Manchmal fragt man sich, was Kunst heutzutage überhaupt noch soll. Genau dann stolpert man über die Werke von Rona Yefman, die mit einem Feingefühl für Provokation und einem Hang zur Kontroverse auf die Bühne tritt. Rona Yefman ist eine israelische Künstlerin, die seit den 1990er Jahren hauptsächlich in New York lebt und arbeitet. Bekannt ist sie für ihre Fotografien und Videoinstallationen, die mal verletzend wirken, mal zum Nachdenken anregen, und oft alles gleichzeitig können. Was schon mal ein Punkt ist, der sie von den meisten anderen unterscheidet.
Yefmans Arbeiten befassen sich oft mit Identität und Geschlecht – Themen, die in unserer aufgeheizten, politisch korrekten Welt oft wie ein rotes Tuch wirken. Das wird besonders deutlich in ihrer Serie über ihren Bruder Gil, der eine geschlechtsspezifische Transition durchlebt hat. Kunst soll doch eigentlich Schönes schaffen, nicht wahr? Yefman sieht das wohl anders, denn ihre Fotografie provoziert und polarisiert. Ihre Projekte kratzen an den Oberflächen gesellschaftlicher Akzeptanz und drücken Themen aus, die vermeintliche Schöngeister gern unter den Teppich kehren würden.
Ein bestimmtes Gefühl von Rebellion zieht sich durch all ihre Werke. Ihre Arbeit in „Adam and Eve in the Garden of Delights“ etwa zeigt den menschlichen Körper in einem Zwiespalt von Natürlichkeit und Künstlichkeit. Hier scheut sie sich nicht, mit Tabus zu spielen, um das Publikum zu schockieren oder sensibel für das Thema zu machen. Sie geht Risiken ein, die in der heutigen Welt der politischen Korrektheit selten gewürdigt werden. In gewisser Weise könnte man Rona Yefman als die unverblümte Stimme der Kunstwelt betrachten.
Jedes Stück weist eine eigene Dramatik auf. Ihre Werke sind nicht darauf ausgerichtet, sich nett in einen Gängelwagen des aktuell Machbaren einzuordnen. Stattdessen fordern sie eine direkte Auseinandersetzung. Immer wieder überträgt Rona sehr persönliche Erlebnisse in eine universelle Botschaft, die jedoch nicht immer leicht verdaulich ist. Sie hat das Talent, Themen wie Krieg, Vertreibung und persönliche Freiheit in ihren Bildern und Videos zu sezieren.
Ein weiteres Highlight ihrer Karriere war sicherlich die Ausstellung im MoMA, dem Museum of Modern Art in New York. Dort zeigte sie eine Serie, die verschiedene Gesichter und die vielleicht unausgesprochenen Konflikte der Stadt porträtiert. Diese Arbeit ist ein Spiegelbild unserer modernen Welt in all ihrer harten und verletzlichen Form. Manche mögen behaupten, dass Kunst keinen Einfluss auf die Meinungsbildung hat, aber Yefmans Darstellungen lassen sich schwer ignorieren.
Darüber hinaus lässt sich bei ihr eine unübersehbare Verbindung zu ihrer Heimat Israel feststellen. Die eingebetteten politischen Untertöne ihrer Arbeit sind oft nicht subtil, manchmal sogar verstörend. Aber ist Kunst nicht genau dafür da – um unliebsame Wahrheiten auszudrücken und Diskussionen auszulösen? Obgleich sicher viele ihrer Arbeiten eine intellektuelle Herausforderung darstellen, sind es genau diese Herausforderungen, die unsere Wahrnehmung erweitern.
Man könnte sagen, Yefman bedient sich an Kontrasten und präsentiert paradoxe Ansichten in einer Form, die die Vorstellungskraft anregt. Gesellschaftliche Normen werden hinterfragt, gleichzeitig aber auf einem Niveau gehalten, das über reinen Protest hinausgeht. Ihr Werk ist weder ornamental noch populistisch. Es erfordert eine Bereitschaft zur intellektuellen Auseinandersetzung, die in der kunstschaffenden Welt immer seltener wird.
Kritiker mögen argumentieren, dass ihre Kunst nicht viel mehr als Provokation ist. Doch zieht man in Betracht, wie intensiv und durchdacht sie mit ihren Inhalten umgeht, ist diese Behauptung schnell widerlegt. Ihr Mut, Themen anzugehen, vor denen andere zurückschrecken, zeigt gerade auch eine Stärke, die mehr als bloße Provokation zu sein vermag.
Rona Yefmans Werke sind sicher nichts für schwache Nerven. Sie fordern unser Denken, sie unterhalten, sie verstören. Sie halten einen Spiegel vor und machen unbequem. Und genau das macht sie aus, in einer Zeit, in der wir nur allzu oft in unserer Komfortzone der Bestätigung verweilen. Ihre Kunst ruft dazu auf, die eigenen Überzeugungen zu hinterfragen und die Komfortzone zu verlassen. Und mal ehrlich: Ein wenig unbequeme Kunst hat doch noch niemandem geschadet.