Wer hätte gedacht, dass ausgerechnet Mexiko bei den Olympischen Spielen 2012 in London für mehr Diskussionen abseits des Sports sorgt als im sportlichen Wettkampf selbst? Die Olympischen Spiele sind bekanntlich das größte globale Sportspektakel, wo sich Nationen auf den großen Bühnen der Welt präsentieren, aber Mexiko trat mit einem verhaltenen Glanz auf. Ab dem 27. Juli bis zum 12. August 2012 zeigten die Athleten zwar Engagement, doch die erhofften Lorbeeren blieben weitgehend aus.
Zunächst einmal findet man wenige Überraschungen darin, dass ein Land wie Mexiko nicht annähernd so stark bei den Medaillen abschneidet wie die USA oder China. Aber dennoch erwarteten viele eine stärkere Leistung. Das mexikanische Olympiateam bestand aus 102 Athleten, die in 23 Sportarten antraten. Besonders im Fokus waren Fußball, Taekwondo und Bogenschießen, wo die größten Hoffnungen ruhten. Dennoch sicherte sich Mexiko letztlich nur sieben Medaillen: Eine Goldene, drei Silberne und drei Bronzene.
Kommen wir zu den Highlights und auch zu dem, was andere als höhnisches Tief bezeichnen könnten. Der Fußballtriumph, der Mexiko die einzige Goldmedaille bescherte, war sicherlich der größte Lichtblick. Nach einem spannenden Turnier sicherte die mexikanische U23-Mannschaft im Finale einen Sieg gegen den klar favorisierten Mitstreiter aus Brasilien. Mit 2:1 besiegelten sie das Märchen, das so manchen Kritiker verstummen ließ und Anhänger in Euphorie versetzte. Der tragende Spieler und Torschütze dieses Erfolges, Oribe Peralta, dürfte hier noch lange im Gedächtnis bleiben.
Doch abseits des Goldes stellte sich schnell die Frage, ob das nicht durch eine unerwartete Starleistung geschah, anstatt durch ein gut geöltes System. Zwei der Silbermedaillen kamen aus der disziplinierten Welt des Taekwondo von den Kämpfern María Espinoza und Saúl Gutierrez. Sie kämpften verbissen, dennoch kamen sie nicht an die Spitze ihrer Wettbewerbe, was für ein Land mit einer solchen Geschichte im Kampfsport bemerkenswert ist.
Was die Bronzemedaillen betrifft, so fanden diese vor allem in Disziplinen statt, die leider kein großes Medienecho mit sich bringen. Da wäre zum Beispiel das 10-Meter-Luftgewehr der Frauen und das Synchronschwimmen zu nennen. Nichts, was für einen landesweiten Aufschrei sorgen würde, und dennoch ein Zeugnis der beständigen Anstrengungen einzelner Athleten.
Was wir hier sehen, ist nicht nur eine sportliche Bilanz, sondern ein Spiegelbild einer größeren Problematik. Das mexikanische Sportsystem scheint zu stagnieren, zweifellos nicht zuletzt aufgrund des oft diskutierten Einflusses der staatlichen und semi-staatlichen Insitutionen. Effizienz, Förderprogramme und klare Strategien in der Sportentwicklung – Fehlanzeige! Während andere Länder Kraft und Klarheit in ihre Förderstrukturen bringen, bleibt Mexiko teils in veralteten Hierarchien gefangen, die eher politischen als sportlichen Motiven zu dienen scheinen.
Ebenfalls bemerkenswert ist der Einfluss politischer Agenden, die gern in solche Großereignisse hineinwirken. Wer nun denkt, die Liberalen könnten hier punkten, hat die Spielregeln nicht verstanden. Denn sie sind oftmals diejenigen, die die Bedeutung von Sport als Mittel der nationalen Entwicklung unterschätzen und Gelder lieber anderswo investieren wollen.
Mexiko bei den Olympischen Sommerspielen 2012 war ein Spektakel an Unvermögen von Seiten derer, die Verantwortung tragen sollten. Das Engagement und die harte Arbeit der Athleten sollen hier nicht kleingeredet werden. Doch ihnen fehlen schlichtweg die Hilfsmittel, die andere Nationen zur Verfügung stellen. Es braucht klare Führung und ein Bewusstsein, das Sport nicht nur Unterhaltung ist, sondern ein manipulatives Werkzeug in der Hand der Politik – positiv wie negativ.
Die Diskussion um den Zustand des Sportes in Mexiko, angestachelt durch die Olympischen Spiele in London, muss daher intensiver geführt werden als je zuvor. Es geht um mehr als um Medaillen. Es geht um nationale Identität, Stolz und den echten Fortschritt, der über Nacht vielleicht nicht möglich ist, jedoch durch klare Maßnahmen und Investitionen langfristig erreicht werden kann.