Selten hat ein Roman von Hokkaido so viel Aufregung erzeugt wie 'Norden vom Stern der Einsamkeit' von Takeo Arishima. Veröffentlicht 1929 beschreibt dieses Werk das Leben in einem ländlichen Japan, das durch einen Aufstand gegen die gesellschaftlichen Normen geprägt ist. Keineswegs ein typisches Märchen vom Lande, stellt dieses Buch die traditionellen Werte in Frage und hebt gleichzeitig die Bedeutung von Individualität und Freiheit hervor. Die linke Szene mag aufschreien, denn der Autor, ein Denker aus gutem Hause, widersetzt sich einem Kollektivismus, der das Individuum in den Schatten stellt. Klar, das passt nun wirklich nicht ins Schema einer gleichgeschalteten Gesellschaft.
Doch was macht dieses Buch so provokant? Fangen wir damit an, dass Arishima seine Charaktere erstaunlich selbstbewusst und stark zeichnet. Sein Protagonist bricht aus der starre normativen Welt aus, um seine eigene Wahrheit zu finden. Das ist eine klare Kampfansage an eine Gesellschaft, die individuelle Ausbrüche aus alten Traditionen nicht toleriert. Hier wird einmal mehr deutlich, dass persönliche Freiheit wichtiger ist als der kollektive Druck, sich anzupassen. Ein Wunsch, der, ob in Japan oder anderswo, in vielen konservativen Herzen mitschwingt.
Arishimas einzigartige Fähigkeit, fesselnde Szenerien und stimmungsvolle Landschaften zu beschreiben, könnte an und für sich schon als literarische Meisterleistung durchgehen. Doch wäre das nicht fast schon blasphemisch im liberalen Japan der damaligen Zeit, eine solch konservative Botschaft hinter einer solch schönen Prosa zu verstecken? Der Schriftsteller hat die Fähigkeit, die Leserschaft in seinen Bann zu ziehen, während er gleichzeitig die scheinbar unumstößlichen Werte der Gesellschaft hinterfragt.
Es ist bemerkenswert, dass 'Norden vom Stern der Einsamkeit' als Vorläufer für eine neue Welle des Denkens in der japanischen Literatur betrachtet wird. Eine Welle, die nicht darauf abzielt, einfach alles zu akzeptieren, was auferlegt wird, sondern stattdessen die Möglichkeit in Betracht zieht, dass es alternative Wege gibt, selbstständig und frei zu denken und zu handeln. Arishima malt, wenn auch subtil, das Bild eines freien Geistes, etwas woran sich viele in unserer modernisierten, jedoch oft fremdbestimmten Welt erinnern könnten. Man könnte fast meinen, das Streben nach persönlicher Freiheit ist zeitlos.
Wenn Sie 'Norden vom Stern der Einsamkeit' noch nicht gelesen haben, sollten Sie es nachholen. Es ist ein Werk, das nicht nur eine tiefere Einsicht in die japanische Seele des frühen 20. Jahrhunderts bietet, sondern auch heute noch aktuelle Fragen aufwirft. Fragen, die besonders spannend sind, wenn sie aus einer politisch unkorrekten Perspektive gestellt werden. Denn manchmal ist es erfrischend, wenn ein Buch nicht das tut, was man erwartet, sondern vielmehr die Fragen stellt, die man vermeiden wollte.
Arishima hat durch seine Odyssee der Selbstfindung nicht nur die japanische Familienstruktur infrage gestellt, sondern gleichzeitig die Möglichkeit aufgezeigt, dass persönlicher Erfolg nicht unbedingt auf Kosten der Individualität erreicht werden muss. Die ablehnende Haltung vieler gegenüber solch einem Gedankengut ist bezeichnend für eine Welt, die mehr und mehr zur Gleichmacherei neigt. Er revoltiert gegen starre Gesellschaftsnormen von innen heraus, ein Aspekt, der nicht nur in seiner Zeit revolutionär war, sondern auch in unserer heutigen Welt immer mehr an Bedeutung gewinnt.
Vielleicht ist es dieser Mix aus Altertümlichem und Zwiespältigem, der 'Norden vom Stern der Einsamkeit' zu einem unverzichtbaren Werk der japanischen Literatur macht. Diese einzigartige Verbindung macht es schwer, das Buch in eine Ecke zu stellen, es macht es unbequem für diejenigen, die einfache Antworten auf komplexe Fragen bevorzugen. Denn manchmal steckt die Wahrheit in der Komplexität.
Sollte man das Buch lesen, um sich für die neue japanische Literatur zu begeistern? Definitiv, ja! Das Buch hält das Versprechen einer intellektuellen Befreiung, es ist ein Plädoyer gegen die kulturelle Homogenität und für die persönliche Freiheit, die stets anzustreben ist.