Modernismus mag wie ein schickes Schlagwort aus einer Hipster-Bibel klingen, doch wenn man einmal genauer hinsieht, stellt man fest, wie tiefgreifend und traditionsverachtend diese Bewegung tatsächlich ist. Der Modernismus, der in Europa Ende des 19. Jahrhunderts aufkam, verbreitete sich überall – in Kunst, Architektur, Literatur und Philosophie, um das Alte abzulehnen und das Neue voller Stimmen und Launen zu feiern. Er begann hauptsächlich in den Städten Paris und Wien und breitete sich schnell in den westlichen Gesellschaften aus, wo seine unzähligen Verzweigungen bis heute die Kultur und Politik prägen. Diese Strömung hat uns, bewusst oder unbewusst, in einen Zustand geführt, in dem Tradition und Werte durch technologischen Fortschritt und emotionale Selbstverwirklichung ersetzt wurden.
Man könnte meinen, der Modernismus sei eine rein ästhetische Bewegung, die unsere Architektur in abstrakte Formen gewickelt hat oder Kunstwerke zu verschwommenen Karikaturen gemacht hat. Aber es ist so viel mehr. Diese Bewegung hat den Weg dafür geebnet, dass der traditionelle Familienkern als veraltet betrachtet wird. Man überlege sich nur, was beispielsweise in der Architektur geschehen ist: funktionale Kästchen ersetzen Stolz und Pracht längst vergangener Tage. Wo früher dekorative Details und durchdachte Räume Tradition und Familie betonten, stehen nun seelenlose Betonsilos, die uns voneinander isolieren. Das ist der Punkt: Modernismus hat dazu beigetragen, dass wir uns nicht mehr als Teil eines größeren Ganzen sehen. Diese Ideologie verzieht uns zu individuellen Punkten in einem gesellschaftlichen Netz, das jeden menschlichen Kontakt als optional ansieht.
Wer gab uns das grüne Licht, unsere Traditionen so bereitwillig aufzugeben? Gewiss, die Modernisten selbst sehen das alles anders. Sie brüsten sich damit, dass sie alte Dogmen eingerissen haben. Aber raten Sie mal, wer die Scherben auflesen muss? Die Generationen, die nach uns kommen, stehen vor der Herausforderung, Kultur und Familientraditionen zurückzugewinnen, die über Generationen hinweg aufgebaut wurden. Es war der Modernismus, der dazu beigetragen hat, dass der Fokus vom Gemeinwohl auf das individuelle Glück verschoben wurde – eine fatale Veränderung.
Besonders ironisch wird es, wenn man in die Literaturszene schaut. Schriftsteller wie James Joyce oder Virginia Woolf, deren Werke komplex, aber oft unzusammenhängend erscheinen, werden bis heute als unantastbare Genies betrachtet. Diese Schriftsteller verleugneten die traditionelle Erzählstruktur zugunsten von inneren Monologen und kaputten Helden, was oft mehr Verwirrung als Erleuchtung schafft. Man fragt sich, ob die traditionelle Literatur wirklich so verwerflich war, oder ob der „Fortschritt“ in der Literatur nicht vielmehr zur Entfremdung von den Lesern geführt hat.
Auch wenn der Modernismus als enorm fortschrittlich gefeiert wurde, hat er wenig dazu beigetragen, ein mandiges politisches Umfeld zu schaffen. Tatsächlich trug er zur Zersetzung traditionsreicher Werte bei, indem das Individuum über die Gemeinschaft gestellt wurde. Verstehen Sie mich nicht falsch – Fortschritt an sich ist nicht verwerflich. Problematisch wird es, wenn er als Allheilmittel für alle gesellschaftlichen Probleme dargestellt wird. Durch die jahrzehntelange Dominanz des Gedankenguts „neu ist besser“ hat sich die Gesellschaft in eine Richtung entwickelt, in der alles, was einmal heilig war, nun wie ein verstaubter Museumsgegenstand in den hintersten Ecken der Vergangenheit verrottet.
Der Modernismus manifestierte sich nicht nur in der Kunst und in der Literatur, auch die Philosophie unterzog sich einem geradezu zynischen Wandel. Philosophen begannen, traditionelle Werte und Moral als Relikte einer altertümlichen Weltsicht zu interpretieren. Es wurde zu einer Modeerscheinung, Autoritäten fast schon reflexartig abzulehnen – ein Erbe, das bis heute anhält, da viele kaum noch glauben, dass irgendetwas von Dauer sein könnte, einschließlich der grundlegenden Wahrheiten.
Natürlich hat der Modernismus einige bemerkenswerte Errungenschaften hervorgebracht, die den technologischen Fortschritt beflügelt haben. Doch wo bleibt das Wohlergehen und die Stabilität, die echte Werte und Traditionen bieten? Diese Frage bleibt unbeantwortet, solange die Legitimierung des neuen Fortschritts den Horizont verdunkelt und der Glanz der tiefverwurzelten Traditionen verblasst. Die übertriebene Erhebung des Neuen führt laufend zu einem Zustand, in dem jegliche Form der Tradition als antiquierte Befangenheit betrachtet wird.
Am Ende des Tages treiben uns Bewegungen wie der Modernismus dazu, die Vergangenheit für einen nicht einzulösenden Scheck auf die Zukunft einzutauschen. Das Risiko besteht darin, dass wir letztendlich kulturellen Müll erwerben, während wir das solide, aber vermeintlich langweilige Tafelsilber der Tradition aufgeben. Wir müssen uns fragen, ob der Preis, den wir mit dem Verlust unserer Traditionen zahlen, wirklich den unaufhaltsamen Fortschritt wert ist. Die wenigen konservativen Stimmen, die noch Widerstand leisten, erkennen, dass der Kampf nicht um politische Macht, sondern um die Seele unserer Kultur geht.