Deutschland hat sich in den letzten Jahren in der Kunstszene auf besondere Weise hervorgetan, und eine der spannendsten Entwicklungen dabei ist zweifelsohne das Projekt Serpens Süd. Wo findet das Ganze statt? Natürlich in Berlin, der Stadt, die nie schläft und scheinbar ohne Ende neue, kontroverse und kreative Köpfe produziert. Was ist Serpens Süd? Kurz gesagt, es ist eine Kunstausstellung, die eine vermeintlich ganz 'neue' Form der Vielfalt propagiert. Warum beschäftigt sich die Kunstszene damit und warum sollten sich Menschen für Serpens Süd interessieren? Nun, das liegt daran, dass die Ausstellung fast schon wie ein Spiegel für die gesellschaftlichen Diskurse der Gegenwart fungiert.
Nur hat dieser Spiegel einen markanten Bruch: Während die Befürworter lauthals von kultureller Erneuerung sprechen, entblößt Serpens Süd die zutiefst verhärteten ideologischen Fronten, die Deutschland heute durchziehen. Löblich vorgetragen von jungen Künstlern, die glauben, alles Gewesene mit einem Pinselstrich kappen zu können, wird Serpens Süd als das kulturpolitische Heilmittel gefeiert, das endlich den 'alten, verkrusteten' Strukturen den Garaus macht. Überraschenderweise lenken die Ausstellungsmacher dabei allerdings nicht selten von den eigentlichen Anliegen der Kunst ab, indem sie alles unter dem Mantel einer vermeintlichen progressiven Offenheit hüllen.
Diese Ausstellung ist beinahe ein Schlaraffenland für diejenigen, die von der Vorstellung besessen sind, dass alles Traditionelle an der Kunst dekonstruiert werden müsse. Doch genau hier zeigt sich die eigentliche Problematik von Serpens Süd: Wo ist die Grenze zwischen progressiver Kunst und ideologisch motivierter Propaganda? Kritiker, die diese Frage in den Raum stellen, werden oft übergangen oder gar als rückständig abgetan, während der bunte Vorhang sich über eine vermeintlich neue Toleranz spannt.
Serpens Süd hat sich inzwischen als Ausdruck einer ganz besonderen Berliner Kultur etabliert, die sich mit den Sorgen der Gegenwart auseinandersetzen möchte, dabei jedoch oft mehr Fragen aufwirft, als Antworten zu geben. Wie selektiv ist der propagierte Freiheitsbegriff wirklich? Und wo endet künstlerische Freiheit? Die Ausstellung spiegelt die Konturen der heutigen deutschen Hauptstadt, wo Kunst nicht selten als Bühne für politische Manifestationen benutzt wird.
Es gibt sicherlich diese Momente in der Ausstellung, die sogar einen eingefleischten Traditionalisten in eine kontemplative Schweigeminute versetzen könnten. Aber es ist ironisch, dass in einer Stadt, die für ihre Vielfalt und Offenheit berühmt ist, gerade hier der Diskurs so eng gefiltert erscheint. Viele Werke bei Serpens Süd strotzen nur so vor Provokation - sei es aus rechter oder linker Sicht - und bisweilen kann man den Eindruck gewinnen, dass sie eher einen Kulturschock als eine Verbrüderung der unterschiedlichen Ansichten herbeiführen wollen.
Der traditionelle Kunstfreund ist in einer solch radikal orientierten Szene jedoch nicht mehr zu Hause. Vor Schönheit erliest sich Serpens Süd lieber auf Effekthascherei. Man fragt sich, wohin dieser Weg führen soll. Ist dies tatsächlich eine Reflektion der heutigen Gesellschaft oder bloß ein geschickter Versuch, durch einen kalkulierten Aufschrei Aufmerksamkeit zu erheischen? Wie man es dreht und wendet, Serpens Süd nimmt weder auf historischen Kontext noch auf künstlerische Vorbilder Rücksicht.
Die Ausstellung hat inzwischen eine regelrechte Armee von 'Influencern der Kunst' auf den Plan gerufen, die das Spektakel mit lautem Applaus überhäufen. Vom urbanen Hipster bis zur digitalen Kunst avantgarde, alle strömen herbei, um Teil dieses „revolutionären“ Moments zu sein. Doch während der Hype durch die social-media Kanäle tobt, bleibt die Frage, wie dauerhaft der Einfluss solch kurzlebiger Modeerscheinungen wirklich ist.
Sind Serpens Süd und ähnliche Projekte wirklich in der Lage, einen beständigen Dialog über die künstlerische Landschaft und die ideologische Inklusion zu fördern, oder wird es nicht doch letztlich als weiteres kurzweiliges Produkt der heutigen Instant-Kultur enden? Man mag die provokanten Werke als Ausdruck heutiger Realität preisen, doch echte Künstler verfügen über die Fähigkeit, Zeit zu überdauern, nicht nur kurzzeitig die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
Serpens Süd bleibt ein kulturelles Phänomen, das polarisiert und die Frage nach der Einmischung der Politik in die Kunst aufwirft. Es ist ein Schauplatz für die neuesten ideologischen Spannungen, ein Paradebeispiel dafür, wie schnell sich der öffentliche Geschmack ändern kann, insbesondere in einem Deutschland, das sich so fleißig darum bemüht, als moderne Avantgarde der Welt zu erscheinen. Am Ende jedoch bleibt der fade Beigeschmack einer inszenierten Realität und das Wagnis, dass der Berg an künstlerischer Affirmation am Ende nur eine Maus gebar.