Roger Mahony: Ein Kardinal zwischen Skandal und Kontroverse

Roger Mahony: Ein Kardinal zwischen Skandal und Kontroverse

Roger Mahony, der berüchtigte Kardinal von Los Angeles, steht im Zentrum eines der größten Skandale der katholischen Kirche, geprägt von Missbrauch, Macht und Vertuschung.

Vince Vanguard

Vince Vanguard

Roger Mahony, ein Name, der genauso viel Kontroverse wie Klerikertum heraufbeschwört, ist einer der bekanntesten Persönlichkeiten der katholischen Kirche der letzten Jahrzehnte. Geboren 1936, wurde er 1985 zum Erzbischof von Los Angeles ernannt, einer der einflussreichsten und größten Diözesen der USA. Seine Aufgaben hätte man sich nobel und edel vorstellen können – gäbe es da nicht seine fragwürdige Rolle in einem der größten sexuellen Missbrauchsskandale der Kirchengeschichte.

Bis 2011, als er in den Ruhestand ging, war Mahony eine zentrale Figur der amerikanischen Katholizität. Doch während seiner Amtszeit ballten sich unübersehbare dunkle Wolken über seinem Kopf. Die Missbrauchsskandale, die in den 2000er Jahren ans Licht kamen, führten dazu, dass Mahony mit bis zu 500 Fällen in Verbindung gebracht wurde. Trotz wiederholter Forderungen nach strafrechtlicher Verfolgung blieb er unantastbar. Ein klassisches Beispiel für die scheinbar endlose und schützende Machtstruktur des Glaubens, die den Menschen fast vergisst.

Die Aufdeckung dieser Verfehlungen führte 2007 zu einem rekordverdächtigen Vergleich von 660 Millionen Dollar – damals die größte Summe, die jemals von einer Diözese aufgebracht wurde. Der konservative Schwindel riecht durch: eine Kirche, die für Würde und Moral stehen soll, schützt einen ihrer eigenen, während Opfer im Dunkeln gelassen wurden. Tatsächlich wurde Mahonys Teilnahme an den Vatikanischen Abstimmungen nicht einmal von diesen Skandalen beeinflusst. Wieder einmal ein Beispiel, wie Hierarchien und Macht mehr wiegen als moralische Verantwortung.

Obwohl Mahony einen unbestreitbaren Beitrag zu gemeinnützigen Initiativen, wie dem Los Angeles Catholic Worker oder dem Aufbau neuer Kirchen in der Diözese, geleistet hat, sind solche Taten kaum ein Ausgleich für das, was an Schaden angerichtet wurde. Seine Verteidiger, die argumentieren, er sei ein Bauherr des Glaubens, vergessen oft, dass man in der Politik wie auch in der Religion keine Augen verschließen sollte.

Macht, Ruhm und Einfluss sind immer die Versuchung der Kirchenführer gewesen, doch Mahony zeigt, dass ein schnelles Aufsteigen auf der Karriereleiter nicht immer Konsequenzen für Fehlverhalten bedeutet. Der kardinale Fehler der Kirche lag – und liegt weiterhin – darin, dass der gegenseitige Schutz und geheime Absprachen über Transparenz und Aufrichtigkeit gestellt wurden.

Mahonys Geschichte ist eine beträchtliche Lektion darüber, wie Organisationen, auch solche, die scheinbar den höchsten moralischen Standards verpflichtet sind, versagen können. Mit seinem scheinbar endlosen Netzwerk ist Mahony ein Paradebeispiel für das Versagen großer Institutionen, wenn es darum geht, Verantwortlichkeit vorzuherrschen. Die gesellschaftlichen Folgen solcher Skandale sind kaum zu messen: Missbrauchsopfer kämpfen immer noch mit den psychologischen Auswirkungen, während die Kirche in moralischen Trümmern liegt.

Doch die Kirche erlaubte ihm, von 2011 bis zu seiner Rolle als emeritierter Kardinal weiterhin seinen Einfluss zu bewahren, beizerweise sogar Teilnahmen am Konklave zu haben. Ein Hohn für alle, die Integrität in hohen Ämtern suchen. Der Schutz, den die Institution ihm gewährte, hat vielen gezeigt, wie wenig sich seit den Zeiten, in denen Priester Helden galten, geändert hat.

Die Ernsthaftigkeit der Geschichte Roger Mahonys sollte nicht verharmlost werden. Sie ist ein starkes Beispiel für die Art von Institutionenversagen, das liberalen Kritikern eine Einladung ist, mit Fingern zu zeigen. Die Lehren aus seinen Taten und dem darauffolgenden Verhalten der Kirche bleiben bis heute relevant, eine Mahnung ebenso für die Kirche wie für all jene, die ihren Platz in ihr suchen. Könnte es endlich Zeit sein, für echte Reformen gegen institutionelle Sumpfstellen zu kämpfen?