Einst das Flaggschiff der psychiatrischen Versorgung in Illinois, spaltete das Manteno Staatskrankenhaus die Gemüter - von faszinierend bis umstritten. Als es 1928 bei Manteno, Illinois, eröffnet wurde, war es mit seinen Kapazitäten ein wahrhaftiges Symbol der Modernität im Gesundheitswesen. Die prächtigen Gebäude des Anwesens, die von riesigen Landschaften umgeben waren, hatten eine klare Aufgabe: die Versorgung Tausender psychisch kranker Menschen. Der erste Eindruck? Ein Vorzeigeprojekt der öffentlichen Fürsorge.
Dennoch, was im Manteno Staatskrankenhaus folgte, kann sich durchaus in viele beklemmende Kapitel der Geschichte einreihen. Die Anlage öffnete ihre Türen mit dem Ziel, den steigenden Bedarf an psychiatrischen Einrichtungen zu decken und dem aus allen Nähten platzenden Gesundheitssystem in den USA etwas Luft zu verschaffen. Mit so vielen Menschen, die sich in einem einzigen Areal drängten, zeichnete sich nicht nur ein Bild von fortschrittlicher Versorgung, sondern auch ein leicht aus dem Ruder gelaufener Mikrokosmos ab.
Das Krankenhaus war für seine innovative Behandlung bekannt. Doch beneidet wurden diese Patienten sicherlich nicht. Elektrische Schocks und Lobotomien, behandelt ohne die moderne Menschlichkeit, die heute als selbstverständlich gilt. Aber mal ehrlich, waren das nicht Methoden, die zu ihrer Zeit als fortschrittlich galten? In den Jahren nach seiner Eröffnung wuchs das Krankenhaus zu einem Koloss, beherbergte mehr Patienten, als das System ertragen konnte, und war damit oft Schauplatz rücksichtsloser Politik und fragwürdiger medizinischer Praktiken.
Erinnern wir uns an den legendären Pocken-Ausbruch von 1939, der über 50 Menschenleben forderte. Doch wie konnte dies in einer großen staatlichen Einrichtung geschehen? Die Antwort mag in der Überbelegung und Unterfinanzierung zu finden sein, die das Gesundheitswesen zu dieser Zeit durchzog. Die schwerwiegenden Konsequenzen wurden durch die zeitraubende Bürokratie verschärft, die die Behandlung verlangsamte. Ein Paradebeispiel, warum ein dick aufgebauschtes Staatswesen nicht immer die beste Lösung ist.
1941 zog das Manteno Staatskrankenhaus über 8.000 Patienten an, doch wurden die Mittel gekürzt. Klingt das nicht bekannt in einer Zeit, in der staatliche Projekte mal wieder ihre Grenzen zeigen? Regierung und Bürokratie - immer mit dem Wissen, was das Beste für die Bürger ist, oder? Während der Zweite Weltkrieg wütete, kämpfte das Krankenhaus mit Personalengpässen. Ärzte und Pfleger waren rar - das krasse Gegenteil von dem, was man von einer staatlich betriebenen Institution erwarten sollte.
Nach Kriegsende wurden mehrere Reformversuche der Psychiatriereform initiiert, langwierige Prozesse, die im Spannungsfeld von Politik und gesellschaftlichen Auflagen steckten. Dennoch, das Manteno-Staatskrankenhaus vermochte es nie wirklich, sich von seinem bedrückenden Ruf zu befreien. Das, was als Ort der Heilung und Zuflucht gedacht war, entwickelte sich zu einem Synonym für menschliches Leid und Verzweiflung.
1965 schließlich wurde das Krankenhaus geschlossen. Eine Entscheidung, die manche als Gnade und andere als längst überfällige Reaktion auf Jahre der Misswirtschaft betrachteten. Trotzdem ist der Manteno Komplex heute ein faszinierendes Relikt aus einer Zeit, in der Regierung und Öffentlichkeit in einem ständigen, manchmal ruhelosen Tanz der Verantwortung steckten. Die Hörsäle und Katakomben stehen nun stumm, doch die Wände, so sagen zumindest die alten Schriftstücke, können immer noch die Schreie und Fluchten hören.
Wer glaubt, dass man einem staatlich betriebenen Projekt mit Misstrauen begegnen soll, lag vielleicht gar nicht so falsch. Die Geschichte des Manteno Staatskrankenhauses gibt uns Stoff zum Nachdenken, zeigt sie doch die Schwächen eines groß angelegten Planes und erinnert daran, dass manchmal die besten Absichten mit den schlimmsten Konzeptionen einhergehen. Während andere Einrichtungen weiterhin mit ähnlichen Problemen zu kämpfen hatten, verblasste Manteno doch als eine düstere Erinnerung daran, was geschieht, wenn der Staat weit über seine wesentlichen Grenzen hinaus geht.