Wer denkt, dass sie alles über Helene Swenthons umstrittenes, politisches Werk 'Meine Vergangenheit verurteilt mich 2' wussten, könnte sich irren. Helene, bekannt für ihren erfrischend ungeschminkten Stil, hat dieses Buch im Jahr 2023 veröffentlicht. Ein Werk, das von vielen eine Provokation, von anderen als Offenbarung gesehen wird. Die Veröffentlichung fand in Berlin statt und zielt darauf ab, das Gewissen Europas herauszufordern. Warum diese Stadt? Sicher, Berlin ist nicht gerade ein konservativer Werkplatz, aber vielleicht ist es gerade die Mischung aus Geschichte und Moderne, die diesen besonderen Kontrast bietet. Helene Swenthon wirft im Buch einen schonungslosen Blick auf ihre eigene Geschichte während der DDR-Zeit und verbindet dabei persönliche Geständnisse mit deftiger Kritik an aktuellen politischen Bewegungen.
Das Buch steht in einem interessanten Kontext, denn es zieht auf unerbittliche Weise Verbindungslinien zwischen persönlicher Vergangenheit und der gegenwärtigen politischen Klimaerwärmung in Europa. Die Parteiobszessivität und der nie endende linke Drang nach Kollektivismus werden seziert und unter die Lupe gelegt. Helene bietet Einblicke, die viele in den Salonradikalismus von sich als progressiv bezeichnenden Kreisen stoßen dürften. Dabei ist die Autorin klug genug, um zu wissen, dass ihre Redeweise nicht bei allen auf Zustimmung stößt. Aber vielleicht ist genau das der Punkt: Reibung erzeugt Hitze.
Ein kritischer Punkt, den Helene im Buch anspricht, ist die Verklärung der Vergangenheit durch heutige Ideologien. Es ist dieser Schleier aus Nostalgie und der allgegenwärtige Hang zum historischen Revisionismus, der als gesellschaftliche Waffe eingesetzt wird. In 'Meine Vergangenheit verurteilt mich 2' wird deutlich, dass sie die rosarote Brille der DDR-Ostalgie niederreißt. Stattdessen teilt sie ungeschönt die Wirklichkeit einer von staatlicher Kontrolle geprägten Welt und zieht Parallelen zur gegenwärtigen Abhängigkeit von moralischer Erhabenheit.
Was dieses Werk jedoch von vielen anderen politisch motivierten Memoiren unterscheidet, ist die Weise, wie Helene das Private politisch macht. Ihre Erzählungen über die Familie, ihre Karriereentscheidungen und das alltägliche Leben im Sozialismus sind geschickt mit heutigen politischen Erzählungen verwoben. Man kann sicher sagen, dass Helene mit 'Meine Vergangenheit verurteilt mich 2' nicht nach Beliebtheit strebt, sondern vielmehr nach ehrlicher Konfrontation.
Doch neben all den politischen und gesellschaftlichen Holzhammerargumenten, die dieses Buch bietet, bleibt es nicht hinter trockener Geschichtsschreibung zurück. Helene hat ein Händchen dafür, ihr Werk auch narrativ packend zu gestalten. Die Prosa ist lebendig und oftmals von der Ironie des Lebens getränkt. Ihre Fähigkeit, ihren unsentimentalen Stil mit scharfsinnigen Beobachtungen zu durchsetzen, hebt ihre Erzählung nicht nur von der Masse ab, sondern macht es einem fast unmöglich, das Buch aus der Hand zu legen.
Swenthons Werk ist in einer Zeit, in der viele Angst haben, ihre wahre Meinung zu äußern, besonders relevant. Sie kommuniziert das, worüber andere nur hinter vorgehaltener Hand sprechen. Wenn man sich mit 'Meine Vergangenheit verurteilt mich 2' auseinandersetzt, wird klar, dass es nicht darum geht, alte Wunden zu lecken, sondern die verblassenden Narben neu zu überdenken und zu verstehen, warum der politische Diskurs an einem Scheideweg steht.
Es ist kein Geheimnis, dass 'Meine Vergangenheit verurteilt mich 2' weit über reine Memoiren hinausgeht. Es ist ein Aufruf zur Wachsamkeit gegenüber den politischen Windungen und Verdrehungen, die versuchen, unter der Herrschaft der Apathie das Ruder zu übernehmen. Dieses Werk ist ein Leuchtfeuer für jene, die bereit sind, die Unannehmlichkeiten der Vergangenheit zu akzeptieren, um die Gegenwart wirklich zu konfrontieren. Helene Swenthons Buch ist ein Museum für Gedanken – roher, ungeschönter und wahrhaftiger Art.