Warum Würzburgs Straßenbahnen die fortschrittlichste Art der Rückständigkeit sind

Warum Würzburgs Straßenbahnen die fortschrittlichste Art der Rückständigkeit sind

Die Straßenbahnen in Würzburg, ein System aus einer vergangenen Ära, bieten einen faszinierenden Einblick in die Beharrlichkeit einer konservativen Stadt. Während andere Städte Modernisierung erleben, zieht Würzburg mit seinen Straßenbahnen die Zeit zurück.

Vince Vanguard

Vince Vanguard

Straßenbahnen sind die Dinosaurier der heutigen Verkehrsmittel, aber in Würzburg erleben sie noch eine Renaissance. Wer will schon die Zukunft, wenn man in der Vergangenheit so romantisch stocken kann? Die Stadt Würzburg, gelegen im nördlichen Bayern, betreibt ein Straßenbahnnetz, das seit 1892 existiert. Damals eine technische Errungenschaft, heute ein perfektes Beispiel dafür, wie langsam Fortschritt gehen kann, wenn man es darauf anlegt.

Straßenbahnen haben sicherlich ihre Momente. Man könnte argumentieren, dass sie ökologisch vorteilhaft sind. Tatsächlich helfen sie, den Ausstoß von Kohlendioxid zu reduzieren – zumindest im Vergleich zu Autos. Aber das ist, als würde man behaupten, die Pferdekutsche sei ein fortschrittlicher Überlandtransporter, weil sie keinen Diesel verbraucht. Dieser eingefrorene Status quo führt dazu, dass würzburgische Bewohner und Touristen durch romantische Straßen rollen, während sie dieselbe veraltete Infrastruktur nutzen wie ihre Urgroßeltern.

Die Straßenbahnen in Würzburg steuern eine Vielzahl von Routen in der Stadt an. Die wichtigsten Linien sind die 1, 3, 4, und 5. Man beachte, dass man hier die Zahl '2' freundlicherweise übersprungen hat. Möglicherweise hatte man entschieden, dass eine zweite Linie einfach zu viel „Innovation“ für eine Stadt beinhaltete, die stolz auf ihre konservativen Methoden ist. Diese Linien verbinden das Stadtzentrum mit Vierteln wie Zellerau und Sanderau, was bedeutet, dass man zwischen altmodischen Kopfsteinpflasterstraßen umhergefahren wird.

Eine Fahrt mit der Würzburger Straßenbahn ist nahezu wie eine Reise in die Vergangenheit. Die hölzernen Sitze laden dazu ein, sich für eine Weile aus unserer hochmodernen Realität auszuklinken. Sicherlich ein Erlebnis, das jeder erleben sollte, der Verständnis für den Charme der Vergangenheit hat – oder einfach keine andere Wahl.

Die Planungsmentalität hinter der Fortführung eines Straßenbahnnetzes kann als ein Sinnbild dafür gesehen werden, wie sehr ein System festgefahren sein kann - wortwörtlich und metaphorisch. Es fehlt eine modernere Vision. Befürworter von Straßenbahnen würden schnell sagen, dass die Straßenbahnnetzwerke helfen, den Verkehr von Autos zu verringern und sie eine umweltfreundliche Alternative darstellen. Aber ist das wirklich der Höhepunkt der Verkehrsentwicklung, für den wir so stolz die Fahnen hochhalten sollten?

Die Straßenbahnen sind nicht barrierefrei genug für viele unserer älteren Mitbürger und Menschen mit Behinderungen. Trotz der Tatsache, dass sich einige fortschrittliche Städte entschieden haben, barrierefreie öffentliche Verkehrsmittel zu bauen, bleibt in Würzburg die gute alte „Stufe“ eine Möglichkeit, die sprichwörtlichen Fortschrittshürden zu überwinden. Das ironische „Sorry, wir sind nicht weit gekommen, aber wenigstens sind wir beim Alten geblieben“-Gefühl springt einem bei jeder dieser Hürden förmlich ins Gesicht.

Natürlich ist eine Fahrt mit der Straßenbahn preiswert. Man könnte fast sagen, man erhält einen historischen Rabatt für den Besuch vergangener Jahre. Die Tickets sind günstiger als in vielen anderen deutschen Städten, was eventuell neue Bewohner anzieht, die das „preisgünstige-aber-antik“-Erlebnis suchen.

Das politische und planungstechnische Bestreben, solche Netzwerke aufrechtzuerhalten, zeigt eindrucksvoll, wie sehr man am Alten festhalten kann. Trotz aller Modernisierungsprojekte, die an den anderen Enden der Welt durchgeführt werden, scheint es, dass Gleichheit und Fairness in der Investition von Infrastruktur eher eine Rolle spielen als echter Fortschritt. Das Eventualitätenmanagement, um bewerkstelligen zu können, dass die Fahrgäste auch zukünftig ihre Runden drehen können, ist bezeichnend für eine Starre im System. Diese wurde mit sicherer Hand von genau der Bürokratie geführt, die lieber konserviert als gestaltet.

So wird das veraltete Straßenbahnnetz in Würzburg weiterhin von den Gleisen aus sein charmantes, antiquiertes Flair verströmen, während Busse und Autos der neuen Generation nicht-kontemplativen Reisenden die Stirn bieten. Aber für diejenigen, die das langsame Leben zu schätzen wissen und nicht in der Zukunft kaufen aber gerne in Vergangenheit fahren wollen, stehen die Würzburger Straßenbahnen unermüdlich bereit.