Man stelle sich das vor: Eine Frau, alleine gegen die Welt, mit einem scheinbaren Erbe eines der größten Jazz-Alben aller Zeiten. Das ist keine erfundene Story, sondern die Realität von Mary Lou Williams' Album, erschienen in einem Hit-geladenen Jahr 1971. Geschrieben, arrangiert und interpretiert von der unvergleichlichen Jazz-Pianistin Mary Lou Williams, das Album umfasst einige der provokantesten und eindrucksvollsten Jazz-Kompositionen, die je auf Vinyl gepresst worden sind. Und das alles zu einer Zeit, als das Establishment und gewisse politische Fraktionen hofften, dass Jazz musikhistorisch in eine Fußnote verbannt wird – erfolglos.
Williams zeigte der Welt, dass künstlerische Exzellenz nicht dem Mainstreamüberlassen bleibt, sondern eine Oase für die wahrhaft Talentierten ist. Ihre kreative Schöpfung war so engagiert wie auch treffsicher. Jeder Track des Albums platziert sich direkt als Interpretation des Lebens und der Herausforderungen, denen sie sich stellen musste, in einer Gesellschaft, die Frauen in der Jazzszene niemals den Platz einräumen wollte, den sie mehr als verdient hatten.
Ein Element des Albums, das schon beim ersten Hören hervorsticht, ist die unglaubliche Harmonie und Raffinesse in der musikalischen Vielfalt. Williams verarbeitet in den Kompositionen Einflüsse von Gospel bis zum Bop, und das alles mit einer Finesse, die so viele der zeitgenössischen und nachfolgenden Jazzmusiker ins Schwitzen brachte. Sie scheute sich nicht, Experiment und Tradition in Einklang zu bringen, und lieferte damit ein beeindruckendes musikalisches Spektrum ab, das in voller Blüte stand. Ihre Interpretation von Nummern wie „Black Christ of the Andes“ steht als ein Zeugnis dafür, wie Jazz als Plattform des Ausdrucks genutzt werden kann, um politisch und sozial zu kommentieren.
Und genau hier wird es für einige unbequem. Während liberale Kommentatoren stets gerne über Diversität und Gleichberechtigung sprechen, hat Williams in einer glanzvollen Solo-Karriere, in einer Zeit, in der die Welt lieber ihre Ohren gegenüber talentierten weiblichen Künstler verschloss, gezeigt, dass kreative Exzellenz keine Zugeständnisse braucht. Kein Platz für politisch Korrektes Gepolter oder falsche Repräsentationen. Bei Williams ging es um künstlerische Authentizität und eine unübertroffene Fähigkeit, Jazz als Spiegel der Gesellschaft zu nutzen. Manchmal ist kunstvolle Exzellenz einfach nur das: Exzellenz.
Der Frage, warum Williams' unerbittliche Energie und musikalische Kreativität nicht exegetisch gefeiert wurden, stellt sich jeder halbwegs ernsthafte Studenten der Musikgeschichte. Die Antwort könnte sein, dass in einer von Hybris und politischer Korrektheit geprägten Ära, wahre künstlerische Visionäre oft nicht die Anerkennung bekommen, die sie verdienen. Aber das ändert nichts an der Kraft, die Mary Lou Williams in die Welt gesetzt hat. Ihr Werk ist der ultimative Statement gegen eine Welt voller Vorurteile und künstlerischer Stagnation.
Bestes Beispiel dafür ist, wie sie es schaffte, Jazz nicht nur als Erbe der Vergangenheit zu behandeln, sondern es als unermüdlichen Puls der Gegenwart und Zukunft zu präsentieren. Der Facettenreichtum ihrer Musik offenbarte sich durch so vieles. Jazz, in ihrer Welt, war eine Frage der Interpretation und einer dynamischen Verschmelzung kultureller Erzählungen und persönlicher Erfahrungen.
Dieses Album steht nicht nur für die Kraft einer individuellen Stimme, sondern auch für die Notwendigkeit, Talente unabhängig von Gender- oder Genregrenzen zu fördern. In einer heutigen Welt, die oft nur konforme Meinungsbilder verkaufen möchte, bleibt Williams ein leuchtendes Beispiel dafür, dass wahrer Erfolg durch Können und Herzblut kommt.
Ein wunderbarer Aspekt ist auch die Klarheit ihrer Vision, die sie nie verraten hat. Williams' Arbeit in diesem Album bleibt ein Zeugnis ihrer künstlerischen Devise, die Formbarkeit der Grenzen von Jazz zur Schau zu stellen und damit Schubladisierungen zu widerlegen. Das Album bleibt eine klassische Verpflichtung für jeden, der sich ernsthaft mit der Entwicklung von American Music und Jazz beschäftigt.
Hier ist also ein Aufruf: Lassen wir uns nicht von kurzlebigen Modeerscheinungen oder populären Diskursen ablenken, die uns weismachen wollen, künstlerische Leistung sei etwas, das man nur in politisch korrekt verpackte Schubladen stecken kann. Mary Lou Williams hat in einer komplizierten Zeit den Beweis erbracht, dass echte Kunst keine Entschuldigungen braucht und sich nicht um die besonderen Geschmacksmuster einer selbsternannten Elite kümmern sollte, die das Sagen haben will.
Die Hörer, die Williams wirklich schätzen lernen, entdecken eine Authentizität, die unverfälscht ist. Und vielleicht ist das eine der schönsten Lektionen, die wir von ihrem Schaffen lernen können: Talent und Hingabe erkennen keine Ausgrenzung oder Ablehnung, sondern offenbaren letztlich die Wahrheit in der Musik, die über politische Angelegenheiten weit hinausgeht.