Warum Ihre Schwäche nicht mein Problem ist

Warum Ihre Schwäche nicht mein Problem ist

In einer Welt, die von Identitätskrisen und übertriebener Empathie geprägt ist, wird schnell vergessen, dass persönliche Schwächen nicht das Problem anderer sein sollten. Es ist an der Zeit, Verantwortung zu übernehmen und nicht die Lasten anderer zu tragen.

Vince Vanguard

Vince Vanguard

In einer Zeit, in der wir von Identitätskrisen und 'Safe Spaces' umgeben sind, scheint der Gedanke, dass Ihre Schwächen nicht mein Problem sind, eine radikale Idee zu sein. Doch wer hat gesagt, dass ich die Verantwortung für die Schwächen anderer übernehmen muss? Wenn 2023 uns etwas gezeigt hat, dann dass es überall auf der Welt, auch in Deutschland, Menschen gibt, die anderen ihre Probleme zuschieben wollen. Der Wunsch nach unendlicher Empathie und Unterstützung hat eine Kultur des Selbstmitleids gefördert.

Nehmen wir nur das Beispiel der Arbeitswelt: Es wird von uns erwartet, dass wir über die Unzulänglichkeiten unserer Kollegen hinwegsehen und ihnen ständig unter die Arme greifen. Doch der Arbeitsplatz ist kein Therapiezentrum. Jeder sollte seinen Beitrag leisten und nicht erwarten, dass andere aushelfen, nur weil man mal wieder einen schlechten Tag hat. Wenn jemand nicht in der Lage ist, die Anforderungen seines Jobs zu erfüllen, sollte das nicht auf die Schultern seiner Kollegen fallen. Wieso sollte ein Teammitglied verhindern, dass die ganze Gruppe erfolgreich ist, nur weil es seine Schwächen ausleben möchte?

Es gibt eine wachsende Tendenz, persönliche Schwächen als gesellschaftliches Problem darzustellen. So wird es plötzlich zur gesellschaftlichen Verantwortung, jedwede kleine Befindlichkeit mit Samthandschuhen anzufassen. Ob das die mangelnde Fähigkeit zu pünktlichem Erscheinen oder die Unfähigkeit, Kritik anzunehmen, betrifft, spielt oft keine Rolle. Manchmal ist es schlichtweg notwendig, von den eigenen Fehlern zu lernen und Verantwortung zu übernehmen.

In der Erziehung erleben wir es ebenfalls täglich: Kindern wird beigebracht, dass ihre Schwächen nichts sind, wofür sie Verantwortung übernehmen müssen. Wo ist die Ermutigung, sich zu verbessern? Wird nicht erwartet, dass sich jeder verbessert und seine Stärken entwickelt? Wir sollten ehrlich mit unseren Kindern sein, dass das echte Leben nicht immer fair oder einfach ist. Man muss Verantwortung übernehmen, anstatt immer die Probleme bei anderen zu suchen.

Neben der Arbeitswelt und Erziehung sind soziale Medien eine endlose Plattform der Selbstinszenierung, bei der persönliche Schwächen lieber hervorgehoben werden als Stärken. Jeder erwartet Zuspruch, anstatt auch mal konstruktive Kritik anzunehmen. Diese Netzwerke verstärken das Gefühl, dass andere für die eigene Befindlichkeit verantwortlich gemacht werden können. Eine Haltung des 'Ich kann mir alles erlauben' führt langfristig dazu, die eigene Entwicklung zu verhindern.

Ein weiteres Paradebeispiel ist die ständige Forderung, dass Gesellschaft und Staat für persönliche Probleme verantwortlich sind. Wer sich nicht genügend anstrengt oder über seine Verhältnisse lebt, erwartet häufig Rettung von außen. Aber ist es fair, dass der Steuerzahler für die Lebensentscheidungen anderer Menschen aufkommen muss? Wo ist die Eigenverantwortung? Es sollte eine Selbstverständlichkeit sein, dass jeder für seine eigenen Entscheidungen geradesteht und die Konsequenzen trägt. Die Übernahme von Verantwortung ist schließlich Teil des Erwachsenwerdens.

Diese Tendenzen gegenüber Schwächungen ist nicht nur moralisch fragwürdig, sondern auch unpraktisch. Sie hält Menschen davon ab, zu wachsen und zu reifen. Man muss hart arbeiten und Verzicht üben, um im Leben voranzukommen. Während Ereignisse auf persönlicher Ebene sicherlich Unannehmlichkeiten verursachen können, sollte es nicht die Aufgabe anderer sein, diese auszugleichen.

Letztlich geht es darum, eine selbstständige und verantwortungsvolle Gesellschaft zu schaffen. Niemand hat das Recht, anderen seine eigenen Schwächen aufzubürden. Das besteht aus der Fähigkeit, sich selbst zu verbessern und die Leistung zu erbringen, die von einem erwartet wird, ohne dabei Andere zu belasten. Es wird Zeit, dass wir wieder lernen, Verantwortung für uns selbst zu übernehmen, anstatt ständig bei anderen die Ursache unserer Probleme zu suchen.