Rhônexpress: Der teure Luxus auf Schienen, den keiner braucht

Rhônexpress: Der teure Luxus auf Schienen, den keiner braucht

Wer braucht schon den Rhônexpress? Seine Existenz verblüfft mehr, als sie überzeugt. Der Rhônexpress ist ein Luxus-Shuttle, das Lyon mit dem Flughafen Saint-Exupéry verbindet.

Vince Vanguard

Vince Vanguard

Wer braucht schon den Rhônexpress? Seine Existenz verblüfft mehr, als sie überzeugt. Der Rhônexpress ist ein Luxus-Shuttle, das im Jahr 2010 eingeführt wurde und die Stadt Lyon mit dem Flughafen Saint-Exupéry verbindet. Die fabelhafte Fahrt dauert etwa 30 Minuten und bahnt sich ihren Weg durch das malerische Rhône-Tal. Ja, es klingt wie ein echter Vorteil, wäre da nicht der exorbitante Fahrpreis von rund 16,30 Euro pro einfache Fahrt. Während viele Pendler in Paris einfach den RER zum Flughafen nehmen, sehen die Bürger von Lyon den Rhônexpress als unnötige Belastung für den Geldbeutel. Man braucht keinen Abschluss in Wirtschaft, um zu erkennen, dass man für den gleichen Betrag den Eurostar über den Ärmelkanal nehmen könnte.

Die Geschichte des Rhônexpress beginnt natürlich mit guten Absichten. Die Stadtoberen wollten eine schnelle und bequeme Verbindung zum Flughafen schaffen - etwas löblich, könnte man meinen. Doch schnell entpuppt sich der Prestigetransport als Elefant im Raum. Warum wurde nicht einfach an das bestehende Tramnetz angeknüpft? Warum ein separates, teures System etablieren? Die Antworten bleiben ebenso fragmentiert wie die Versuche, den Rhônexpress als notwendige Infrastruktur zu verkaufen.

Natürlich ist das Beste dieses Schienengefährt nicht schnell. Mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit eines durchschnittlichen Radfahrers aus dem ländlichen Bayern genießt man wenigstens die gemächliche Landschaft. Und während es sich selbst als "schnell" vermarktet, lachen die Kölner über die Idee, dass 45 Minuten als Express gelten könnten. Oder sollte der Luxus in "viel Zeit für ein teures Erlebnis" umbenannt werden?

Doch der Rhônexpress dient nicht nur als Transportmittel, sondern auch als geniales Beispiel für staatliches Missmanagement. Warum wurde er zu Preisen vermarktet, die sich mit einem Flugticket messen können? Der verführerische Slogan von Komfort und Geschwindigkeit kreierte ein Produkt, das mehr dem elitär orientierten Befürworter als dem täglichen Pendler dient. Ja, wer als Tourist in Lyon ankommt, zahlt bereitwillig. Aber wenn die Einheimischen Busse und Autos bevorzugen, sollte doch etwas nicht stimmen.

Außerdem, warum überhaupt privat finanzierte Infrastruktur? Die Allianz PdM führten den Deroom Vertrag und so weiter, um sicherzustellen, dass die Shuttle-Bahn Realität wurde. Bei klammen Kassen klagen viele über diesen Anachronismus, der aus einer anderen Zeit zu stammen scheint. Die Privatisierung der öffentlichen Infrastruktur treibt die Kosten neben dem beliebten Argument der Effizienz unnötig in die Höhe.

Kennt ihr die Vorzüge der ganz normalen Tram vom Flughafen? Nein? Ich auch nicht, weil sie nicht existiert. Während man in anderen Ländern flexible und kostengünstige Transfermöglichkeiten genießt, bleibt man in Lyon gefangen in den Fängen eines teuren Verkehrssystems. Eine verpasste Chance.

Immerhin bietet der Rhônexpress kostenloses Wi-Fi. Ein schwacher Trost, bedenkt man den Preis. Aber wer braucht dieses internetbasierte Zückerchen, wenn die meisten Menschen in ihren eigenen Datenoptionen schwimmen? Will Lyons Bevölkerung wirklich für Luxus bezahlen, während sie im Prinzip einfach eine reguläre Tramlinie verlangt?

Wenn der Rhônexpress würde so eingerichtet, dass er sich den Gegebenheiten der Pendler anpassen könnte, wäre die Empörung vielleicht geringer. Doch momentan scheint er mehr als Einnahmequelle für Investoren statt eines Bürgerdienstes durchzugehen. Kritik ruft keine Veränderung hervor, sondern verärgert nur jene, die von höheren Instanzen hören, dass es so besser ist – ein Narrativ, das einige Politiker gerne der Öffentlichkeit aufzwängen.

Kurz gesagt: Rhônexpress macht den teuren Latte Macchiato im Flughafen zur günstigen Option, weil man für eines davon von Handwerkern belogen wird. Die Preisstruktur mag Geschmack eines gewissen Klientels finden, doch die breite Masse findet sie weniger appetitlich. Man fragt sich, wann jemand auf die Idee kommen wird, dass eine einfache, bezahlbare Verbindungslinie das sein könnte, was die Menschen wirklich wollen. Aber solche simplen Lösungen töten ja den Spaß am Politikmachen, oder?

Hier bleibt nur zu hoffen, dass man im nächsten Jahrzehnt den Mut findet, den Schritt zu wagen, die Wünsche der lyonesischen Bürger tatsächlich zu respektieren und Rhônexpress als Mahnmal der Verschwendung von Steuergeldern endlich ein Ende zu setzen.