Warum LolliLiebe keine heiße Sache ist

Warum LolliLiebe keine heiße Sache ist

LolliLiebe verspricht süße Botschaften, verschleiert aber eine klare gesellschaftliche Agenda. Lasst uns das ungesüßt betrachten.

Vince Vanguard

Vince Vanguard

LolliLiebe war vielleicht ein süßer Anblick auf dem ersten Blick, aber der Aftertaste könnte einigen im Halse stecken bleiben. Es handelt sich um ein verlockendes Start-up aus Berlin, das im Jahr 2022 gegründet wurde, als die Pandemie die Schwellenländer nach fruchtigen Eskapaden auf der Zunge lechzen ließ. Die Idee? Fruchtige, biologisch abbaubare Lutscher, die mit netten Botschaften versehen sind. Ein bisschen 'Gute Laune' für den Alltag, wenn man den Gründern Glauben schenken darf. Aber in Zeiten, in denen die politischen Temperaturen eher scharf sind, wird man den Verdacht nicht los, dass sich hier mehr Marketing-Geschwafel versteckt als echte Innovation.

Beginnen wir mit der angeblich ausgeklügelten Message hinter diesen Lollis. Jedes Bonbon trägt eine Botschaft wie „Sei du selbst“ oder „Love Wins“. Das klingt nach einer angenehm offenen Einladung zur Toleranz und Akzeptanz. Doch hinter dieser vermeintlichen Subtilität versteckt sich eine klare Agenda – eine Art penetranter Virtue Signalling, das einem die Freude am Süßigkeitenverzehr ordentlich verdirbt. Wer möchte bei einer fünfminütigen Zucker-Raserei noch an gesellschaftspolitische Debatten denken?

Natürlich bietet jede neue Erfindung die Möglichkeit, die Welt zu verbessern, und bei LolliLiebe besteht dieser Anspruch ganz bestimmt. Die Gründer behaupten, dass ihre Lutscher das Potenzial haben, Menschen zu ermutigen, mehr Liebe und Mitgefühl zu zeigen. Der fromme Wunsch dahinter spiegelt das utopische Ideal von Menschen wider, die sich gegenseitig auf Händen tragen. Doch unsere Welt ist nun mal nicht nur aus positiven Gedanken gemacht, und während der Lolli im Mund schmilzt, verblassen auch die ideologischen Werte, die aufgedruckt sind.

Werfen wir einen Blick auf das Publikum von LolliLiebe. Die Produkte sind eindeutig auf ein junges, urbanes Milieu zugeschnitten. Sie buhlen um die Gunst derjenigen, die mit trendigem Essen experimentieren und genau wissen wollen, woher ihre Produkte kommen. Doch der Fokus auf die aktuelle Generation lässt die bodenständigen Werte der vorangegangenen Generationen verblassen. Bewusst oder unbewusst wird hier ein Idealbild der 'globalen Weltbürger' gezeichnet, das bei manchem traditionalistischeren Bürger für Stirnrunzeln sorgt.

Wenn man das Begriffliche Marketing von LolliLiebe hinterfragt, kommt man nicht umhin, an die Umwelt zu denken. Die Lutscher werden aus zertifizierten, biologisch abbaubaren Materialien hergestellt. Die Verpackungen sollen umweltfreundlich sein, was bei den umweltbewussten Konsumenten, oder nennen wir sie Umwelthipstern, natürlich gut ankommt. Ich frage mich nur, ob die Liebe zur Umwelt tatsächlich so tief geht oder ob es eher eine PR-gerechte Fassade ist, um mehr Käufer anzulocken.

Ein weiterer Aspekt, den man nicht übersehen sollte, ist der Preis dieser Lutscher. Die Kosten sind exorbitanter als jene eines gewöhnlichen Supermarkt-Lollis. Es scheint, als zahle man nicht nur für die Zuckerware, sondern vor allem für das selbstgerechte Wohlgefühl, das man beim Verzehr erleben soll. Doch wofür geben wir hier unser Geld wirklich aus? Man könnte argumentieren, dass dieser Aspekt die Produktausrichtung von LolliLiebe mehr als deutlich veranschaulicht. Es zeigt eine Oberschicht, die sich für nachhaltige Produkte begeistern kann und bereit ist, den Preis dafür in Kauf zu nehmen – ein Preis, den sich nicht jeder leisten kann.

LolliLiebe ist das süße Paradox unserer Zeit – bunte Botschaften eingesperrt in einer Zuckerschicht, die für den ein oder anderen Magen schwer verdaulich sein könnten. Die Idee, dass ein einfacher Lolli die Welt zu einem besseren Ort machen kann, mag verlockend sein, aber realistisch betrachtet, bleibt es mehr Schein als Sein. Wir leben in einer Welt voller Herausforderungen und nicht jede Idee, die sich mit Liebe und Harmonie schmückt, ist ein rettendes Plakat gegen Ernüchterung und Widerstände.

In einer Gesellschaft, die sich zunehmend in den ideologischen Gräben verhakt, sind es zumeist die kleinen Gesten, die die größte Wirkung haben. Ein Lollipop mag süß sein, aber wahre Veränderungen kommen nicht von Botschaften auf einem Stückchen Zucker. LolliLiebe mag vielleicht ein Trend sein, der kurzweilig für Zuckerhunger sorgt, die echte Substanz aber sollte stets aus unserer eigenen Stärke kommen.