Warum die Stiftung Giordano Bruno nicht das ist, was sie zu sein vorgibt

Warum die Stiftung Giordano Bruno nicht das ist, was sie zu sein vorgibt

Die Stiftung Giordano Bruno ist bekannt dafür, den evolutionären Humanismus zu fördern. Doch ist ihr Missionseifer möglicherweise nur eine neue Form des Dogmatismus.

Vince Vanguard

Vince Vanguard

Die Stiftung Giordano Bruno – für einige ein strahlender Leuchtturm der Aufklärung, für andere nichts als eine Ansammlung von selbsternannten Besserwissern, die dringend einer Realitätsspritze bedürfen. Diese Organisation, die 2004 in Deutschland ins Leben gerufen wurde, hat es sich zum Ziel gesetzt, den evolutionären Humanismus zu fördern. Wer sich das auf der Zunge zergehen lässt – was genau bedeutet das? „Evolutionärer Humanismus“ klingt nach einem ausgeklügelten Marketingtrick, um den guten alten Atheismus aufzupolieren und moderner erscheinen zu lassen. Man gibt vor, die Menschheit wachrütteln zu wollen, doch sind es nicht oft solche selbstgerechten Bewegungen, die im Schatten ihres moralischen Elfenbeinturms stehen?

Geleitet von Michael Schmidt-Salomon, einem Philosophen mit einer Vorliebe für provokante Statements, hat die Stiftung Giordano Bruno bisher wenig getan, außer mit dem Finger auf Religionen zu zeigen und ihre Gläubigen als rückständig darzustellen. Man fragt sich, ob der missionarische Eifer, der einst mit religiösem Eifer bekämpft wurde, nun lediglich ein anderes Gesicht trägt. Während die Stiftung behauptet, wissenschaftliches Denken und rationale Diskussion zu befeuern, greifen ihre Vertreter nicht selten zu emotional aufgeladenen Debatten, die wenig Raum für echten Dialog lassen.

Besondere Aufmerksamkeit verdient die Stiftung, wenn es um ihre aggressiven Kampagnen gegen Kirchen und religiöse Institutionen geht. Man beachte ihre häufige Beteiligung an Debatten über die Entfernung von Kirchenprivilegien oder das Verbot von Religionsunterricht in Schulen. Ist es wirklich Fortschritt, tradierte Werte aus dem Fenster zu werfen, die unserer Gesellschaft Stabilität gegeben haben, oder handelt es sich lediglich um eine weitere Runde des liberalen Schlagaustauschs?

Es ist faszinierend zu beobachten, wie die Stiftung ihre Arbeit als Befreiung des Menschen verkauft, während sie gleichzeitig alles tut, um jene lächerlich zu machen, die anders denken. Für die Stiftung ist Religion gleichbedeutend mit Ignoranz und Wissenschaft die einzige gültige Sprache. Ein ziemlich begrenzter Blickwinkel, möchte man meinen. Was wäre, wenn der Mensch tatsächlich mehr ist als die Summe seiner biochemischen Abläufe? Solange keine Antworten auf diese tiefen Fragen kommen, bleibt die Stiftung ein Club elitärer Denker, die Vergnügen daran haben, ihre intellektuelle Überlegenheit zur Schau zu stellen.

Das mag für deren Anhänger „revolutionär“ sein, doch für viele wirkt es oft so, als ob die Stiftung eine neue Form von Dogmatismus ins Leben ruft – einen, der sich aus der Verneinung alles Übernatürlichen und aus der Überhöhung der menschlichen Vernunft speist. Dass man dabei nicht einfach ins andere Extrem verfällt? Eine naive Hoffnung.

Die Stiftung Giordano Bruno hat ihre Wurzeln in der Philosophie Giordano Brunos, eines Mannes, der für seine unkonventionellen Ansichten auf dem Scheiterhaufen landete. Ironischerweise könnte man sich fragen, ob Bruno Politik, wie sie heute von der Stiftung gemacht wird, je gutgeheißen hätte. War Bruno nicht jemand, der Weltbilder hinterfragte und nicht dogmatisch predigte? Ist nicht gerade das dogmatische Predigen, was die Stiftung tut, wenn sie ihre Weltsicht anderen aufdrängen will, ohne Raum für Diskussionen zu lassen?

In einer Welt, die immer mehr vereinfacht wird durch klare schwarz-weiß Muster, braucht es mehr als eine Stiftung, die in provokanter Weise Diskussionen anheizt – Diskussionen, bei denen es oft mehr um Polarisierung als um Verständigung geht. Upset mit den üblichen Dogmen? Dann mögen ja spannende Debatten bei einem Glas Wein gewürzt werden, ohne dass jemand zu Kreuze kriechen muss. Doch, wenn Spannungen durch unnötige Intoleranz geschaffen werden, läuft etwas verkehrt.

Vielleicht sollten jene, die die Stiftung Giordano Bruno an genau diesen entscheidenden Punkten rütteln wollen, nicht lethargisch auf Zuschauerrängen Platz nehmen, sondern aktiv kritisch auf die Bühne treten – bereit, den eigentlichen Geist der Aufklärung neu zu entfachen. Und dessen ist der lebhafte Austausch sicher, in dem der Dialog im Mittelpunkt steht, nicht die bloße Provokation und bloße Demonstration der intellektuellen Überlegenheit, deren Gehalt allzu oft unterm Strich zu wünschen übrig lässt.