Warum 'Schlechter Einfluss' moralischen Verfall mit Hollywood-Glamour verbindet

Warum 'Schlechter Einfluss' moralischen Verfall mit Hollywood-Glamour verbindet

'Schlechter Einfluss' ist ein deutscher Fernsehfilm aus dem Jahr 2017, der die destruktive Macht von urbanen Verführungen und moralischer Verwirrung darstellt. Marie und Tim geraten während eines Kurztrips nach New York in einen gefährlichen Sog des Selbstverlusts.

Vince Vanguard

Vince Vanguard

Wer hätte gedacht, dass eine einfache Reise nach New York einen wahren Albtraum aus Kontrolle und Manipulation entfesseln könnte? 'Schlechter Einfluss', ein 2017er deutscher Fernsehfilm von Lars Becker mit Nicolette Krebitz, Robert Stadlober und Susanne Wolff, erzählt genau diese Geschichte. Der Film zeigt die verhängnisvollen 48 Stunden der völlig naiven Marie, die mit ihrem Freund Tim einen vermeintlich harmlosen Kurzurlaub plant. Doch was sie in der Großstadt erwartet, ist weit mehr als nur ein Abenteuer. Einst als Möglichkeit gedacht, dem Alltag zu entfliehen, verwandelt sich die Exkursion von Beginn an zu einem düsteren Drama aus Abweltschristianisierung, bei dem die westliche Moderne ihre Klauen zeigt.

Es gibt keine guten Vorbilder in diesem Film, und das ist auch gut so. Die Beziehungsmuster, in die die Charaktere verstrickt sind, ist ein perfektes Beispiel dafür, warum moralische Verwahrlosung so einfach um sich greift. 'Schlechter Einfluss' setzt auf eine provokative Darstellung von urbanen Verführungen und der ruchlosen Einflussnahme, die Menschen wissentlich in Probleme reitet. Das ist kein rosaroter Liebesfilm, sondern ein Weckruf, weg von den hippen Versprechen der Stadt zu kommen, die letztlich nur eine Scheinwelt darbieten.

Tim, ein erfolgloser Schauspieler, ist der Inbegriff des innerlich maroden Künstlertyps, und Marie, eine Kunststudentin ohne jeglichen Realitätssinn, kommt hier als seine naive Begleitung gerade recht. Der Film führt letztlich vor Augen, dass nicht alles Gold ist, was glänzt, und dass die Suche nach Individualität in einer anonymen Großstadt leicht zu Selbstverlust führen kann. Kulturliebhaber mögen es vielleicht anders sehen, aber die Metropole ist auch ein Honigtopf für die moralisch Schwachen.

Es ist diese marode Gesellschaft, die Becker uns ohne Umschweife zeigt, die von der liberalen Filmindustrie oft verherrlicht wird. Der Film gibt uns einen klaren Schnappschuss der entfremdeten und dekadenten Gesellschaft, in der sich die Protagonisten bewegen. Moralischer Relativismus und die Idee, dass moderne Konsummöglichkeiten der einzige Lebenszweck sind, werden hier gnadenlos kritisiert. Becker lässt damit kein Auge trocken.

Der Clou von 'Schlechter Einfluss' ist jedoch die Art und Weise, wie der Film schleichend den Niedergang der inneren Werte illustriert. Die Charaktere verlieren schnell die Orientierung, einen Spiegel der harten Realität, der die dünne Patina der städtischen Coolness durchbrechen lässt. Ein betörender Nachts aus geleerten Gläsern und verhängnisvollen Entscheidungen verblüfft die Zuschauer am Ende mit ernüchternder Klarheit: Die Großstadt ist nicht der Ort, an dem Du Deinen moralischen Kompass finden wirst.

Beeindruckend ist auch, wie Becker ohne offensichtliche Moralpredigt den Fokus auf persönliche Verantwortung legt. In einer Zeit, in der man leicht die Schuld dem System zuschieben könnte, zeigt der Film, dass es letztlich am Individuum liegt, sich den Verführungen zu stellen. Die Botschaft? Praktisch niederschmetternd: Lass Dich nicht von äußeren Einflüssen treiben, behalte selbst die Zügel in der Hand und lasse Dich nicht in den Strudel des moralischen Verfalls ziehen.

Was besonders an 'Schlechter Einfluss' herausragt, ist die ambivalente Beziehung, die zwischen Tim und Marie gedeiht. Sie stehen symbolisch für das moderne Drama, wenn Ziele verschwimmen und die eigene Identität narrenzügig dem schnellen Genuss geopfert wird. Es erinnert uns daran, wie schnell man sich in der mehrdeutigen Großstadtillusion verlieren kann, wenn man nicht wachsam bleibt.

Am Ende bleibt 'Schlechter Einfluss' als ein meisterhafter Spiegel unserer Zeit zurück. Der Film ist laut, provozierend und äußerst treffend. Es zeigt die erschreckend realistischerweise die Täuschung zeitgenössischer Illusionen auf – eine klare Abkehr vom populären Glamour. Wer glaubt, das richtige Leben spiele sich in der Glitzermetropole ab, wird hier auf brutal erhellende Weise eines besseren belehrt. Becker inszeniert ein Drama, das kein Blatt vor den Mund nimmt und ein aufrüttelndes Bild einer Gesellschaft zeichnet, die in ihrem Streben nach dem vermeintlich besseren Leben das Wesentliche aus den Augen verliert.