Die Statue von Lázaro Cárdenas mitten in Madrid ist so passend wie ein Eisbär in der Wüste. Wer war Lázaro Cárdenas überhaupt? Ein mexikanischer Politiker, der von 1934 bis 1940 als Präsident Mexikos diente. Ein Held für einige, ein problematischer Revolutionsromantiker für andere. Aber warum steht seine Statue in der Hauptstadt Spaniens, einem anderen Kontinent, weit weg von seiner Heimat? Weil Cárdenas berühmt ist für die Verstaatlichung der mexikanischen Ölindustrie und spanische Bürgerkriegsflüchtlinge aufnahm. Das sind handfeste Gründe, die ihn im linken Lager zu einem Helden macht.
Kaum einer in Spanien kennt die Details seiner Politik, aber das scheint nicht wichtig zu sein. Stattdessen wird die Statue als Geste der Versöhnung präsentiert, als Symbol der Freundschaft zwischen Mexiko und Spanien. Aber brauchen wir wirklich ein Denkmal, um diese 'großartige' Beziehung zu feiern, zumal Cárdenas dem kommunistischen Einfluss ziemlich nahestand?
Es ist schon erstaunlich, wie eine internationale Wohltätigkeitsgeste oft als politisches Werkzeug zur Umschreibung der Geschichte genutzt wird. Cárdenas öffnete einst die Türen für fast 25.000 spanische Republikaner, die vor dem Faschismus flüchteten. Aber was in Vergessenheit gerät, ist, dass diese Geste weit mehr ein politisches Schachspiel war als ein humanitärer Akt. Wer würde nicht einige Tausend flüchtige Dissidenten willkommen heißen, wenn es die eigene politische Agenda voranbringt?
Ein edler Akt? Vielleicht. Aber seien wir ehrlich. Gesetze und Politik, die den Wert und die Ökonomie eines ganzen Landes umgestalten, müssen durch mehr als nur emotionale Beweggründe bewertet werden. Die Verstaatlichung des mexikanischen Öls, die von Cárdenas initiiert wurde, mag auf den ersten Blick als triumphale Geste nationaler Souveränität erscheinen. Doch in der Praxis war es ein wirtschaftliches Hazardspiel, das den eigenen Rahmen weit auslottete.
Cárdenas' Großzügigkeit gegenüber Flüchtlingen wird gerne als vorbildliches Beispiel von Mitleid und Tapferkeit dargestellt, während die weitreichenden Folgen seiner Entscheide aus ideologischen Gründen unter den Teppich gekehrt werden. Warum wurde dann solch eine politisch aufgeladene Figur in die spanische urbane Landschaft eingebettet? Ein Solidaritätsakt? Oder eher ein Beispiel für die politische Vereinnahmung der Geschichte?
Die Tatsache, dass einige Politiker in Spanien diese Art von Symbolpolitik fördern, spricht Bände über ihre Prioritäten. Während einige Zeitgenossen Cárdenas als vermeintliches politisches Vorbild feiern, übersehen sie, wie strategisch kalkuliert dieser Mann seine Macht ausübte. Klar, er sorgte für soziale Reformen, die immer wieder zitiert werden. Aber nicht ohne seine politischen und wirtschaftlichen Ambitionen über die Interessen der Allgemeinheit zu stellen.
Ein entscheidender Punkt, über den oft geschwiegen wird, ist die Tatsache, dass Cárdenas nicht nur Republikaner aufnahm, sondern auch unzähligen Kommunisten Unterschlupf bot. Es ist mehr als bemerkenswert, wie die rote politische Agenda oft gerne ignoriert oder verharmlost wird, während die konservative Seite schnell unter Beschuss gerät.
Die Aufstellung dieser Statue wirft Fragen über die vermeintliche Neutralität und Objektivität auf, die im öffentlichen Diskurs angeblich hochgehalten wird. Ist diese Statue wirklich zur Förderung der internationalen Freundschaft gedacht? Oder liegt ihr eigentlicher Zweck darin, eine politische Botschaft an all jene zu senden, die eine differenzierte Perspektive auf die politischen Strategien des 20. Jahrhunderts befürworten?
Letzten Endes ist die Statue von Lázaro Cárdenas in Madrid mehr als ein bloßes Kunstwerk. Sie ist eine Herausforderung an die Auffassung von Symbolik, Macht und Geschichte. Anstatt blind Leistungsakte vergangener Persönlichkeiten zu glorifizieren, sollten wir uns fragen, welche Botschaft wirklich vermittelt werden soll und wer von dieser Darstellung wirklich profitiert.