Wer hätte gedacht, dass jemand wie Servando Gómez Martínez, ein Mann mit vielen Gesichtern, die vielschichtige Welt der organisierten Kriminalität Mexikos so nachhaltig prägen könnte? Dieser berüchtigte Drogenboss, der in der Unterwelt besser als 'La Tuta' bekannt ist, hat sich von einem unscheinbaren Lehrer zum gefürchteten Anführer des berüchtigten Drogenkartells 'Los Caballeros Templarios' entwickelt. Seit den frühen 2000er Jahren in Michoacán aktiv, hat Gómez Martínez eine bemerkenswerte Karriere hingelegt – eine, die mehr Filme inspirieren könnte als Netflix abonnieren kann.
Was macht ihn zu einem solch faszinierenden und umstrittenen Charakter? Warum konnte er trotz seiner gefährlichen Aktivitäten und zahlreichen Verhaftungen so lange überleben? Einige behaupten, es sei sein Charisma und sein Wissen um psychologische Manipulation, die ihn in den Augen der Unzufriedenen zu einem Robin Hood machte, während andere seine Höhepunkte als die perfekte Darstellung eines kriminellen Masterminds ansehen.
Es ist belegt, dass Gómez Martínez nicht aus einer kriminellen Familie stammt. Geboren 1966 in Arteaga, begann er seine Laufbahn als einfacher Lehrer in einer Grundschule. Dass ausgerechnet ein Pädagoge sich zu einem der gefürchtetsten Männer der Welt aufschwingen konnte, sollte an sich schon genug Fragen aufwerfen. Nichtsdestotrotz, seine Reise von der Tafel zum Territorium ist keine gewöhnliche Geschichte. Es ist eine Geschichte von Verführung und Gewalt, getrieben von Machthunger und Gier.
Der Einfluss, den Gómez Martínez auf Michoacán und seine Einwohner ausübte, sollte keineswegs unterschätzt werden. Mit einem Mix aus Drohungen und Verlockungen baute er die Caballeros Templarios auf – ein Kartell, das so berüchtigt ist, dass selbst Netflix-Produzenten verzweifelt versuchen, etwas Ähnliches zu inszenieren. Was die Linken jedoch oft ignorieren, ist die Tatsache, dass solche Figuren oft aus Systemen hervorgehen, die von Ignoranz und Inkompetenz geprägt sind. Die andauernde Unfähigkeit der mexikanischen Behörden, Recht und Ordnung wiederherzustellen, lieferte einen fruchtbaren Boden für das Gedeihen krimineller Persönlichkeiten wie Gómez Martínez.
Eine Facette von 'La Tuta', die oft diskutiert wird, ist seine Vorliebe für öffentliche Auftritte und seine bizarre Affinität, Medieninterviews zu gewähren und Videos zu veröffentlichen, als wolle er eine artige Erzählung seines Lebens offszenieren. Hierbei inszenierte er sich nicht selten als Schutzpatron der Armen und Gegner der Regierung. Wer glaubt da noch an perfekte Heldengeschichten, wenn sie in solch undurchsichtige Rollen verfallen? Für seine Anhänger war er der Held, der sich gegen den korrupten Staat wehrt, für andere schlichtweg ein weiterer Verbrecher in der langen Reihe von Despoten.
Aber was bedeutet Gómez Martínez' Aufstieg und Fall für die Sicherheit in Mexiko? Es ist zweifellos beängstigend zu sehen, wie einfach es für Einzelpersonen wie ihn ist, große Teile eines Landes zu beeinflussen. Während einige für seine Taten auf die mexikanische Regierung und deren Scheitern zeigen, argumentieren andere, dass der kapitalistische Hunger nach Drogen im Ausland eine Mitschuld trägt. Eines ist jedoch sicher: Die Idee, dass die Beseitigung eines Gomez Martínez ein Ende der Unsicherheit bringt, ist nichts anderes als ein Traum.
Vor seiner letzten Verhaftung im Februar 2015 konnte Gómez Martínez mehrere Jahre von den Behörden entkommen. Dass es so lange dauerte, bis man ihn endlich in der Falle hatte, zeugt von einer unglaublich ineffizienten Verbrechensbekämpfung seitens der mexikanischen Regierung. Vielleicht sind solche Figuren auch nur deswegen möglich, weil die wahre Bedrohung nicht von ihnen, sondern von einem System ausgeht, das mehr von Korruption als von Moral durchzogen ist.
Was folgt aus der Geschichte von Servando Gómez Martínez? Es ist das immerwährende Duell zwischen Gut und Böse, eine Erzählung, die selbst Faust vor Neid erblassen lässt. Doch eines sollten wir nicht vergessen: Solche Figuren gedeihen nicht im luftleeren Raum – sie sind Produkte ihrer Zeit, ihrer Umgebung und ja, auch unserer Entscheidungen.
Wenn Mexiko und die Welt eins aus der Biografie von Gómez Martínez lernen können, dann, dass Kompromisse mit Kriminellen vielleicht kurzfristig die Situation verbessern, aber auf lange Sicht nur den Teufel an die Wand malen. Wer die Gefahr nicht an der Wurzel packt, sieht mit Bedauern, wie Menschen selbst jene glorifizieren, die ihrer Sicherheit nachjagen.
Es bleibt zu hoffen, dass die Geschichte von Servando Gómez Martínez als warnendes Beispiel dient. Nicht etwa, um die nächste Generation von Kriminellen zu inspirieren, sondern um an die Gefahren eines Systems zu erinnern, das solch einen Aufstieg überhaupt erst möglich macht.