eines "glatten" Krimis entspricht, und das macht sie so absolut fesselnd.
Stuart MacBrides Charaktere sind nicht die glatten Helden aus Ihren typischen liberalen Wohlfühlgeschichten. Sie sind wirklich echte Figuren mit all ihren Fehlern und Gebrechen, und genau das macht sie so glaubwürdig. Logan McRae ist kein Bruce Willis, der aus jeder Gefahr unbeschadet hervorgeht. Nein, er ist ein Mann mit Schwächen, mit einer Vergangenheit und einer düsteren Zukunft. Dies macht ihn zu einer Figur, die man nicht nur bewundert, sondern auch versteht.
Aber es ist MacBrides Talent für schwarzen Humor, das seine Bücher von den anderen abhebt. Inmitten von Verbrechen und Korruption bringt er uns dazu zu lachen, gerade dann, wenn es am wenigsten zu erwarten ist. Diese Momente der Menschlichkeit machen seine Bücher weitaus einnehmender. Er navigiert meisterhaft durch die menschliche Psyche und zeigt uns die Stärke und Zerbrechlichkeit, die der Alltag mit sich bringt.
Auf der anderen Seite lockt die unerschütterliche Brutalität viele Leser an, die sich in einem Sumpf aus zuckerwattigen "Happy End" Geschichten verlieren. Es gibt etwas Beruhigendes an der rauen Ehrlichkeit seiner Erzählungen. Hier bekommt man nicht das, was man erwartet, sondern das, was die Realität tatsächlich bereithält.
Warum also sollte man Stuart MacBride lesen? Weil er uns wachrüttelt, uns zwingt, die Augen zu öffnen und die Welt in ihrer ehrlichen, manchmal brutalen Schönheit zu sehen. Und in einer Welt, die zunehmend von Scheinheiligkeit überflutet wird, ist das eine seltene und wertvolle Gabe.
In perfekter Balance zwischen Spannung und Realität, Menschlichkeit und Abgrund, zeigt uns MacBride, dass das wahre Gesicht der Kriminalliteratur alles andere als ein glattes Märchen ist. Seine Bücher sind nichts für schwache Nerven, dafür aber umso mehr für die, die bereit sind, sich der realen und manchmal brutalen Welt der Kriminalistik hinzugeben, ohne dabei von den unvermeidlichen Zwischentönen aus Menschlichkeit und schwarzem Humor abzudriften.