Wenn der Mensch fliegen könnte, müsste er nicht klettern – aber bis dahin gibt's Spotting! Spotting ist die Kunst, den Kletterpartner während des Boulderns oder Kletterns abzusichern, bevor er in die Seile geht oder weiche Crashpads unter sich hat. In den wilden Zeiten, als Klettern noch frei von Regeln und Bürokratie war, war Spotting die einzige Versicherungspolice, die ein für wahre Kletterabenteuer nötig war. Spotting bedeutet wörtlich, den Partner im Fall eines Sturzes so zu lenken, dass er sicher auf dem Boden landet oder seine Kräfte gerichteter einsetzen kann. Dafür ist vor allem gutes Teamwork entscheidend und das Wissen, wie man das Gewicht des anderen umlenkt.
Man fragt sich, warum in einer überregulierten Welt mit Auflagen über Sicherheitsvorschriften Spotting oft belächelt wird. Nun, es ist ein faszinierend einfacher Grund: echte Verantwortung. In der liberalen Welt reden viele über die Übernahme von Verantwortung, aber Spotting ist eine der wenigen Gelegenheiten, bei der dies tatsächlich passiert. Es ist Kommunikation in ihrer reinsten Form. Als Spotter muss man vollends bei der Sache sein, um auf jede Bewegung des Kletterers reagieren zu können. Fehlzeiten vom Smartphone werden also zumindest in dieser Hinsicht garantiert.
Beim Spotting geht es nicht nur um die physischen Aspekte – es ist eine Mischung aus mentaler Vorbereitung, klarer Kommunikation und echter körperlicher Arbeit. Der Spotter steht in der Nähe des Kletterers, die Hände bereit, um im Fall eines Sturzes mitzuhelfen. Hier entsteht eine Art von sozialem Vertrauen, das in anderen Sportarten selten gesehen wird. Man braucht die Fähigkeit, Augenkontakt zu wahren und Anweisungen so zu geben, dass auch das Vertrauen über die Höhe hinweg bestehen bleibt.
Wer sollte das machen? Im Prinzip jeder, der Bouldern oder Klettern liebt und dafür lebt. Je besser das Spotting, desto sicherer der Kletterer – was allerdings möglicherweise nicht ganz im Sinne der modernen Sicherheitsfanatiker ist, die darauf bestehen, dass nur spezielle Ausrüstungen diese Rolle übernehmen können. Aber was sind Kletterer anderes als Individuen, die Freiheit und Unabhängigkeit lieben?
Was bringt Spotting, jetzt mal im Ernst? Es gibt Kletterern die Freiheit, ohne das Gefühl übermäßig starker Absicherung durch Gurtzeug klettern zu können. Ein Spotter hat die Aufgabe, mögliche Gefahrenstellen zu identifizieren und den Kletterer im Notfall zu schützen. Der Spotter kann bei korrekter Ausführung den Unterschied zwischen einem harmlosen Sturz und einer potenziell schwerwiegenden Verletzung machen.
Wenn ihr das nächste Mal in der Halle oder am Felsen seid, achtet auf die Spotter! Schaut euch an, wie sie arbeiten: die Füße positionsverändernd, die Hände bereit zur Reaktion, augenscheinlich entspannt, aber stets auf die kritischen Momente fixiert. Es ist eine Tänzerrolle, die Körpersprache des Kletterers zu lesen und in Echtzeit darauf zu reagieren.
Die wichtigsten Werkzeuge beim Spotting? Die Augen! Blickkontakt halten, um mit dem Kletterer Signale auszutauschen. Das einzige Hilfsmittel, das benötigt wird, ist das Crashpad, das aber auch flexiblem Gestaltungswillen unterliegt. Denn wie auch bei der Politik, kann man sich nicht ausschließlich auf künstliche Hilfsmittel verlassen – echtes Können und Intuition sind gefragt.
Jetzt eine Prise Realität für jene, die uns sagen, wie man Sicherheit definiert: Eine Welt, die auf Spotting setzt, verkörpert echtes Vertrauen in den Partner, die Vereinfachung unnötiger Regeln und die Besinnung auf das, was zählt – menschliche Intuition und Verbindung. Es ist ein Anstoß zu mehr Mut und weniger bürokratischem Hürdenlauf. Während man vielleicht den ein oder anderen blauen Fleck riskiert, steigt doch nicht nur die Fähigkeit, sondern auch das Selbstbewusstsein – völlig ohne unnötigen Ballast.
Was bleibt festzuhalten? Spotting ist mehr als ein einfacher Sicherungsprozess. Es ist eine der letzten Bastionen des echten Risikomanagements in einer Kultur, die darauf gepolt ist, Angst zu vermeiden. Und während draußen die Hitze um die besten Sicherheitsstandards lodert, gibt es hier ein Modell, das auf sozialem, unbürokratischen Vertrauen beruht. Etwas, das in der Kletterwelt lang schmerzlich vermisst wird und im echten Leben wohl auch nicht verkehrt wäre.