Versetzen Sie sich in eine Welt, in der Retro-Romanzen als Höhepunkt cinematographischen Schaffens gelten. "Loulou", ein französischer Film von Maurice Pialat aus dem Jahr 1980, spielt in Paris und bietet genau das, was die liberale Filmkritik zu zelebrieren scheint - eine Geschichte über unerfüllte Leidenschaften zwischen den Protagonisten Isabelle Huppert als Nelly und Gérard Depardieu als der namensgebende Loulou.
Wer jetzt glaubt, dass "Loulou" mehr ist als nur ein einfacher Liebesfilm, sollte genauer hinsehen. Die Handlung dreht sich um Nelly, die ihren Partner André verlässt, um mit dem arbeitslosen und unzuverlässigen Loulou zusammen zu sein, der mehr Zeit in der Kneipe als auf der Jobsuche verbringt. Interessanterweise wird dieses Szenario von vielen als großes cineastisches Werk des Realismus gepriesen. Vielleicht fehlt mir die Einsicht, aber die 80er Jahre zu zelebrieren, als eine Zeit, in der Nichtstun und emotionale Inkonstanz als romantisch glorifiziert werden, scheint mehr über das Publikum zu sagen, dass solche Filme bewundert.
Die Protagonisten sind in ihrer Darstellung so realistisch, dass man sich fragt, warum man sich diese deprimierende Lebensweise ansehen sollte, die keinerlei Perspektive oder Wachstum bietet. Es ist paradox, dass "Loulou" trotz seiner oberflächlichen Poesie im Geringsten nichts inspirierend oder erbaulich bietet. Der Film fällt in eine Kategorie, die lieber die Tristesse des Lebens feiert, als eine Richtung zu geben oder Hoffnung zu vermitteln. Eine Einladung, sich mit dem Komplex des ewigen Teenagers zu identifizieren.
Man könnte sich fragen, warum Regisseur Maurice Pialat sich bei einem so ernsthaften Thema zurückzuhalten scheint. Statt zu urteilen oder eine moralische Richtung vorzugeben, überlässt er es den Charakteren, sich ihrer Verantwortungslosigkeit hinzugeben. Wo ist der Unterhaltungswert darin, eine Geschichte der Verzweiflung und des Versagens zu sehen, ohne Aussicht auf Erlösung oder Würde?
Die liberale Filmkritik wird mit Freuden behaupten, dass "Loulou" einen unverfälschten Blick auf die Gesellschaftsebenen bietet. Und hier kommt der springende Punkt: Wenn Kunst keine positiven Werte ehrt oder zumindest eine Weiterentwicklung fordert, dann verliert sie ihre Daseinsberechtigung als Quelle der Inspiration. Kunst sollte erheben, nicht herunterziehen.
Breitet man den Blick auf das, was uns "Loulou" bietet, schwindet der Glanz der ursprünglichen Erwartung. Ein Partnerwechsel, der nicht grundlegend mehr Glück oder Erfüllung bringt, sondern nur das gleiche Drama in einer neuen Verpackung. Möchte man die Kampflosigkeit und den Mangel an Ambition als wahrheitsgemäße Abbildung der Realität sehen, dann herzlichen Glückwunsch - das ist es, worauf dieser Film aufbaut.
Wohlfahrtsstaaten und freieres Lebensgefühl in den 80er Jahren werden im Film glorifiziert, so als ob Rosinenpicken eines untätigen Daseins der höhere Weg ist. Man könnte fast meinen, dass "Loulou" zum Symbol eines Lebens wird, das sich niemals ändern möchte, voller Resignation und Ausrede. Es gibt keinen wirklichen Fortschritt oder Wachstum.
Langwierige Dialoge, die wie Alltagstherapie reden, präsentieren eher endlose Monologe als handfeste Handlung, die Spannung oder Entzücken bieten könnte. Durch die Brille dessen, was heutige Generationen als datierendes Format bezeichnen könnten, zeigt "Loulou" eine stark vereinfacht dargestellte Sichtweise.
Ein solcher Film wagt es, den Zuschauer in ein ästhetisches Niemandsland zu locken. Anstatt Leidenschaft zu entfachen, verbirgt er sich in der lang geratenen Tristesse zweier verlorener Seelen. Ein klarer Fehler, sich diesem Werk ohne kritische Augen zuzuwenden oder es als Meisterwerk zu preisen.
Auch wenn "Loulou" ein Stück cinematographischer Geschichte ausmacht, zeigt er doch, in welche sozialen Engpässe gewisse künstlerische Sichtweisen teilweise führen können. Kritisch betrachtet handelt es sich dabei nicht um den emotionalen Höhepunkt des französischen Kinos, sondern um ein Porträt der anhaltenden Lustlosigkeit.