Warum „Romeo und Julia“ (2002) ein filmschames Märchen ist

Warum „Romeo und Julia“ (2002) ein filmschames Märchen ist

Die 2002er Version von „Romeo und Julia“ versucht vergeblich, Shakespeares Klassiker in einem indischen Setting neu zu beleben und bleibt doch nichts als ein blasses Abbild der ursprünglichen Romanze.

Vince Vanguard

Vince Vanguard

Die 2002er Version von „Romeo und Julia“ ist wie ein schlecht zubereitetes Gericht, dass man lieber zurück in die Küche schicken würde. Ins Leben gerufen von Regisseur Murali Nair, spielt dieses Desaster in Indien und versucht ein zeitloses Shakespeare-Drama in einen modernen Kontext zu hieven. Was könnte da schon schief gehen? Vieles, wie sich herausstellt.

Diese Neuinterpretation des Klassikers wurde veröffentlicht, während die Welt die frühe Ära des digitalen Filmemachens betrat. Gedreht in, und um die pulsierenden Landschaften von Kerala, Indien, war der Film vielleicht gut gemeint, doch das Resultat ist alles andere als überzeugend. Es wird versucht, den jungen Liebhabern eine neue Dimension zu geben; es ist jedoch mehr ein missratenes Unterfangen als ein frischer Atemzug.

Erstens: Die künstlerische Freiheit, die die Filmemacher sich nahmen, um das klassische Drama in ein indisches Setting zu transportieren, wirkt eher erzwungen als kreativ. Shakespeare würde sich im Grab umdrehen, wenn er wüsste, dass seine tragische Liebe nun zwischen Kokusnussbäumen statt schottischer Mauern zelebriert wird. Doch war es wirklich notwendig, das eng gestrickte Original so sehr zu dehnen, dass es aus den Nähten platzt?

Zweitens: Wo bleibt die Chemie zwischen den Hauptfiguren? Wir sprechen von einer der größten Liebesgeschichten aller Zeiten! Doch die Schauspieler Hussain Ajij und Vani Vashishth muten eher an wie entfremdete Geschwister als tragische Liebende. Die zaghafte und unterm Strich unglaubwürdige Darbietung hat dazu geführt, dass diese Romeo und Julia eher Alltagsszenarien einer Vorstadtsoap gleichen, als dem Inbegriff turbulenter Romantik.

Die Wahl der Kulisse – Indien – hätte zumindest theoretisch einiges an Potenzial gehabt, um die intensive Leidenschaft von Romeo und Julia aufleben zu lassen. Leider verblasst diese atemberaubende Landschaft im Hintergrund eines wenig überzeugenden Drehbuchs und schwachen Regieeinsätzen, die das ganze Projekt in mediokren Gefilden versenken.

Außerdem ist die Anpassung der Sprache fast schon ein Verbrechen an der Kunst: Dialoge, die einst die Schönheit von Shakespeares Federführung zur Schau stellten, sind hier zu abgehackten und manchmal unsinnigen Austauschhandlungen reduziert. Der lyrische Fluss ist unterbrochen, und was bleibt ist ein Flickenteppich an halbherzigen Dialogen.

Und was sollen wir aus dem Film lernen? Dass kulturelle Interpretation manchmal besser der Fantasie überlassen wird. Die Idee, klassischen westlichen Werken einen exotischen Anstrich zu geben, mag auf dem Papier interessant klingen, doch in der Praxis scheitert sie, wenn Substanz durch formelhafte Nachahmung ersetzt wird.

Die Besetzung tut ihr Übriges zur Tristesse: Nebendarsteller agieren wie hölzerne Marionetten, die ohne klare Richtung in eine altbewährte Geschichte geworfen werden. Die Identifikation mit den Figuren bleibt auf der Strecke, ebenso wie die Empathie für ihr Schicksal. Nur, weil man den Mantel eines Klassikers überzieht, macht es den Inhalt nicht automatisch besser.

Doch was sagt das über die Filmlandschaft der frühen 2000er Jahre? Nun, es scheint eine Zeit gewesen zu sein, in der Experimente, die Traditionen über Bord werfen, zu nichts anderem führten als zu einem Überdruss an schlechten Neuinterpretationen. Anstatt die Chancen des Filmemachens zu nutzen, um kreative und sinnvolle Erzählungen zu schaffen, wurde es zu einer Zeit, in der Oberflächlichkeit triumphierte.

Ein wahres Drama entfaltet sich nicht nur in Worten und Bildern, sondern in den Herzen der Zuschauer. Die 2002er „Romeo und Julia“ bleibt jedoch eine kalte Wiedergabe, unfähig ihre Zuschauer mitzunehmen. Sie ist ein Mahnmal dafür, dass nicht jede Geschichte durch ihre Umgebung oder Aktualisierung verbessert werden kann. Manchmal sollte man den klassischen Stoff einfach in Ruhe lassen.

Dieser Film ist ein Paradebeispiel dafür, dass manche kulturellen Interpretationen bei Liberalen vielleicht auf Neugier stoßen, aber letzten Endes nur eine glanzlose Wiederholung von etwas sind, das nie besser werden kann als das Original.