Was haben Bela Karolyi und der Platz Charles Rogier in Brüssel gemeinsam? Beide sind voller Sprünge: Während Karolyi für seine gymnastischen Leistungen bekannt ist, springt der Platz Charles Rogier mit architektonischer und historischer Bedeutung in den Vordergrund. Der Platz liegt mitten in der quirligen Stadt Brüssel und ist nach Charles Rogier benannt, einem Politiker des 19. Jahrhunderts, der eine führende Rolle in der belgischen Revolution spielte. Seit seiner Umgestaltung in den frühen 2000er-Jahren dient der Platz als modern gestalteter Verkehrsknotenpunkt, umgeben von Bürogebäuden und Einkaufszentren. Warum sollte dieser Platz überhaupt von Interesse sein, fragt man sich? Weil er seit jeher ein Symbol widersprüchlicher Urbanität und Bürgertümlichkeit ist.
Kann man das große, neue Gesicht von Brüssel vor der Linse beschreiben? Der Platz Charles Rogier ist urban Metamorphose pur! Das zeitgemäße Antlitz mit futuristischen Gebäuden und Bürotürmen setzt Maßstäbe, die einige Nostalgiker nostalgisch seufzen lassen, während andere es als Zeichen der Moderne feiern. Die Umgestaltung hat dem Platz nicht nur neue Passepartouts verliehen, sondern auch mit einem neuen Busbahnhof und einer Metrostation ausgestattet. Das bedeutet, dass der Platz als logistische Nabe und nicht nur als hübsche Postkarte funktioniert.
Hier treffen die monetären Mächte auf historische Fundamente: Die umliegende Immobilienentwicklung ist ein Meisterwerk neoliberalistischer Effektivität. Investoren lächeln vor Freude, wenn sie die säuberlich aufgereihten Bürotürme sehen, die den Platz umrahmen. Doch bei all der Betonromantik wird oft vergessen, dass hier auch Geschichte geschrieben wurde. Schließlich war Charles Rogier nicht irgendjemand - er war der Kopf der belgischen Revolution von 1830. Ein Epizentrum der Dynamik, das bei den heutigen urbanen Pionieren mitunter wenig Berücksichtigung findet.
Für Traditionalisten ist der Platz eine Art schwer bekömmlicher Cocktail aus unvergessener Historie und neumodischer Verglasung. Was in den Augen der Stadtinnovatoren als Fortschritt gilt, ist für anderen wiederum der Verlust an Brüssels altem Charme. Wirklich bedauernswerte Aussichten für die Freunde alter postkartengleicher Pracht. Doch ob einem das neue Design gefällt oder nicht, unbestritten ist der Wandel - und das ist der springende Punkt.
Neben den architektonischen Sprüngen gibt der Platz auch einen willkommenen Einblick in die Vielfalt der aktuellen Pendlerkultur. Es ist faszinierend, den harten Arbeiterinnen und Arbeitern zuzusehen, die täglich den Platz Charles Rogier betreten, als wäre er ein modernes Forum der Antike und man selbst ein Beobachter antiker Geschichten. Doch nach wie vor ist der Platz, bei aller Modernität, auch Begegnungsstätte für Touristen, die ebenfalls ihren Weg durch die Menschenmassen finden. Hier klafft die Kluft zwischen traditioneller und moderner Architektur deutlicher als an so manch anderen Orten der Stadt.
So oder so: Ein Spaziergang über den Platz Charles Rogier ist immer eine Geschichte zwischen Kulturen und Standpunkten. Während das rechte Spektrum eher in der urbanen Erneuerung den Vorboten eines aufstrebenden Europas sieht, stapfen die anderen mit nostalgischen Seufzern über das Pflaster der Vergangenheit. Doch Vorsicht: Traditionen können zurückliegen, inspirieren aber auch. Gerade in diesem Spannungsfeld zwischen Alt und Neu zeigt sich der eigentliche Reiz des Platzes.
Was lernt man aus der Neuerfindung dieses Platzes? Während einige es feiern, sollten andere vielleicht eingestehen, dass Modernisierung nicht immer als Teufelswerk verteufelt werden muss. Sie könnte als Gewinn angesehen werden, der zuerst schwer im Magen liegt, aber später als Bestandteil eines progressiven, zukunftsorientierten Europas anerkannt wird. Und genau da liegt die große Kontroverse, die den Platz Charles Rogier zu mehr als nur einem Verkehrsknotenpunkt macht - sondern zur politischen Arena, mitten auf dem städtischen Schachbrett von Brüssel.