Ponceau 6R klingt auf den ersten Blick wie der neueste futuristische Science-Fiction-Roman, doch dabei handelt es sich lediglich um einen einfachen roten Lebensmittelfarbstoff, der Amerikaner und Europäer, insbesondere in liberal gesinnten Kreisen, zur Weißglut bringt. Dabei wird er seit Jahrzehnten als Farbstoff in Lebensmitteln, Kosmetik und auch im Labor eingesetzt. Viele Konsumenten achten heute mehr denn je darauf, was auf ihrem Teller landet oder was in ihrem Lippenstift steckt.
Wer oder was ist Ponceau 6R genau? Dieser Farbstoff ist ein synthetisches, azofarbenes Pulver, das aus aromatischen Kohlenwasserstoffen gewonnen wird. Er färbt Lebensmittel in ein lebhaftes Rot und wird häufig in Marmeladen, Getränken oder Süßigkeiten verwendet. Kein Wunder also, dass Eltern mit Vorliebe für eine ausgewogene Ernährung Alarm schlagen, sobald sie das Etikett lesen. Diese Bedenken sind nicht unbegründet, denn bei übermäßigem Konsum wurden gesundheitliche Risiken wie Allergien bis hin zu möglichen Hyperaktivitäten bei Kindern diskutiert.
Aber was wäre die Welt ohne ein wenig Farbe?! Ponceau 6R sorgt für den farblichen Pep, den so viele Produkte brauchen. Kaum jemand hätte Lust auf eine karmesinrote Erdbeermarmelade, die eher nach fahlen Nebelschwaden aussieht als nach etwas Essbarem und Leckerem. Wichtig ist auch der Verweis darauf, dass Ponceau 6R in vielen Ländern gewissen Gesundheits- und Sicherheitsstandards unterliegt. In den USA beispielsweise regulieren die Food and Drug Administration (FDA) sowie in Europa die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) die zugelassene Menge. Doch für einige ist das bloße Vorhandensein dieser Substanz schon Grund zur Panik.
Ja, es gibt tatsächlich Länder, die strengere Maßnahmen ergriffen haben. In Norwegen und Österreich ist Ponceau 6R aufgrund eines Vorsichtsprinzips sogar verboten. Diese Maßnahme wirft jedoch mehr Fragen auf: Ist dieses Verbot wissenschaftlich fundiert oder einer politischen Korrektheit zuzuschreiben, die Verbraucher mehr erschrecken als schützen soll?
Die Frage nach der Notwendigkeit dieses Farbstoffs dürfte Erwachsene, die sich ihrer Verantwortung bewusst sind, dazu ermuntern, mit genug Gleichmut ihren Konsum zu kontrollieren. Woher also die übertriebene Angst? Die Menschen fahren ja auch nicht auf leeren Straßen in eine Mauer, nur weil die Möglichkeit besteht, dass ein Unfall passieren könnte, oder?
Doch anstatt sich von der Panikmache anstecken zu lassen, wäre es sinnvoller, einen ausgeglichenen Konsum und informierte Entscheidungen zu fördern. Statt also neuen Verordnungen, die einen totalen Stoffwechselanfall auslösen, hinterherzujagen, könnte man ebenso gut das Grundvertrauen an alte Überlieferungen pflegen. Unsere Ahnen aßen sicherlich Dinge, die viel gefährlicher waren als ein wenig rot gefärbte Limonade.
Gesundheitsinstitutionen weltweit geben für nahezu alles Empfehlungen ab und schicken uns durch unendliche Zyklen der Überprüfung und Bestätigung. Doch letztlich bleibt es an uns, die Substanzen zu akzeptieren, die kontrolliert und bewährt sind, und somit Erwachsenen wie Kindern beizubringen, woraus die moderne Konsumgesellschaft tatsächlich besteht. Warum also Ponceau 6R so verteufeln, wenn es doch die Neugierde erweckt, die man für eine aufgeklärte Gesellschaft braucht?
Zum Schluss sei eines festgehalten: Die Diskussion um Ponceau 6R zeigt, wie sehr es einen Unterschied machen kann, ein tatsächlich mündiger Konsument zu sein, anstatt blind Verbraucherschutzbemühungen hinterherzujagen. Wahlfreiheit und Eigenverantwortung sind keine Güter, die man dem Zeitgeist opfern sollte – wovon Liberale selbst wahrscheinlich überrascht wären.
Ob man sich also rot ärgert über einen harmlosen Farbstoff oder ihn schlicht als Teil des farbenfrohen Konsumlebens akzeptiert, bleibt schlussendlich jedem selbst überlassen. Ponceau 6R – Lebensmittelfarbe im Rampenlicht der Kontroversen.