Es war einmal eine Zeit, als Universitäten den jungen Köpfen nicht nur Wissen, sondern auch Struktur vermittelten. Doch Brown Universität ist ins Gerede geraten, weil sie einen „offenen Lehrplan“ verfolgt – ein Konzept, das Student:innen erlaubt, die meisten ihrer Kurse selbst auszuwählen, ohne zwangsweise Fächer aus einem Kerncurriculum belegen zu müssen. Was im Jahr 1969 als progressive Reform begann, gibt Student:innen die Freiheit, Kurse nach Belieben zu wählen, ohne sich dem Diktat eines strengen Studienplans unterwerfen zu müssen.
Hört sich unglaublich an, oder? Nun, jetzt setzt Brown auf das, was sie „akademische Freiheit“ nennen, um Studierende zu locken, sich ohne Grenzen zu entfalten. Aber was ist der wirkliche Preis dieser scheinbaren Freiheit? Wer glaubt, dass junge Erwachsene ausnahmslos reife Entscheidungen treffen, glaubt wahrscheinlich auch noch an den Osterhasen. Während die Brown Universität ein Symbol für Selbständigkeit im Bildungssystem sein will, ist die Frage, ob das nicht in Richtung akademisches Durcheinander führt.
Freie Entscheidung – ja, aber mit welchem Wissen? Wenn 18-Jährige oft kaum wissen, welche Kleidung zum Vorstellungsgespräch angemessen ist, wie sollen sie in der Lage sein, ihre akademische Karriere fehlerfrei zu lenken? Ohne klare Vorgaben könnte das Ergebnis ein Flickenteppich von Wissen sein, ohne Zusammenhang oder Tiefe.
Verantwortung? Ja klar! Student:innen Verantwortung zu geben, hört sich gut an, bis man erkennt, dass sie darauf trainiert werden müssen. Lehrer und Eltern haben die ihnen mehr Arbeit durchgedrückte Verantwortung, während die Jugendlichen sich in einem Wirrwarr der Möglichkeiten verlieren.
Generation Verwöhnung. Die heutige Gesellschaft dreht sich immer mehr um das, was individuell am besten passt. Solche Freiheiten in einem so entscheidenden Lebensabschnitt zu gewähren, fördert den „Ich kann machen, was ich will“-Gedanken, der in den Beruf später weniger willkommen geheißen wird.
Kein Platz für harte Fächer. Mathematik, Wissenschaft und Literatur könnten zugunsten von „leichteren“ Fächern, die weniger Mühe kosten, unter den Tisch fallen. Am Ende haben wir vielleicht eine Masse an Abschlüssen, aber nur wenige mit substantiellem Wissen, das die Wirtschaft letztendlich braucht.
Die Qual der Wahl. Eine scheinbar unbegrenzte Auswahl an Kursen könnte schier überfordernd sein: Paradox der Unbegrenztheit. Das kann dazu führen, dass Student:innen wichtige Fächer umgehen oder letztlich gar keine fundierte Ausbildung erhalten.
Das Problem des „Übermenschen“. Der Elfenbeinturm produziert auf diese Weise vielleicht interessante Persönlichkeiten, die gedanklich freischwebend sind, aber die Realität? Sie könnten sich als wenig anpassungsfähig erweisen, da sie es gewohnt sind, alle Entscheidungen selbst zu treffen – ohne dabei die Konsequenzen zu betrachten.
Der Arbeitsmarkt. Fragt man Arbeitgeber, ist eine fundierte Wissensbasis, auch durch einen standardisierten Lehrplan, willkommen. Eine Fachkraft mit spezifischem Know-how? Absolut. Ein liberal ausgebildeter Kreativdenker ohne greifbaren Schwerpunkt? Ohnehin fraglich nützlich.
Der kulturelle Schock. Student:innen, die unter solchen Bedingungen lernen, könnten später Schwierigkeiten haben, sich in eine Arbeitswelt zu integrieren, die Erwartungen und Strukturen setzt.
Die Wahrscheinlichkeit von Fehlentscheidungen. Ob es gefällt oder nicht: Menschen lernen auch durch Fehler. Ein offener Lehrplan gibt jedoch mehr Raum für vermeidbare Fehlentscheidungen.
Zu welchem Zweck? Mehr Akademiker? Sicher. Aber auch mehr Ahnungslosigkeit? Der Zweck eines Studiums sollte es nicht sein, junge Menschen willkürlich auf das Leben loszulassen, sondern sie in die Lage zu versetzen, es informierter anzugehen. Die Frage bleibt, ob der offene Lehrplan der Brown Universität diese Anforderungen erfüllt.
Braucht es wirklich noch mehr Beweise für die Verirrungen modernistischer Bildungsansätze?