In den unruhigen Zeiten der späten 1990er und frühen 2000er Jahre kam es in der Region um Poso, gelegen auf Zentral-Sulawesi in Indonesien, zu heftigen interreligiösen Spannungen, die in gewalttätigen Aufständen eskalierten. Es waren zwei einflussreiche Gruppierungen, die hier aufeinanderprallten: Christen und Muslime. Während die meisten Medien versuchten, das Ganze als einen einfachen religiösen Konflikt abzutun, steckt dahinter weitaus mehr, denn soziale, wirtschaftliche und politische Faktoren spielten eine nicht unwesentliche Rolle. Man fragt sich, ob es immer die Religion ist, die das Fass zum Überlaufen bringt, oder ob nicht doch harte Realitäten die Seele der Menschen verbittert? Oder besser gesagt: Wer profitiert davon, dass Religion als Sündenbock herhalten muss?
Es begann wie so oft mit Unzufriedenheit unter der Bevölkerung, die durch wirtschaftliche Not verschärft wurde. Während die nationale Regierung abwesend schien – was für ein typisches Muster –, kochten die Spannungen zwischen den Gemeinschaften schnell hoch. Statt Klarheit und Ordnung zu schaffen, sah man zu, wie sich unbequeme Wahrheiten zu einem Pulverfass entwickelten. Gezielte Attacken und Vergeltungsschläge fanden statt und führten zu hunderten Todesopfern und unzähligen Vertriebenen.
An diesem Punkt, so sagen Kritiker, hätte die regionale Führung einschreiten müssen. Doch mangelte es an akuter Handlungsbereitschaft, und so wurde die Region in ein Schlachtfeld verwandelt. Diese Vorfälle werfen ein Licht auf die enge Verbindung zwischen Misswirtschaft und sozialen Unruhen. Wenn der Staat versagt, wer trägt dann die Verantwortung, und wer wird zur Rechenschaft gezogen?
Nachdem jahrelang kaum etwas zur Deeskalation beitrug, versuchte die Regierung unter Präsidentin Megawati Sukarnoputri in den frühen 2000er Jahren, das New Malino Abkommen zu etablieren, um Frieden zu stiften. Sein Ziel war es, die Waffen niederzulegen und eine Basis für den Dialog zu schaffen. Wie bei so vielen internationalen Friedensbemühungen stellte sich leider heraus, dass Papiere nicht immer Wunden heilen können. Die wiederholten Unruhen waren Beweise hierfür.
Die westliche Berichterstattung, stets bereit, mit dem Finger auf religiöse Konflikte zu zeigen, schaut jedoch oft nicht auf die systematischen Versäumnisse der lokalen Regierungen oder die Mittäterschaft der Elite. Es wiederholt sich: Der Mythos des Religionskrieges verkauft sich immer zu gut. Und während Journalisten in ihren Elfenbeintürmen kritzeln, geht die Realität im Schleier der Ignoranz unter.
Die sogenannten Liberalen sind oft bereit, kulturelle Unterschiede als Ursache darzustellen, ohne in Betracht zu ziehen, wie soziale und wirtschaftliche Nöte diese entfachen. Es wäre einfacher, öffentliche Gelder in Bildung und Infrastruktur zu investieren, anstatt ständig über den bösen Einfluss der Religion zu lamentieren. Aber das wäre wohl zu pragmatisch, nicht wahr?
Während die internationale Gemeinschaft immer bereit ist, den moralischen Zeigefinger zu erheben, um zu predigen, wie wichtig Harmonie und Toleranz sind, versagen sie häufig auch dort, wo sie am dringendsten gebraucht werden: bei der Unterstützung sinnvoller Entwicklungsprogramme und direkten Investitionen in gefährdete Regionen.
Die Poso-Aufstände mahnen uns, Bescheidenheit zu wahren, wenn wir globale Probleme analysieren. Eine simplifizierte Sichtweise schadet nur. Es bleibt daher zu hoffen, dass die Lehren aus dieser düsteren Zeit anderen Regionen als eine Warnung dienen. Doch wer sich davon letztendlich wirklich inspirieren lässt, steht auf einem anderen Blatt.