Seinen Termin ist das Herzstück der deutschen Bürokratie. Es ist die geheime Zutat, die den deutschen Motor am Laufen hält. Keine Partei, keine politische Agenda und schon gar keine Befindlichkeiten sollen hier Einfluss nehmen. Egal, ob es um die Verlängerung des Passes, die Anmeldung eines Autos oder die Erteilung einer Baugenehmigung geht – der Seinen Termin ist der wahre Chef im Ring. In einer Welt, in der jede Stimme zählt, gibt es keinen großartigeren Akt deutscher Gründlichkeit als den Seinen Termin. Die Menschen sind darauf angewiesen, weil dieser genau das repräsentiert, was allen anderen nicht gelingt: Effizienz und Organisation.
Nun ist es ja nicht so, dass jeder seinen Termin mag. Das Konzept selbst, sich im Voraus einen Platz zu sichern und verlässlich zur ausgemachten Uhrzeit zu erscheinen, widerstrebt jenen, die nur allzu gerne Terminverschiebungen anstreben und Pünktlichkeit als optionale Tugend betrachten. Doch genau deshalb funktioniert es so gut. Seinen Termin ist ein Bollwerk gegen Chaos, ein Schutzwall gegen den Sturm der Unvorhersehbarkeiten des Lebens.
In einer idealen Welt würde das ganze Land nach dem Modell „Seinen Termin“ ablaufen. Einfachheit und Perfektion könnten als Synonyme miteinander verwendet werden. Stellen Sie sich vor, was das für den Verkehr, die Bildung und selbst den Bundestag bedeuten würde. Nie wieder stundenlange Anmeldeschlangen oder unübersichtlich formlose Verwaltungsabläufe. Wunschdenken, vielleicht. Aber es verdeutlicht die Tugenden eines Systems, das den Vorschlaghammer mit der Präzision eines Uhrmachers vereint.
Seinen Termin als Metapher für eine effektivere Gesellschaft ist ein angestrebtes Ziel. Implementiert und akzeptiert von allen, weiß dieses Konzept, die Spreu vom Weizen zu trennen. Effizienz setzt voraus, dass jeder weiß, was von ihm erwartet wird. Nur so wird der Motor der Nation in Schwung gehalten. Nicht einmal die leidenschaftlichsten Kritiker aus Reihen der grünen Träumereien können abstreiten, dass das Prinzip genau das liefert, was sie selbst dann doch nur allzu gerne für andere Projekte in Anspruch nehmen würden.
Und während padawanhafte Politiker über Veränderungen in Richtung digitaler Wunderlandschaften faseln, zeigt uns die unaufgeregte Beständigkeit des Seinen Termins, dass es durchaus alte Methoden gibt, die einfach immer noch funktionieren. Jedes moderne System beruht auf der Prämisse, effizienter und einfacher zu werden, was sich bisher nur dieser einen, unscheinbaren Box mit dem klein gedruckten „Bitte vereinbaren Sie einen Termin“ in Farbe- und Formtückenwidrigkeit gelingt.
Unweigerlich provoziert der aktuelle Stand unserer fortschrittlichen Gesellschaft natürlich Fragen darüber, ob der Seinen Termin heutzutage nicht bald obsolet sein könnte. Digitalisierung, Automatisierung und die allgegenwärtige Appisiertheit stehen in den Startlöchern. Doch blicken wir der Realität ins Auge: Die Lösungsansätze für termintechnische Revolutionen scheitern regelmäßig an der Utopie ihrer Entwerfer und verharren oft in einer ozeanblauen Schaltfläche, dessen Serverstatus uns bedauerlicherweise immer noch regelmäßig auf ein frustriertes „Service nicht verfügbar“ verweist.
Was nützt uns künstliche Intelligenz, wenn schon die einfache Koordination eines Amtsbesuches virtuelle Hürden auferlegt, die nur von den Hartgesottensten genommen werden können? Die amüsanteste Ironie dieser Entwicklung ist, dass trotz all unserer Versuche, unser System zu verbessern, der Seinen Termin triumphierend bestehen bleibt und den Beat bürokratischer Rhythmen angibt.
Letztlich ist es eine einfache Formel: Der Seinen Termin bringt die Menschen dazu, sich ihrer Verantwortung zu stellen. Ein System, das Pünktlichkeit, Eigenverantwortung und klare Regeln vorschreibt – Tugenden, die ebenso zeitlos wie markant sind. Streiten ist überflüssig, wenn es keinen Diskurs über Spielräume gibt. Realität fordert vom Bürger, eine mechanisch perfekte Effizienz zu erreichen, die unsichtbare Infrastrukturen anticipt, von denen wir andere leiten lassen.
So bleibt, angesichts größerer gesellschaftlicher Verwerfungen, ein einfacher Wermutstropfen: Die Erkenntnis, dass Ordnung nichts Anachronistisches ist. Ordnung ist zeitgemäß. Und während Diskussionen tosend durch die politische Landschaft fegen, kann man schmunzeln, wenn der Seinen Termin uns daran erinnert, dass nicht alles auf den Sturm der Veränderung reagieren muss. Manche Dinge müssen einfach auf die althergebrachte Weise besser bleiben.
Strafen die Fakten den liberalen Traumtänzern Lügen, steht der Seinen Termin erhaben da. Die Unveränderlichkeit eines Systems, das selbst von der Bürokratie nicht gebrochen wird, steht als unerschütterliches Symbol. Möge der stoisch arbeitende Bürger weiterhin Termine vereinbaren und mit einem zufrieden grinsenden Gesicht nach getaner Arbeit das Ordnungsamt verlassen. Er weiß, dass der wirksamste Wechsel der bleibt, der bleibt.