Schloss Knepp: Ein Konservatives Naturparadies?

Schloss Knepp: Ein Konservatives Naturparadies?

Fast wie aus einem Aristokratenmärchen: Schloss Knepp, ein Ort, wo die Natur wieder ihre eigene Spielwiese zurückerobert hat. Dieses englische Anwesen setzt auf natürliche Wiederholung statt urbane Ökowahnträume.

Vince Vanguard

Vince Vanguard

Schloss Knepp: Ein Konservatives Naturparadies?

Fast wie aus einem Aristokratenmärchen aus dem 19. Jahrhundert: Schloss Knepp, gelegen in der sanften Hügellandschaft von West Sussex, England. Dieses geschichtsträchtige Anwesen gehört Sir Charles Burrell und seiner Frau Isabella Tree, die seit den 2000er Jahren ein ehrgeiziges „Rewilding“-Projekt betreiben. Ihnen gehört ein weitläufiges Landgut, das einst intensives Ackerland war, bis sie entschieden, der Natur ihren freien Lauf zu lassen. Statt überregulierte Agrarflächen gibt es jetzt die Rückkehr der Wildnis. Stellen wir uns das Spektakel vor: Hier röhren Dammhirsche, Wildpferde und Heckrinder wie in einem längst vergessenen England anmutig über die Felder.

Diese Männer und Frauen haben das Konzept der Renaturierung auf die Spitze getrieben, ein Schritt, der für einige mutig oder verrückt erscheinen mag. Statt der konventionellen Landwirtschaft vertraut man hier auf das natürliche Gleichgewicht und minimalen menschlichen Eingriff. Diese Philosophie fordert natürlich die weitverbreitete Meinung heraus, dass nur menschliche Eingriffe und Kontrolle Natur produktiv und nützlich machen können.

Doch wie funktioniert das Ganze? Die Tiere bleiben weitgehend autonom, greifen in die Vegetation ein und führen zu überraschend positiven Ökosystemveränderungen. Arten, die schon lange als verloren galten, darunter auch einige seltene Vögel, finden erneut einen Platz im Schloss Knepp. Ohne Frage, dies ist Natur pur, ohne den ideologischen Schnickschnack mancher urbaner Naturaktivisten. Es gibt keine elektrisch betriebenen, veganen Cafés oder Debattenclubs zu den Themen Klimawandel und politisch korrekten Umgangsformen.

Es drängt sich die Frage auf, ob dies nicht vielmehr heilsam konservativ ist, als die gewaltigen urbanen Utopien? Ein Ort, wo Hirsche und Rinder machen dürfen, was sie wollen? In diesem Punkt scheint man sich zumindest nicht nach trendy, progressiven Ideen aus den Großstädten zu sehnen. Hier gewinnt die Unerschütterlichkeit der ländlichen Lebensweise.

Ein Punkt für die Konservativen: Die Wiederkehr der Natur ist eine hervorragende Alternative zu den ressourcenintensiven landwirtschaftlichen Methoden, die vielerorts kritisch hinterfragt werden. Hier dreht sich die Diskussion nicht darum, wie man den Planeten vor dem Klimawandel rettet, sondern darum, wie echter Naturraum erhalten bleiben kann, ohne dass man ein Öko-Festival veranstalten muss. Es beweist, dass weniger oft mehr ist, ganz im Gegensatz zu den endlosen Vorträgen und Untergangsszenarien, die mit dem Begriff „Naturschutz“ so oft einhergehen.

Wirtschaftlich argumentieren könnte man auch: Trotz des Verzichts auf intensive Landwirtschaft ist Schloss Knepp eine nachhaltige Tourismusquelle geworden. Geführte Wanderungen, Bildungsreisen und wissenschaftliche Studienprojekte sprießen hervor wie Pilze nach dem Regen. Das bedeutet Einnahmen und Arbeitsplätze - eine Auffrischung für die wirtschaftlich gebeutelten ländlichen Regionen.

Die Möglichkeit, in einem wild gewordenen Naturparadies verloren zu gehen, spricht für ein harmonisches Zusammenleben von Mensch und Natur. Und obendrein ist Schloss Knepp ein Paradebeispiel dafür, dass es keiner alarmistischen Sichtweisen oder politisch motivierter Green-Tech-Lösungen bedarf, um wieder zur Ursprungskraft der Natur zurückzukehren.

Ein Spaziergang durch die freien Weiten dieses Anwesens könnte selbst den intelligentesten Städter zweifeln lassen, ob seine ständigen Bestrebungen nach Kontrolle und Perfektion tatsächlich der richtige Weg sind. Schloss Knepp zeigt in seinen Hügeln und Wäldern, dass die Antwort auf viele unserer Umweltfragen nicht in noch mehr Technik oder Regulierung liegt, sondern in der simplen Rückkehr zur Natur, aufgebaut auf jahrhundertealter Tradition.

Man könnte behaupten, dass in Schloss Knepp ein wenig der englische Konservatismus wiederaufersteht, jene bemerkenswerte Widerstandskraft und Balance im Einklang mit der natürlichen Ordnung. Jetzt, wo andere sich Sorgen über das Zählen von Kohlenstofffußabdrücken machen, setzen Sir Charles und Isabella auf die Verwundbarkeit und den Kreislauf der Natur. Vielleicht klingt das konservativer, als es manchen liberalen Kräften lieb ist.

Ja, im Schloss Knepp finden wir keine Megaprojekte, die das Klima retten sollen, der Fokus liegt ehrlicherweise auf dem Erhalt eines idyllischen Rückzugsortes. Einmal mehr triumphiert die Einfachheit der Natur über die Komplexität anthropogener Lösungen. Wer hätte gedacht, dass das Ergebnis der Gleichung „weniger Einfluss ist mehr Natur“ so spektakulär sein könnte? Die Welt könnte sicherlich ein wenig mehr Schloss Knepp ertragen.