Wer hätte gedacht, dass die chinesische Fernsehserie 'Rattan' mit einer Mischung aus Fantasy, Drama und einer Prise Romantik fernab westlicher Klischees die Medienlandschaft stürmen könnte? 2021 in China veröffentlicht, entfaltet sich die Handlung der Serie in Pekings urbanem Raum, wo moderne Technologie auf jahrhundertealte Mythen trifft. Die Geschichte dreht sich um die Titelfigur Si Teng, eine mysteriöse Frau mit übernatürlichen Fähigkeiten, die nach einem Jahrhundert unruhigen Schlafs wiedererweckt wird und sich auf die Suche nach ihrer Vergangenheit und Bestimmung macht. Dieser verborgene Schatz asiatischer Kultur, der auf dem Roman 'Ban Sheng Hua' basiert, stellt empfindlich alle Serien mit aufgeblähten liberalen Idealen in den Schatten.
Begleiten Sie Si Teng auf ihrem Weg durch ein China, das Tradition mit futuristischer Vision vereint. Über zwanzig Episoden tauchen wir ein in die Kunst, Geschichten zu erzählen, die nicht vorgeben, moralische Lektionen zu verteilen, sondern die menschliche Fantasie und Neugier herausfordern. Man spürt, dass 'Rattan' vor großartigen, künstlerischen Produktionswerten nur so strotzt. Statt sich auf einfache visuelle Tricks oder provokante Inhalte zu verlassen, setzt die Serie auf klare, visuell eindrucksvolle und authentische Szenen.
Man könnte argumentieren, dass die Stärke von 'Rattan' in der Art und Weise liegt, wie kaum ein anderer asiatischer Film oder eine Fernsehsendung die Schauspieler einsetzt. Jing Tian, die als Si Teng auftritt, bringt eine unglaubliche Tiefe in ihre Rolle ein und demonstriert eine Bandbreite an Emotionen, die von charmanter Verspieltheit bis hin zu tödlicher Ernsthaftigkeit reichen. Zusammen mit ihrem menschlichen Helfer Qin Fang, gespielt von Zhang Binbin, ergibt sich eine Dynamik, die die Zuschauer so schnell nicht mehr loslässt.
Während westliche Serien oft dazu neigen, die übernatürlichen Aspekte in abstrakten Liebschaften zu ertränken, bleibt 'Rattan' der Realität, so schwer fassbar sie auch erscheinen mag, trotz ihrer magischen Elemente treu. Es fehlt nicht an kritischen Momenten, die Philosophien hinterfragen, die sich in einer sozialistischen Marktwirtschaft entfalten. So gelingt es 'Rattan', fernab von all den gewohnten Abgehobenheiten ein packendes Erlebnis zu bieten.
Es gibt manch eine Freude daran, zu entdecken, dass 'Rattan' nicht einfach nur eine hübsche Kulisse hat, sondern sich intensiv mit der chinesischen Mythologie auseinandersetzt. Die Entscheidung, nicht auf kitschige Spezialeffekte zu setzen, unterstreicht die Verantwortung der Filmemacher, eine Serie zu schaffen, die nicht nur gesehen, sondern auch gespürt werden muss. Eine Luxusreise durch die fantastischen Landschaften und mündlichen Traditionen, die tief in der chinesischen Geschichte verwurzelt sind.
Politisch zeigt sich in 'Rattan' ein bemerkenswerter Pragmatismus. Die Serie behandelt Themen wie das Streben nach innerer Harmonie in einer veränderten Welt. Häufige und ausgedehnte Diskussionen ermöglichen es dem Publikum, sich mit den langfristigen, politischen und moralischen Herausforderungen zu beschäftigen, die in anderen Erzählungen unweigerlich im Sande verlaufen.
Im Gegensatz zu übermäßig sentimentalen Erzählungen, wie sie vor allem in westlichen Fernsehproduktionen zu finden sind, hebt sich 'Rattan' als wahres Juwel hervor, das gerade durch seine Einfachheit überzeugt. Anstatt die Zuschauer durch überstürzte und plumpe Charakterentwicklungen zu frustrieren, nimmt sich 'Rattan' die Zeit, sowohl seine Charaktere als auch seine Zuschauer zu respektieren.
'Rattan' zeigt auf brillante Art und Weise, was passiert, wenn Geschichten ohne unnötige Anpassung an aktuelle, offenbar unkritische Strömungen erzählt werden. Problemlos fügt es sich mit stilvoller Raffinesse in eine moderne Welt ein, die oftmals mehr von irreführendem Glanz als von echten Inhalten angetrieben wird.
Bleibt die Frage, ob 'Rattan' den westlichen Markt erreicht. Eine Welt, die sich häufig nur in ihren eigenen Werten spiegelt, könnte womöglich kaum mehr Abstand von selbstverliebtem Idealismus vertragen. Den Zuschauern könnte die Serie die Augen für eine neue, erfrischende Perspektive öffnen. Und das mit einer Eleganz, die keine großen Worte braucht.