Es gibt Momente im Fernsehen, die wie ein Feuerwerk wirken - laut, bunt und flüchtig. "Streben nach den Sternen", eine kürzlich veröffentlichte TV-Serie, das vom deutschen Stream-Riesen Sky produziert wurde, mag auf den ersten Blick genau das sein. Die Serie erzählt die Geschichte einer Gruppe junger Astronomen aus Berlin, die nach einem mysteriösen Signal im All suchen. Aber was ist hier wirklich los? Warum müssen wir uns um kosmische Signale kümmern, wenn wir genug irdische Probleme haben, um die wir uns kümmern sollten? Während die eine Hälfte der Menschheit noch damit beschäftigt ist, das perfekte Avocado-Toast-Rezept zu entdecken, widmen sich diese Gudraster hier der Lösung des Universums im Schnellformat. Das ist doch einfach nur weltfremd!
Erstens, lasst uns über die Charaktere sprechen. Die meisten von ihnen sind die Art von Menschen, die es vorziehen, im Vektorenraum zu leben, anstatt sich der Realität zu stellen. Sie sind brillant, sicher, aber auch zutiefst unrealistisch. Jeder von ihnen hat einen IQ, der vermutlich höher als der Eiffelturm ist, aber sie können nicht einmal ein normales Mittagessen zustande bringen, ohne über ein philosophisches Dilemma zu stolpern. Da sitzen sie also, und lösen Rätsel, die nicht nur über den Horizont hinausgehen, sondern auch das Potenzial haben, unsere Moralvorstellungen zu zerstören.
Zweitens, die Handlung. Es mangelt dieser Serie nicht an spektakulär klingenden Begriffen. Quantenverschränkung hier, dunkle Materie dort. Aber wenn man genauer hinblickt, könnte man sich fragen, ob es nicht eher darum geht, astronomische Fachwörter aneinanderzureihen, um eine oberflächliche Tiefe zu suggerieren. Natürlich schätzen wir Kreativität und Vorstellungskraft, aber irgendwann muss man sich doch fragen, ob es nicht ausreicht, ein gutes Buch darüber zu lesen und den Fernseher auszulassen.
Und dann kommen wir zu unserem dritten Punkt: Warum eine Serie über Sterne? Es gibt mehr als genug auf unserer Erde zu tun. Klimawandel, Bildung, Gesundheitsversorgung – Sie wissen schon, die realen Probleme, die unseren Alltag tatsächlich beeinflussen. Aber diese Serie will die Zuschauer dazu inspirieren, nach den Sternen zu greifen, anstatt sich der Verantwortung auf der Erde zu stellen. Ist das wirklich die Priorität, die wir im Jahr 2023 brauchen?
Der vierte Punkt ist die Frage, wer hier angesprochen werden soll. Wenn man auf das Setting und das Zielpublikum schaut, sieht man schnell, dass "Streben nach den Sternen" wohl eher bei denen Anklang findet, die sich unbedingt vom Rest der Gesellschaft absetzen wollen. Diese Serie spricht jene an, die die Gesellschaft als "Mainstream" brandmarken und sich selbst als die Erleuchteten betrachten. Ein Programm für selbsternannte Intellektuelle, die glauben, dass sie durch die Mythen der Wissenschaft alle Antworten finden können.
Punkt Nummer fünf ist das Thema der Multikulturalität, das in der Serie angeblich zelebriert wird. Zugegebenermaßen, es gibt Charaktere aus verschiedenen Ländern und Kulturen. Aber im Kern bleibt immer noch diese hartnäckige Darstellung der westlichen wissenschaftlichen Überlegenheit. Keine herzliche Verbindung zwischen den Kulturen, sondern einfach ein breiter Querschnitt von Leuten, die um die höchste wissenschaftliche Erkenntnis buhlen. Das einzige Multikulturelle dabei scheint das Frühstück zu sein, das aus deutschen Brezeln, französischem Käse und japanischen Matcha-Lattes besteht.
Sechstens, der Schauplatz. Warum Deutschland als Heimat der Raumfahrt entdecken? Natürlich gibt es eine reiche Geschichte der Astronomie in Deutschland, aber die Serie tut wenig, diese Geschichte wirklich zu ehren oder zu vertiefen. Stattdessen ergehen sich die Macher in modernen Set-Designs und schicken futuristischen Lichteffekten, die mehr an einen Technoclub in Berlin-Mitte erinnern.
Der siebte Punkt bringt uns zur Frage der Ressourcen. In Anbetracht der Katastrophen um uns herum, warum sollten wir Milliarden Euro in die Erforschung des Weltraums stecken, wenn dies offensichtlich mehr Prestige als Zweck hat? Diese Serie propagiert ein Ideal des grenzenlosen Fortschritts, das oft blind ist für die Kosten, die es mit sich bringt. Welche Botschaft sendet das?
Nummer acht: Die mediale Rezeption. "Streben nach den Sternen" wird von mancher Kritikerseite in den Himmel gelobt, obwohl der tatsächliche Diskurs unter dem Publikum viel weniger enthusiastisch ausfällt. Eine Diskrepanz, die uns in vielerlei Hinsicht an die Kluft zwischen den Meinungsmachern und dem Rest der Gesellschaft erinnert. Vielleicht ist die Serie ein Projekt für die gedankliche Elite und nicht für den Durchschnittsbürger?
Neuntens: Der Einfluss. Werden unsere Kinder dadurch inspiriert oder verwirrt? Dies ist eine Generation, die schon jetzt mit dem Druck zu kämpfen hat, immer das Beste erreichen zu müssen. Solche Serien legen nur die Latte höher, ohne eine Brücke zu schlagen, wie man dorthin kommt.
Und schließlich, der zehnte Punkt: Die Fairness dieser Produktionen in einem Zeitalter, in dem Gleichheit in den Vordergrund rückt. "Streben nach den Sternen" scheint zu versprechen, dass man alles erreichen kann, wenn man es nur gefälligst schafft, brillanter, besser und schneller als alle anderen zu sein. Ein frommer Wunsch, der vermutlich vielen jungen Zuschauerinnen und Zuschauern eher Frustration statt Erleuchtung bringt.