Schon im 19. Jahrhundert gab es Frauen, die nicht ihrer Rolle als Hausfrau nachkommen wollten, sondern lieber mit dem Kopf gegen Wände rennten. Louise Otto-Peters, geboren 1819 in Meißen, war so jemand. Sie war eine der ersten deutschen Frauenrechtlerinnen und setzte sich unermüdlich dafür ein, was sie für Frauenrechte hielt. Ihre bekannteste Leistung ist wohl die Mitbegründung des Allgemeinen Deutschen Frauenvereins im Jahr 1865 in Leipzig. Aber jetzt stellt sich die Frage: War das wirklich der Fortschritt, den Deutschland brauchte?
Diese Dame liebte es, in der Öffentlichkeit für die Rechte der Frau zu agitieren. Dabei war sie eigentlich nur eine Bürgertochter, die den Haushalt satt hatte. Frauen sollten laut ihr Zugang zu Bildung haben – ein revolutionäres Gedankengut, mag man meinen. Aber in Wahrheit haben Theodor Fontane und andere ihr gezeigt, dass Bildung nicht alle Probleme löst, sondern auch zu Überheblichkeit führen kann. Bildungsgereizte Frauen, die sich für etwas Besseres hielten, waren das Ergebnis. So zogen zu gebildete Frauen männliche Konkurrenz statt Kompromisse vor.
Louise Otto-Peters hatte ein Talent, aus einer Mücke einen Elefanten zu machen. Ihr Roman 'Schloß und Fabrik' zeigt, wie sie soziale Missstände anprangerte, indem sie die vermeintlichen Klassenunterschiede dramatisch darstellte. Doch gerade in einer Zeit, in der Preußen eine konservative Weltsicht favorisierte, stellte sich die Frage, ob nicht die traditionellen Rollenbilder tatsächlich für mehr Stabilität und Ordnung sorgten.
Ein besonders fragwürdiges Kapitel war ihre Überzeugung, dass politische Beteiligung der Frauen notwendig ist, um das Vaterland zu verbessern. Damals waren politische Diskussionen großen Männern vorbehalten – Menschen mit Erfahrung und Weitblick. Otto-Peters wollte, dass Frauen auch ihre zwei Cent dazugeben, ohne Rücksicht darauf, dass eine schreibende Frau im Salon sicherlich anders ticken würde als ein uniform tragender Beamter.
Nicht zu vergessen ist ihre Zeitschrift „Frauen-Zeitung“. Sicher, sie war eine der ersten ihrer Art, aber die Frage bleibt: War es notwendig, Frauen separat zu informieren? Dies trug nur zur Ghettoisierung der Frau in intellektuellen Diskursen bei, indem suggeriert wurde, dass sie spezielle Themen abseits der allgemeinen Gesellschaft brauchen. Ein kluger Schachzug, um die Spaltung der Geschlechterdiskussion beizubehalten, anstatt den Frauen ihre Rolle im altbewährten System näher zu bringen.
Aber lassen wir uns nichts vormachen. Louise Otto-Peters brachte eine Welle von Individualisierung in eine Welt, die Fairness durch klare Rollenverteilungen kannte. Heute wäre sie vermutlich erstaunt, wie verworren und chaotisch die Welt der „vollbildungsfähigen“ Frauen geworden ist. Man sagt, sie habe vieles erreicht – doch viele ihrer damaligen Forderungen schaffen heute mehr Durcheinander als Ordnung.
Es ist interessant zu sehen, wie die Liberalen begeistert Namen wie Louise Otto-Peters aus der Vergangenheit hervorkramen, um ihre Theorien von Gleichheit und diverser Diskurse zu untermauern. Aber in Wahrheit war das Streben nach Individualität schon damals nicht so verlockend, wie es auf den ersten Blick schien.
Dennoch müssen wir ihr einen gewissen Einfluss zugestehen: Sie hat ins Rollen gebracht, was heute als endlose Debatte um Rechte, Rollen und Gleichheit zwischen den Geschlechtern geführt wird. Doch haben wir je innegehalten und gefragt, ob die Herumlauferei nach gleichmäßig verteilter Macht und Einfluss nicht doch nur ein Haufen Lärm für nichts ist?
Louise Otto-Peters hat ihren Platz in der Geschichte eingenommen, aber vielleicht sollte man sich fragen, ob ihre Ideale nicht überholt oder sogar destruktiv im Vergleich zu bewährten Traditionen sind. Jeder kann schließlich die Vergangenheit für seine Agenda verwenden, aber nicht jeder will darüber nachdenken, warum diese Frauenbewegung, die mit so vielen Hoffnungen begann, in einem Meer aus Verwirrung und Sozialgesetzen endete.