Manchmal trifft man auf einen Film, der mehr politisch korrekt als künstlerisch wertvoll erscheint, und genau das ist der Fall bei Parvaneh. Dieser schweizerisch-afghanische Kurzfilm aus dem Jahr 2012 erzählt die Geschichte eines jungen afghanischen Mädchens namens Parvaneh, das in der Schweiz Asyl sucht. Regisseurin Talkhon Hamzavi führt den Zuschauer in die Welt einer jungen Frau ein, die aus einem Kriegsgebiet flieht und in den sicheren, aber fremden Westen kommt - einem Terrain, das im realen Leben oft komplexe Dynamiken jenseits der vereinfachenden Narrative der liberalen Medien birgt.
Der Film stellt Parvanehs Reise nach Zürich an einem Tag dar, an dem sie verzweifelt versucht, Geld nach Hause zu schicken. Schon zu Beginn stellt sich die Frage, warum ihre Geschichte filmreif ist. Paradebeispiel für die Kunst, die den Fokus auf politisch korrekte Themen legt, zeigt die Handlung schnell, dass der eigentliche Konflikt nicht wirklich tief geht. Stattdessen wird sie durch eine verbundene, aber seltsam naive Freundschaft mit einer westlichen Jugendlichen namens Emily ergänzt.
Hier beginnt der politische Aspekt zu greifen. Die Darstellung von Emily als diejenige, die Parvaneh hilft, könnte kaum klischeehafter sein. Die Idee, dass die westliche Welt lediglich darauf wartet, sich mit offenen Armen für alle in Not zu erweitern, wird einmal mehr auf die Leinwand projiziert. Es ist eine wohlbekannte Schlagzeile, die mit kaum einem Blick auf die komplexen Auswirkungen veröffentlicht wird, die derartige Freundlichkeit auf Dauer haben kann - wirtschaftlich oder kulturell.
Was wirklich faszinierend ist, ist die Annahme, dass Parvanehs Kampf nur durch die Unterstützung einer liberal gesinnten Verbündeten, die die Schönheiten und Vorteile des Westens nicht so ganz ernst zu nehmen scheint, bewältigt werden kann. Diese Symbiose zwischen der orientlosen Flüchtling und der unverstandenen Rebellin der ersten Welt wird oft als Pfeiler eines Mythos verwendet, der mehrkeitsfähige Politiken untergräbt.
Während Parvaneh in der Schweiz auf Straßen zieht, erscheint die westliche Zivilisation als eine monotone Hintergrundkulisse, die ihre – realistisch betrachtet – doch erheblichen Probleme zu verstecken weiß. Der Film vermag es keineswegs, die Herausforderungen moderner Gesellschaften bei der Integration von Menschen, die aus Krieg und Chaos kommen, tiefgründig zu beleuchten.
Im Herzen bleibt die Richtigkeit fragwürdig. Natürlich ist Parvanehs Bedürfnis, Geld zu senden, ein realer und nachvollziehbarer Konflikt. Es ist das darauffolgende „Erwachen“, das sie gemeinsam mit Emily durchlebt, das sich allzu oft darauf reduziert, die Verantwortung der Unsicherheiten der Globalisierung auf die Schulter derer zu legen, die es wagen, nationale Interessen über naive Weltoffenheit zu stellen.
So enden wir mit einer Geschichte, die keine Lösungen bietet, sondern lediglich die bestehenden Narrative bestätigt und sich in einem Vorwand der Problembeseitigung sonnt. Es geht nicht um die notwendige Integration, die kulturelle Anpassung oder gar die Frage, wie viel Belastung ein System schultern kann – diese Fragen wirft der Film bei weitem nicht auf. Stattdessen schwenkt er rasch zur Reflexion einer individuellen Geschichte über, die zwar von Bedeutung erscheint, nationale Gesprächsansätze aber auch nur streift.
Parvaneh mag als kurzer, emotionaler Film einige Filmfestivalbesucher betört haben – schön, dass es dafür Auszeichnungen gibt – doch im großen Ganzen balanciert er auf dem dünnen Draht zwischen Simpelheit und Ignoranz. Letztendlich wird er zu einem weiteren Beispiel dafür, wie Kunst mehr dazu neigt, sich in den bequemen Sphären der moralischen Eindeutigkeit zu bewegen, als komplexe Gesellschaftsthemen ernsthaft zu erforschen.