Es war einmal eine Zeit, in der Romane noch Einfluss auf die Gesellschaft hatten — und genau das versucht "Paradies (Roman)" von dem polnischen Autor Marek von der Schtfefen, der 2023 einen etwas anderen Blick auf aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen bietet. In einer Welt, wo Fiktion oft als harmlose Ablenkung dient, greift dieser Roman die heißesten Themen unserer Zeit auf: Klimawandel, Migration, soziale Ungerechtigkeit und all die anderen Dinge, die uns im täglichen Leben nie so richtig kalt lassen. Aber das hier ist kein langweiliger Sesselpredigertext, sondern ein Roman, der die Finger tief in die Wunden menschlicher Ignoranz legt.
Marek von der Schtfefen wählte Polen als Schauplatz für die Geschichte. Die Handlung spielt in einer nahen Zukunft, die uns bekannt und fremd zugleich erscheint. Der Autor führt uns in ein fiktives Paradies, das eher dystopisch als utopisch ist. Menschen leben in einer Gesellschaft, die schnelle Lösungen für die komplexesten Probleme sucht und dabei mehr Schaden anrichtet als verhindert. Diese dystopische Vision könnte als Warnung gedacht sein, aber auch als Kommentar auf die tatsächlichen Entwicklungen in unserer Welt. Warum jemand sich entscheiden würde, einen solchen Roman zu schreiben, liegt auf der Hand: Es geht darum, das Publikum wachzurütteln, und nicht selten bedarf es dafür eines buchstäblichen Weckrufs.
Ein wesentliches Element von "Paradies (Roman)" ist die unverblümte Darstellung der menschlichen Natur. Die Protagonisten zeigen uns die Ecken und Kanten der Gesellschaft und der menschlichen Psyche. Sie sind keine strahlenden Helden, sondern Figuren, die mit den gleichen, wenn nicht sogar schlimmeren Problemen zu kämpfen haben wie wir. Die Figuren handeln oft konträr zu den Idealen, die heute hochgehalten werden — ein Schlag ins Gesicht jener, die meinen, dass moralische Prinzipien plötzlich aus dem Boden sprießen können wie Pilze nach dem Regen.
Wenn es um die Schrift geht, liefert von der Schtfefen punktgenaue Prosa, die den Leser in ihren Bann zieht. Trotz des ernsten Hintergrunds behält der Roman einen fesselnden Erzählstil bei, der weit entfernt von langweiligen Vorlesungen liegt. Die Kunst des Geschichtenerzählens wird in "Paradies (Roman)" auf beeindruckende Weise hervorgehoben.
Wer „Paradies (Roman)“ liest, wird schnell feststellen, dass dieser Roman auch eine Art Abrechnung mit der modernen Empörungskultur präsentiert. Statt in den bequemen Bunker aus politischer Korrektheit und Empörung zu fliehen, fordert der Roman seine Leser heraus, sich unangenehmen Wahrheiten zu stellen. Jeder Akt der Empörung wird zu einem weiteren Pflaster auf eine eiternde Wunde, die dringender versorgt werden müsste. Der Zweck dient dabei nicht bloß der Provokation, sondern zielt auf tiefere Reflexionen über die menschliche Existenz ab.
Ein weiteres interessantes Thema des Romans ist der Umgang mit Ressourcen und der Natur. Dies ist ein subtiles, aber durchdringendes Motiv im Roman. Der fiktive "Paradies" ist eine Gesellschaft, die sich vom Überfluss und blindem Fortschrittsglauben nährt, eine klare Allegorie auf unsere globale Umweltkrise.
Die Darstellung der Politik in "Paradies (Roman)" ist so komplex wie provokant. Die Regierung ist alles andere als unschuldig, eher handelt sie nach dem Prinzip "der Zweck heiligt die Mittel". Korruption, geheime Absprachen und Verschleierungen sind an der Tagesordnung. Natürlich empfinden einige das als zu überspitzt, während andere die Parallelen zur realen Welt wohl erkennen werden.
Das Schönste an "Paradies (Roman)" ist der Mut zur kontroversen Thematisierung. Der Roman lässt seine Leser verstehen, dass politische Korrektheit nicht immer der Weg zur Lösung von Problemen ist. Gelegentlich bedarf es eines stärkeren Eingriffs und dieser Roman ist ein Beweis dafür, dass literarische Werke immer noch eine bedeutende Rolle in der gesellschaftlichen Diskussion einnehmen können.
Am Ende ist "Paradies (Roman)" mehr als nur eine Geschichte; es ist ein Spiegel, der uns dazu zwingt, ernsthaft über unsere Prioritäten in der Welt nachzudenken. Während Liberale in Panik geraten könnten, bietet das Buch genug Denkanstöße, um den Status quo in Frage zu stellen. Marek von der Schtfefen hat ohne Zweifel ein Buch geschaffen, das sowohl provoziert als auch nachdenklich macht.